Brick Lane

Dieser Lite­ra­tur­früh­ling gehört den Fami­lien. Zahl­rei­che Autoren beschäf­ti­gen sich mit den ver­schie­dens­ten Formen der moder­nen Fami­lie: Egal, ob die Einwanderer‑, die kin­der­lose oder die klas­si­sche Fami­lie — und sie alle ähneln sich in ihrer Problematik. 

  Denn obwohl sie alle von einer nach außen homo­ge­nen Gruppe aus­ge­hen, gibt es in diesen Fami­lien keinen Zusam­men­halt und die ein­zel­nen Cha­rak­tere müssen ohne die Hilfe der ande­ren ihren eige­nen Weg finden. Im Ansatz erin­nert diese Idee an die “Bud­den­brooks”, mit denen Thomas Mann ein genera­ti­ons­über­grei­fen­des Fami­li­en­epos schuf. Doch wäh­rend die bud­den­brook­sche Fami­lie erst im Laufe der Zeit von einer star­ken Ein­heit in viele kleine, hete­ro­gene Bruch­stü­cke zer­fiel, beginnt Monica Alis Debüt “Brick Lane” (Droemer) genau hier, bei der inne­ren Zer­ris­sen­heit einer Fami­lie. Im Zen­trum steht Naz­neen, die mit 18 Jahren von ihrer Heimat Ban­gla­desch ins ferne London mit dem 40jährigen Chanu ver­hei­ra­tet wird. Ihre Auf­gabe ist es nun, zu putzen, zu kochen und die Kinder groß­zu­zie­hen. So lebt jedes Fami­li­en­mit­glied sein eige­nes Leben und Pro­ble­men mit dem Mann geht Naz­neen aus dem Weg, denn sie folgt dem Credo ihrer Mutter: Was nicht zu ändern ist, muss erdul­det werden. Als sie dann jedoch den jün­ge­ren Karim und durch ihre beiden Töch­ter die Welt außer­halb der Woh­nung kennen lernt, ver­än­dert sich auch Naz­neen und nimmt das Schick­sal ihrer zer­rüt­te­ten Fami­lie selbst in die Hand. Es ist ein sehr lang­sa­mer und ein sehr müh­sa­mer Weg für Naz­neen von der tota­len Abhän­gig­keit hin zu ein biss­chen Selbst­be­stim­mung, aber der ist flott, warm­her­zig und kurz­wei­lig beschrieben.