Alles was du brauchst

Vater-Toch­ter-Bezie­hun­gen sind oft pro­ble­ma­tisch. Beson­ders schwie­rig wird es, wenn sich beide nicht kennen und erst spät auf­ein­an­der treffen.

  So in Alison Ken­ne­dys neuem Roman “Alles was du brauchst”: Die eltern­lose Mary Lamb ist bei ihren beiden schwu­len Onkeln auf­ge­wach­sen. Ihre Mutter hatte sie weg­ge­ge­ben und ihr Vater ist tot — das jeden­falls hatte die Mutter behaup­tet. Nun ist Mary erwach­sen und will Schrift­stel­le­rin werden. Sie gewinnt ein Sti­pen­dium und fährt dafür auf eine kleine, von Schrift­stel­lern bewohnte Insel, wo ihr der erfolg­rei­che Autor Nathan Stap­les in den kom­men­den sieben Jahren das nötige Hand­werk bei­brin­gen soll. Was Mary aber nicht weiß: Nathan ist ihr von Zwei­fel und Unsi­cher­heit zer­fres­se­ner Vater, der meh­rere Selbst­mord­ver­su­che hinter sich hat und nun seine Toch­ter bei sich haben will. Die schot­ti­sche Autorin Ken­nedy ver­steht es meis­ter­haft, die beiden Haupt­fi­gu­ren auch sti­lis­tisch an ein­an­der her­an­zu­füh­ren; der Weg ist jedoch von Miss­ver­ständ­nis­sen und ver­letz­ten Gefüh­len gepflas­tert. Die The­ma­tik mag düster erschei­nen, doch die inten­si­ven Cha­rak­ter­zeich­nun­gen sowie Mary Lamb selber drän­gen das Düs­tere des Romans in den Hin­ter­grund und machen ihn zu einem span­nen­den und groß­ar­ti­gen Tragikroman.