Mysterien des Alltags
Ob sitzen, stehen, schlafen und gehen – rechts oder links ist hier die Frage. Jedem von uns ist mit Sicherheit schon einmal aufgefallen, dass man in bestimmten Situationen oder an bestimmten Orten auffällig oft zur selben Seite tendiert.
Lena zum Beispiel sitzt in der Bahn immer links am Fenster, läuft neben Freunden aber meist auf der rechten Seite und schläft auf der rechten Seite. Zufall, Mystik oder Wissenschaft? Ein erster Erklärungsversuch wäre Rechts- bzw. Linkshändigkeit. Jedoch müssten dementsprechend sämtliche Personen die es andersherum empfinden, jeweils die gegensätzliche Voraussetzung besitzen. Dies trifft mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zu, da es weitaus mehr Rechtshänder gibt.
Vom Schwert zur Tasche
Die Ursache muss demzufolge eine andere sein. Könnte es sich um ein Frauen-Männer- Ding handeln? Beziehen wir uns zunächst aufs Laufen. Überraschenderweise ist festzustellen, dass die meisten Frauen rechts neben dem Mann laufen. In früheren Zeiten war dies jedoch genau anders herum. Die Ursache hierfür ist, dass die Männer damals eine freie rechte Hand
brauchten, um in Gefahrensituationen das Schwert zu ziehen und die Frau zu beschützen. Interessanterweise braucht heutzutage die Frau eine freie rechte Hand um ihre Tasche besser tragen zu können. So zieht die Emanzipation ihre Kreise. Da also die meisten Frauen „Rechtsträger“ sind (womit wir doch wieder bei der Rechtshändigkeit wären) und eine Tasche zwischen sich und dem Mann ungünstig wäre, hat sich dieses neue Muster eingeprägt. Wie sieht es dagegen beim Schlafen aus? Ein zweiter Blick in die Vergangenheit enthüllt die Tatsache, dass Männer früher auf der Seite geschlafen haben, die näher an der Tür lag, um Frauen vor möglichen Einbrechern zu beschützen. Ganz offensichtlich waren damals all diese Regeln nach dem Schutz der Frau und der Stärke des Mannes ausgelegt. Jedoch ist es nicht besonders wahrscheinlich, dass dies gegenwärtig noch der Fall ist. Die Schlafposition wird heutzutage von einigen mit Feng-Shui-Regeln und innerer Aura begründet. Daher ergibt sich dies ganz individuell und ist grundsätzlich nicht auf Männer und Frauen oder links und rechts abgestimmt. Es sei denn, man schließt sich der Theorie an, dass derjenige, der auf der rechten Seite schläft, die Hosen in der Beziehung an hat.
Symbole der Sicherheit
Letztendlich noch die Sache mit dem Sitzen und Stehen. In Bus und Bahn zieht es sowohl Mann als auch Frau prinzipiell zum Fenster oder an die hintere Wand.
In Wartezimmern werden die Ecken bevorzugt und auch im Restaurant sitzt niemand gern am Tisch in der Raummitte. Dies liegt daran, dass man oft eine Grenze an einer Seite braucht, die gewissermaßen Schutz und Sicherheit symbolisiert und zusätzlich einen besseren Blick ermöglicht. Höchstwahrscheinlich charakterisieren Wissenschaftler dieses Empfinden als ein Überbleibsel aus der Jäger- und Sammler-Zeit. Im Endeffekt ergibt sich daraus, dass unsere Gewohnheiten eine Mischung aus Zufall und Wissenschaft sind und leider doch nichts Mystisches an sich haben.