Der Fluch der Magister
Erster Tag der Orientierungswoche für Erstsemester an der Uni, großer Saal, alle anderen um einen herum sind auch Neulinge und haben genauso wenig Ahnung. Eine lange Ansprache aller möglichen Dozenten, dann das:
“Es gibt den guten Weg in einem Studium und es gibt den schlechten Weg. Der gute Weg ist der harte, nach dessen Begehung man am Ende in das Himmelreich der Fachrichtung eingehen wird. Der andere ist der leichte Weg der studentischen Muße: man nennt ihn Magister!”.
Die Mundwinkel des Sprechers verziehen sich. “Magisterstudenten können nebenbei gleich ihren Taxischein machen”. Hat man sicher schon mal gehört. Mein erster guter Tipp: nicht einschüchtern lassen. Da empfiehlt es sich, einfach schön ruhig zu bleiben. Bis heute habe ich bereits genug Lehramt-Studenten gesehen, die bei einem Referat keinen geraden, frei-gesprochenen Satz herausbekommen haben, um zu wissen, dass es nicht unbedingt an der Art des Studiums liegen muss, ob man ein erfolgreiches Leben führen wird.
Beim Magisterstudium müssen nur ein paar Regeln beachtet werden: Ein Magister alleine reicht nicht aus, Zusatzqualifikationen müssen her.
“Die Mundwinkel des Sprechers verzeihen sich: Magisterstudenten.…”
Macht euch also vor Antritt des Studiums darüber Gedanken, ob ihr in den Ferien viel Zeit für Praktika und andere Zusatzqualifikationen habt. An Praktika ist allgemein schwer heranzukommen, vor allem, wenn man bis dato nur studiert hat und noch keine anderen praktischen Erfahrungen vorzuweisen hat. Denn dummerweise wünschen sich die meisten Unternehmen einen Praktikanten mit zigtausend Vorkenntnissen und Unmengen an Erfahrung. Hinzu kommt die Tatsache, dass man die Zwischenprüfung meist auch schon abgelegt haben soll. Bezahlt sind die heißbegehrten Praktika übrigens selten.
Wer sich rechtzeitig um einen Auslandsaufenthalt bemüht, der auch erst im Hauptstudium aufgenommen werden kann, kann hier schon mal viele Punkte sammeln. Rechtzeitig bedeutet ein gutes Jahr im voraus, denn die Unis sind zutiefst bürokratische Einrichtungen. Jede Uni hat in vielen Fachbereichen Partneruniversitäten, um deren Platz man sich bewerben kann. Ein Auslandssemester bringt viel Erfahrung ein, nicht nur was die Sprache angeht, und ist daher beinah Pflicht im Lebenslauf.
Organisation ist überhaupt das Nonplusultra. Sich rechtzeitig und vor allem eigenständig um alles kümmern ist ein absolutes Muss, ohne welches man das Studium nur schwerlich abschließen wird. Die Magisterstudiengänge zeichnen sich durch viel Freiheit in der Kurswahl und einer flexiblen Zeiteinteilung aus. Besorgt Euch eine Studienordnung und versucht, jedes Semester ausführlich in Hinblick auf die folgenden Punkte zu planen. Manche Pflichtveranstaltungen werden nur jedes zweite Semester angeboten oder aber mit einem Dozenten, von dem man nur Schlechtes gehört hat. Kümmert Euch also darum, dass ihr Euch nicht verzettelt. Das erfordert eine ungeahnte Menge an Selbstdisziplin (und kostete mich 2 Semester). Der Schaden ist schnell groß, wenn man es allzu ruhig angehen lässt. Auch dafür stehen jede Menge studentische Berater beiseite, die Euch gern helfen, den ersten Stundenplan zusammenzustellen. Immer fragen, wenn ihr etwas noch nicht wisst.
“Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt bleibt dumm!” Na, erinnert ihr Euch noch? Also traut Euch ruhig auch im Seminar, schließlich sind sie extra für Grundstudenten ausgerichtet. Hier lernt ihr auch die ersten wissenschaftlichen Grundlagen und nötigen Handgriffe.
Zu guter letzt noch ein elementarer Rat: schaut Euch bei der Einführungswoche und in den nächsten vier Semestern möglichst viele unterschiedliche Dozenten an, denn so weiß man zur Zwischenprüfung mit wem man gut kann und mit wem nicht. Das allerwichtigste aber sind die sozialen Kontakte: also quatscht Leute an, sucht Euch jemanden, mit dem ihr zusammen in eine Vorlesung geht usw. In dieser Situation, in der keiner etwas Genaues weiß und alle im selben Boot sitzen, lassen sich hervorragend Bekanntschaften schmieden. Ich habe meine beste Freundin am ersten Tag kennengelernt…