Den Löffel behalten
Der Löff el (mittelhochdeutsch „laff en“: schlürfen,
lecken) war vielerorts bis ins 19. Jahrhundert
neben dem Messer, das häufig nur zum
Zerteilen benutzt wurde, das einzige Esswerkzeug
und meist aus Holz.
In altsteinzeitlichen
Fundstätten wurden bereits Löff el geborgen,
die aus Knochen oder Holz geschnitzt waren.
Im alten Rom gab es zwei Arten von Löff eln,
die größere „ligula“ und die kleinere „cochlea“,
die mit ihrem nadelförmigen Stiel bei Schnecken
und Muscheln auch als Spieß diente und
die heutige Gabel ersetzte.
In Deutschland entstand die Löff elmacherei als
Zweig der metallverarbeitenden Industrie im
15. Jahrhundert in der Nähe von Eisenerzgewinnung
und ‑verhüttung. Kunsthandwerkliche
Löff elmacher stellten Löff el mit Verzierungen
und Inschriften her, vorwiegend als wertvolles
Geschenk und familiäres Erbstück. Bis in die
Neuzeit hinein blieb er ein recht kostbarer
Besitzgegenstand und wurde deshalb auch
vererbt (wer also „den Löff el abgibt“, stirbt). In
manchen Gegenden Europas ist heute noch
der Brauch lebendig, nach dem der Taufpate
einem Kind seinen ersten Löff el schenkt.