Red Bull Flugtag

Manch einer liegt auf der faulen Haut, manch einer geht arbeiten. 

Und manch einer lernt flie­gen. Semes­ter­fe­rien einmal anders.

Schon Goe­thes Faust wußte, dass Wissen alleine nicht glück­lich macht und es manch­mal an der Zeit ist, nicht mehr in Worten zu kramen, son­dern Taten spre­chen zu lassen. Und so mach­ten sich zwei tap­fere TU Stu­den­ten der Luft- und Raum­fahrt­tech­nik auf, die Uni mal Uni sein zu lassen und ihre Fach­bü­cher gegen Sonne, Wasser und ein fre­ne­ti­sches Strand­pu­bli­kum ein­zu­tau­schen. Der Red Bull Flug­tag stand dieses Jahr, nach einer Pause im letz­ten Jahr, wieder einmal an und mit ihm 1500 wage­mu­tige, hoff­nungs­frohe und ver­rückte Bewer­ber, die einen der begehr­ten Plätze auf der Start­rampe ergat­tern woll­ten. Jens Puhl­mann und Sascha Ehr­lich schaff­ten diese erste Hürde zu über­sprin­gen und stell­ten mit ihrem geflü­gel­ten Pferd Pega­sus eine der 38 inter­es­san­tes­ten Krea­tio­nen, denen die Start­erlaub­nis am 14. Sep­tem­ber erteilt wurde.

Nun wurde es ernst. Von der ersten fixen Idee, geschmie­det im hei­misch warmen und tro­cke­nen Stüb­chen, war es nun an der Zeit, die theo­re­ti­sche Tüf­te­lei hinter sich zu lassen und die Praxis kennen zu lernen. Der kühle Wann­see war­tete mit einer etwa 35 m langen und 6 m hohen Start­rampe und einem ebenso tiefen wie ver­meint­li­chen Hals-über-Kopf-Sturz auf seine Opfer. Es musste sich nun zeigen, ob ihr flug­tech­ni­sches Geschick ihren Pega­sus stolz erho­be­nen Haup­tes über den Wann­see galop­pie­ren lassen würde, oder ob ihr Pferd gemäß der Natur schwim­men, nicht aber flie­gen sollte.

Das begeis­te­rungs­fä­hige Publi­kum war­tete jeden­falls wieder einmal im bes­tens gefüll­ten Strand­bad Wann­see auf die Pilo­ten, um der wage­mu­ti­gen Flug­schau bei­zu­woh­nen und dank dem Son­nen­gott einen letz­ten Son­nen­brand abzu­grei­fen. Die Sonne war feins­ter Laune, der Strand urlaubs­reif und die Start­rampe bereit zum abhe­ben. Auch das Publi­kum am Strand war warm, um den Pilo­ten ihre Mei­nung mit­tels eines Klatscho­me­ters mit­zu­tei­len, und die gela­dene Jury hielt es kaum noch in ihren Flug­sit­zen. Sie woll­ten nun end­lich Flug­weite und Krea­ti­vi­tät bewer­ten. Es war nun an den Pilo­ten, die Show begin­nen zu lassen, wage­mu­tig ins kühle Nass zu sprin­gen und sich anschlie­ßend gebüh­rend feiern zu lassen. Um 11.45 hieß es dann end­lich: Die Rampe ist eröffnet.

“Die Rampe ist eröffnet”

Je weiter, desto muti­ger, je ein­falls­rei­cher, desto besser, so lau­tete die Devise. Noch waren Jens und Sascha hoff­nungs­froh, glaub­ten sie noch an ihr stu­den­ti­sches Fach­wis­sen. Auch klang­volle Kon­kur­ren­ten wie Dixi-Klo, Fli­wa­tüüt oder Flie­gende Banane schreck­ten sie nicht ab. Nein, sie woll­ten in der ver­rück­ten Pilo­ten­welt bestehen. Als Start­num­mer fünf war es auch früh­zei­tig soweit, Farbe zu beken­nen. Oder sagen wir lieber Wasser zu schlu­cken, wie sich zeigen sollte: “Eigent­lich waren wir zu gut, schließ­lich hoben wir schon früher ab!”, ana­ly­siert Jens den Start­ver­such. “Dann ging es aber steil die sechs Meter in die Tiefe.” Natür­lich war das Publi­kum ange­sichts dieser spek­ta­ku­lä­ren Flug­schau begeis­tert und klatschte laut­hals, doch reichte es am Ende nicht zum ersehn­ten Haupt­ge­winn, dem Pilo­ten­schein oder den 5000 Euro, son­dern “nur” zu einem guten 28. Platz. “Immer­hin nicht letz­ter!”, resü­miert Jens. Besser lief es bei den Jungs und Mädels um Fly Hai, Banana und dem Bran­den­bur­ger Adler, die mit Weiten um 17–18 m stolz auf dem Sie­ger­trepp­chen posie­ren durf­ten. Obwohl ein wenig Wehmut im TU-Team mit­klang, stand der humo­rige Cha­rak­ter des Flug­ta­ges an erster Stelle und bescherte ange­sichts der wun­der­bar som­mer­li­chen Stim­mung eine will­kom­mene Abwechs­lung vom Studentenalltag.

So konnte man den Sommer feucht-fröh­lich aus­klin­gen lassen, die unter­halt­sa­men Dar­bie­tun­gen der Pilo­ten betrach­ten und die anstren­gend auf lustig bedachte Mode­ra­to­ren­gilde um RTL-Mode­ra­to­rin Petra Schweers laut­hals über­klat­schen. Und sich schon auf ein nächs­tes mal in zwei Jahren freuen, denn ob Flügel oder nicht Flügel, mit Red Bull werden sich wieder einige wage­mu­tige, ver­rückte und tech­nik­be­geis­terte Tüft­ler finden und uns eine helle Freude bereiten…

Sarah Ludwig, Björn Tritschler