Das Netz gegen den Einzelkampf

Ein­zel­kampf — in der For­schung und beim Ver­fas­sen der Dok­tor­ar­beit. Allein — alleine mit unzäh­li­gen Model­len, einem Dok­tor­va­ter oder den Bergen an Lite­ra­tur, so fühlt sich jeter Dok­to­rand und jede Dok­to­ran­din min­des­tens einmal.

Dabei ist es egal, ob das Pro­mo­ti­ons­vor­ha­ben am Lehr­stuhl, zu Hause oder zwi­schen Theo­rie und Praxis bewäl­tigt wird. Das 1992 gegrün­dete Dok­to­ran­den­netz­werk Thesis e.V. ver­spricht Abhilfe. Die zu diesem ein­zig­ar­ti­gen Netz ver­knüpf­ten Mit­glie­der legen Wert auf Inter­dis­zi­pli­na­ri­tät und Erfah­rungs­aus­tausch unter Gleich­ge­sinn­ten. Das Gros der gut vier­hun­dert­fünf­zig “The­sia­ner” pro­mo­viert in Deutsch­land, einige auch in ande­ren Län­dern. Der Verein ist selbst inter­na­tio­nal ver­netzt im “Post­gra­dua­tes Inter­na­tio­nal Net­work” — kurz p‑net. “Wir wollen die uni­ver­si­tä­ren Bera­tungs­stel­len nicht erset­zen und auch keine Dis­ser­ta­ti­ons-Themen oder Dok­tor­vä­ter bzw. ‑mütter ver­mit­teln. Bei Thesis ist der Aus­tausch von Erfah­run­gen wich­tig”, erläu­tert der 35-jäh­rige Franz Schal­ler. Schal­ler pro­mo­viert an der HU im Fach Erzie­hungs­wis­sen­schaf­ten und ist Leiter der Thesis-Region Ost, die neben der Gruppe in Berlin noch die Grup­pen Erfurt/ Weimar und Leip­zig umfasst.

Das Dok­to­ran­den­netz­werk Thesis besticht durch eine Kom­bi­na­tion von Wis­sens­ba­sis und regio­na­len Akti­vi­tä­ten. Über die Inter­net­platt­form des Ver­eins arbei­ten bun­des­weit der­zeit vier Pro­jekt­grup­pen an den Themen “Hoch­schul­po­li­tik”, “Pro­mo­vierte”, “Pro­mo­tion mit FH-Abschluß” und “Inter­na­tio­na­les”. Die Mit­glie­der und die Pro­jekt­grup­pen stehen über meh­rere Dis­kus­si­ons­lis­ten im Inter­net in stän­di­gem Kon­takt — bei­spiels­weise werden über netz-​thesis-​de@​thesis.​de gene­relle pro­mo­ti­ons­re­le­vante Themen erör­tert. Durch das Wachs­tum des Ver­eins und das mitt­ler­weile gute Fünf­tel pro­mo­vier­ter Mit­glie­der gewin­nen Themen wie wis­sen­schaft­li­che Kar­riere oder Berufs­ein­stieg in der freien Wirt­schaft an Bedeu­tung. Jähr­lich wird ein Segel­törn und das Jah­res­tref­fen auf Burg Boden­stein ver­an­stal­tet. Auch die pro­mo­vier­ten Mit­glie­der tref­fen sich einmal pro Jahr — zuletzt am 10. Mai in Potsdam.

Über Semi­nare und Work­shops in Koope­ra­tion mit Unter­neh­men pfle­gen die “The­sia­ner” den Bezug zur Praxis. Der Verein geht dar­über hinaus Part­ner­schaf­ten zum Nutzen seiner Mit­glie­der ein. Das jähr­lich neu auf­ge­legte Mit­glie­der­ver­zeich­nis “The­sau­rus” und die alle zwei Monate erschei­nende Zeit­schrift “These” sind wei­tere wich­tige Bau­steine des Aus­tauschs. Die “These” behan­delt als zen­tra­les Organ rund ums Pro­mo­vie­ren metho­di­sche Themen, wie Zeit- und Selbst­ma­nage­ment, das Ver­fas­sen eines Pro­po­sals oder Pro­mo­ti­ons­mög­lich­kei­ten im Aus­land. Diese Themen werden ergänzt um fach­li­che Beschrei­bun­gen ein­zel­ner For­schungs­pro­jekte und durch Berichte aus dem Dok­to­ran­den­netz­werk. Der “The­sau­rus” erlaubt die gezielte Suche nach ande­ren Mit­glie­dern, die an einem ähn­li­chen Thema arbei­ten oder gleich­ar­tige Inter­es­sen ver­fol­gen. Die Infra­struk­tur, der “The­sau­rus” und die “These” sind im ver­gleichs­weise nied­ri­gen Jah­res­mit­glieds­bei­trag von drei­ßig Euro ent­hal­ten. “Die durch eine Mit­glied­schaft gewon­ne­nen Erfah­run­gen und Kon­takte sind ohne­hin unbe­zahl­bar”, fügt Franz Schal­ler an.

Die knapp sech­zig Mit­glie­der der Thesis-Gruppe in Berlin kommen von der FU, der TU, der HU und der Aka­de­mie der Künste — dabei exis­tiert kein Schwer­punkt bei den ver­tre­te­nen Fächern. “In Berlin ver­an­stal­ten wir jeden zwei­ten Don­ners­tag im Monat einen Stamm­tisch. Hier werden Pro­bleme mit der eige­nen Dis­ser­ta­tion dis­ku­tiert, aber im Mit­tel­punkt steht das Ken­nen­ler­nen von Doktorand/inn/en ande­rer Fach­rich­tun­gen und ein­fach das Abschal­ten von der Diss. Jeden letz­ten Don­ners­tag im Monat tref­fen wir uns zu einem Vor­trag über ein Pro­mo­ti­ons­vor­ha­ben eines Mit­glieds. Hier kann man unter Gleich­ge­sinn­ten die Prä­sen­ta­tion der eige­nen Arbeits­er­geb­nisse üben, erhält Feed­back und blickt über den eige­nen Tel­ler­rand”, beschreibt Doreen Sieg­fried, die stell­ver­tre­tende Regio­nal­lei­te­rin einige Akti­vi­tä­ten von Thesis in Berlin. Die 29-jäh­rige Sieg­fried pro­mo­viert an der HU im Fach Skandinavistik.

Dane­ben wurde in Berlin gerade eine Schreib­werk­statt gestar­tet und seit Ende April exis­tiert ein wöchent­li­cher Lauf­treff. “Schließ­lich gehen wir auch immer mal wieder auf Initia­tive Ein­zel­ner ins Kino, ins Thea­ter oder besu­chen zusam­men Aus­stel­lun­gen”, ergänzt Sieg­fried. Ort und Uhr­zeit aller Akti­vi­tä­ten werden über die Mai­ling­liste der Region Ost ver­schickt. Im Inter­net sind sie leicht zu finden unter www.thesis.de — zum einen in der Gesamt­über­sicht der Ter­mine, zum ande­ren spe­zi­ell auf den Unter­sei­ten der Region Ost. “Nicht­mit­glie­der sind bei uns herz­lich will­kom­men”, lädt Franz Schal­ler zum monat­li­chen Stamm­tisch ein.

Für Stu­die­rende, die mit dem Gedan­ken spie­len zu pro­mo­vie­ren, bietet die Web-Seite des Ver­eins (www.thesis.de) umfang­rei­che Infor­ma­tio­nen. Wer kurz vor der Pro­mo­tion steht, sein Pro­mo­ti­ons­stu­dium begon­nen oder gerade been­det hat und regel­mä­ßig Infor­ma­tio­nen über die Akti­vi­tä­ten von Thesis in Berlin erhal­ten möchte, sollte sich am besten gleich in die Mai­ling­liste ost-​thesis-​de@​thesis.​de ein­tra­gen. Eine Anlei­tung hierzu findet sich unter www.thesis.de. Für Nicht­mit­glie­der ist die Auf­nahme in die Liste für sechs Monate kos­ten­los und unver­bind­lich mög­lich. Für Fragen oder einen ersten Kon­takt steht Franz Schal­ler gerne zur Verfügung.

Wei­tere Informationen:

Dok­to­ran­den­netz­werks Thesis e.V.