Gesichter im Hintergrund — Bücherfahrer von Berlin

Mat­thias Degen­hart, Stu­dent des Bau­in­ge­nieur­we­sens und der Betriebs­wirt­schafts­lehre, hat mit Biblio­the­ken nicht viel am Hut. Außer, dass er alle kennt, ihn alle kennen, er geheime Hin­ter­ein­gänge benut­zen darf,

schnel­ler an Bücher kommt als alle andern und jede Woche bis zu vier­hun­dert Bücher aus ganz Berlin nach Dahlem trans­por­tiert und zurück. Auf der Piste ist der 29Jährige ziem­lich flott unter­wegs. Mat­thias macht das Unmög­li­che mög­lich und erfüllt den Traum vieler For­schen­den, die sich nicht gern selber auf den müh­sa­men Weg der Lite­ra­tur­re­cher­che auf­ma­chen. Acht­zig Pro­zent seiner Zeit als stu­den­ti­sche Hilfs­kraft ver­bringt er auf der Straße und legt drei Mal pro Woche jeweils sech­zig Kilo­me­ter zurück. Die rest­li­chen zwan­zig Pro­zent hat er mit der Recher­che der Bücher­wün­sche zu tun, die ihm von den Dok­to­ran­din­nen und Pro­fes­so­rin­nen zuge­tra­gen werden.

Seine Arbeits­stätte: das kleinste Insti­tut mit dem größ­ten Ser­vice. Wer einen Dok­tor­ab­schluss beab­sich­tigt, sollte sich am Max-Planck-Insti­tut um ein Sti­pen­dium bemü­hen. Für die 50 bis 100 For­schen­den stehen elf Helfer und Hel­fe­rin­nen zur Ver­fü­gung, dar­un­ter drei stu­den­ti­sche Hilfs­kräfte. Die Digi­ta­li­sie­rungs­gruppe von vier Per­so­nen bei­spiels­weise scannt über acht­zig Stun­den die Woche Bücher in die Rech­ner des Insti­tuts der his­to­ri­schen Epistemologie.