Wissen für alle

Im Inter­net gibt es zahl­rei­che Pro­jekte, die das Büch­er­wäl­zen ablö­sen können. Immer wieder kur­siert das Schlag­wort der „Wis­sens-All­mende” durch die Welt, mal als For­de­rung, mal als Fest­stel­lung, mal als Zweifel. 

„All­mende” bedeu­tet „Gemein­gut”, also etwas, das allen gehört, was ja in Zeiten von Patent­an­wäl­ten und Digi­tal Rights Manage­ment nicht mehr selbst­ver­ständ­lich ist. Doch gibt es einige Berei­che, in denen es gut funk­tio­niert. Das popu­lärste Bei­spiel ist die Wiki­pe­dia, ein umfang­rei­ches Online-Lexi­kon, das es durch­aus mit dem Brock­haus oder der Micro­soft Encarta auf­neh­men kann, wie einige Ver­glei­che zeigen. Bei der Wiki­pe­dia fun­giert quasi die gesamte Mensch­heit als Redak­tion: Jeder kann Bei­träge ver­fas­sen, fremde kor­ri­gie­ren oder erwei­tern. Dadurch erge­ben sich zwar einige Lücken, gerade in klas­si­schen Dis­zi­pli­nen, und einige Fehler, aber bei weit über 300.000 Ein­trä­gen allein in der deut­schen Aus­gabe ist die Qua­li­tät ins­ge­samt sehr gut und die Arti­kel gehen häufig weit über schlichte Lexi­kon­ein­träge hinaus. Aller­dings kann auch die Wiki­pe­dia – wie jedes Lexi­kon – nur als Aus­gangs­punkt für die eigene Recher­che dienen und diese nicht ersetzen.

Lite­ra­tur für alle

Die Werke längst ver­stor­be­ner Autoren haben den Vor­teil, dass nie­mand mehr die Rechte an ihnen hält. Man bezahlt im Buch­la­den also meist nur für den Luxus, diese Texte in gedruck­ter Qua­li­tät ins Regal stel­len zu können. Welt­weit gibt es zahl­rei­che Pro­jekte, die solche Texte, an denen kein Autor oder Erbe mehr die Rechte hält, online ver­füg­bar zu machen. Häufig liegen die Texte als blanke Text-Dateien vor und können dann platz­spa­rend for­ma­tiert werden, wer dann noch einen Laser­dru­cker zur Hand hat, kann gegen­über einer Druck­aus­gabe rich­tig Geld sparen.

Für zahl­rei­che Fach­be­rei­che gibt es umfang­rei­che Online-Daten­ban­ken und ‑Platt­for­men, die eben­falls kos­ten­los nutz­bar sind und das Nach­schla­gen in umfang­rei­chen Büchern erspa­ren und so manche Biblio­theks­stunde über­flüs­sig machen, vor­aus­ge­setzt, man hat einen flot­ten Inter­net­zu­gang. Mediaevum.de bei­spiels­weise ist eine umfang­rei­che Link­liste rund um Mit­tel­al­ter­stu­dien: Wör­ter­bü­cher, Hand­schrif­ten, Biblio­gra­phien, Tagungs­ka­len­der, Stu­di­en­hin­weise. Wer nun meint, seine Haus­ar­beit gänz­lich mit­hilfe sol­cher Online-Quel­len schrei­ben zu können, wird von der Begeis­te­rung man­cher Pro­fes­so­ren für „echte Biblio­theks­ar­beit” davon abge­hal­ten und über­sieht die aktu­elle For­schungs­li­te­ra­tur, die eben noch nicht online steht.

Vor­sicht ist geboten

Eine War­nung bei all dem Wissen, was wirkt als sei es „All­mende”: Nur, weil etwas online ver­füg­bar ist, bedeu­tet das nicht, dass es ers­tens stimmt oder zwei­tens ein­fach so abge­schrie­ben werden darf. Auch Online-Quel­len müssen sauber zitiert werden – Pla­giate sind mit Such­ma­schi­nen leicht her­aus­zu­fin­den und werden zuneh­mend härter bestraft. De facto wächst also die Her­aus­for­de­rung an den ambi­tio­nier­ten Aka­de­mi­ker: Sehr viel Wissen ist sehr leicht zugäng­lich und muss in der eige­nen For­schung berück­sich­tigt werden.

Die Dis­kus­sion, was All­mende ist, ob bei­spiels­weise auch öffent­lich finan­zierte For­schung, und wie diese nut­zer­freund­li­che ver­wal­tet werden kann, ist noch längst nicht abge­schlos­sen. Die Viel­falt an Pro­jek­ten, die jeweils eigene Ziele ver­fol­gen und unter­schied­li­che Tech­ni­ken nutzen, lassen die Idee des ein­fa­chen, ein­heit­li­chen Zugriffs auf die glo­bale Wis­sens-all­mende immer weiter in die Zukunft rücken. 

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Über Robert Andres (33 Artikel)
Computerfreak und enthusiastischer Student. Vollblut-Berliner, der beinahe gern Lehrer geworden wäre.