Zündende Idee, Businessplan und Finanzierung

Die Tech­ni­sche Uni­ver­si­tät bün­delt in der Grün­dungs­in­itia­tive die Kom­pe­ten­zen des „Ven­ture Campus“, „Human Ven­ture“ und „Entre­pre­neu­rial Rese­arch Teams“, um Grün­dun­gen aus der Hoch­schule heraus zu unterstützen.

Interview zu Gründungsunterstützung an der TU Gülşen Fidan und Franka Birke analysieren jeden Businessplan genau. Foto: Alexander Florin

Stu­di­en­be­glei­tend können so die Kennt­nisse erwor­ben werden, die für eine Selbst­stän­dig­keit not­wen­dig sind. Wir spra­chen mit Gülşen Fidan (28) und Franka Birke (29) vom Ven­ture Campus.

bus: Was benötigen Gründer?

Gülşen Fidan: Jeder Grün­der benö­tigt eine zün­dende Idee, einen aus­ge­feil­ten Busi­ness­plan und aus­rei­chend Start-up-Finanzierung.

Franka Birke: Die Grün­dungs­vor­be­rei­tung kostet viel Zeit und Nerven, im Rahmen des Ven­ture Campus vor allem in den Semes­ter­fe­rien, wenn der Busi­ness­plan erstellt wird.

Was zeichnet einen guten Businessplan aus?

Franka Birke: Er muss plau­si­bel sein und kom­pakt. Man schreibt weder einen Auf­satz noch einen Wer­be­pro­spekt, son­dern stellt seine Idee sach­lich vor, so dass jeder Laie den Text ver­steht. Oft ope­riert man mit Zahlen, bei­spiels­weise bei Markt- und Finanz­ana­ly­sen. Man sollte dabei immer Quel­len ange­ben. Ganz wich­tig ist auch die Vor­stel­lung der Teammitglieder.

Gülşen Fidan: Dieser Teil sollte beson­ders fol­gende Fragen beant­wor­ten: Hat das Team die nötige fach­li­che und per­sön­li­che Kom­pe­tenz? Welche prak­ti­sche Erfah­rung besitzt es? Was ist die Moti­va­tion der ein­zel­nen Teammitglieder?

Für wen schreibt man einen Businessplan?

Gülşen Fidan: Für Kapi­tal­ge­ber und stra­te­gi­sche Part­ner stellt er eine Visi­ten­karte für das Pro­jekt dar. Aber man schreibt diesen Plan auch für sich selbst zur eige­nen Ori­en­tie­rung – als Stra­te­gie­pa­pier. Eigent­lich sollte man die Bezeich­nung „Busi­ness­pla­nung” wählen, weil es einen Pro­zess dar­stellt. Der Busi­ness­plan ist nie­mals abge­schlos­sen, son­dern ent­wi­ckelt sich immer weiter.

Wie geht man an die Finanzplanung?

Gülşen Fidan: Zunächst berech­net man, wie­viel Kapi­tal not­wen­dig ist und über­legt sich, woher man es bekommt: Hat man es selbst, nimmt man ein Dar­le­hen auf oder hat man Chan­cen auf För­de­rung? Für Dar­le­hen oder Zuschüsse wendet man sich an die KfW, die zahl­rei­che Grün­dungs­pro­gramme anbie­tet. Die KfW erreicht man jedoch nur über die Haus­bank, die man erst über­zeu­gen muss. Für die neuen Bun­des­län­der und Berlin bietet die KfW sehr güns­tige Kon­di­tio­nen an.

Franka Birke: Viele Tabel­len stehen online zur Ver­fü­gung, die auto­ma­ti­sche Berech­nun­gen ent­hal­ten und eine gute Basis für die eigene Finanz­pla­nung dar­stel­len. Unsere Teil­neh­mer ver­lie­ren schnell die Angst vor den Zahlen und finden das Aus­fül­len der Tabel­len am Ende gar nicht so schwer.

Wie läuft eine gute Gründung ab?

Gülşen Fidan: Zuerst kommt die Idee, die man gründ­lich eva­lu­ie­ren, hin­ter­fra­gen und testen muss. Dann erstellt man den Busi­ness­plan und küm­mert sich um die Finan­zie­rung. Wenn die steht, wird gegrün­det und dann: Bloß nicht zu zag­haft sein!

Franka Birke: Die Finan­zie­rung muss gewähr­leis­tet sein. Die Banken sind da sehr zurück­hal­tend gewor­den. Wir ver­su­chen, einen rea­lis­ti­schen Ein­blick zu ver­mit­teln. Einige Stu­den­ten haben inter­es­sante Ideen und stel­len dann fest, dass diese wirt­schaft­lich nicht durch­führ­bar sind.

Gülşen Fidan: Es gibt keine Garan­tie dafür, dass alles gelingt. Nach Anga­ben der KfW über­lebt die Hälfte der Exis­tenz­grün­dun­gen keine zwei Jahre. Die drei Haupt­gründe sind: neben der fal­schen Ein­schät­zung der Ertrags­si­tua­tion und der Markt­durch­set­zung die Ver­nach­läs­si­gung einer soli­den Finanzierung.

Wie wichtig sind Netzwerke?

Franka Birke: Gerade in der Vor­grün­dungs­phase ist Unter­stüt­zung wich­tig, an der TU können inner­halb des Exist-Seed-Pro­gramms bei­spiels­weise Räume und Aus­stat­tung genutzt werden. Leider sind viele Ange­bote an den Hoch­schu­len zu wenig bekannt.

Gülşen Fidan: In der Grün­dungs­phase sind Netz­werke das A und O, sie bieten den Erfahrungsaustausch!

Franka Birke: Man sollte neben der Zeit für die Erstel­lung des Busi­ness­plans auch aus­rei­chend Zeit für die Kon­takt­su­che einplanen.

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Über Alexander (10 Artikel)
1998 bis 2008: Studium ÄdL und Angl/Am an der HU • 2000 bis 2004: Mitarbeit bei UnAufgefordert und Rettungsring • 2005 bis 2011: verantwortlicher Redakteur „Spree“ und „bus“ • mehr auf: www.zanjero.de und www.axin.de