Villa Europa

Auch der Nor­we­ger Ketil Bjørn­stad widmet einige Teile seiner, den Bud­den­brooks nicht ganz unähn­li­chen Saga “Villa Europa” (Insel) den männ­li­chen Mit­glie­dern der Fami­lie Ulven, doch es sind bei ihm vor allem die Frau­en­fi­gu­ren, die eine zen­trale Rolle einnehmen.

  Denn so wie Bjørn­stad die Frauen cha­rak­te­ri­siert, sind sie es, die genera­ti­ons­über­grei­fend am meis­ten leiden und zu erdul­den haben. Er zeich­net damit einen Weg, der auch für die Frauen der bereits erwähn­ten Romane kenn­zeich­nend ist: Sie haben gelernt, sich auf nie­man­den (auch ihre Männer nicht) ver­las­sen zu können — und gewin­nen so von Anfang an die not­wen­dige Kraft, um den Kampf des Ein­zel­nen inner­halb der zer­bro­che­nen Fami­li­en­struk­tur erfolg­reich auf­zu­neh­men. Anders als bei den Bud­den­brooks, bei denen der Zer­fall durch die zuneh­mende Schwä­che der männ­li­chen Nach­fol­ger vor­an­ge­trie­ben wurde, sind es in den aktu­el­len Roma­nen meist die Frauen, die die zer­fal­le­nen Fami­lien wieder zusam­men­füh­ren könnten.