Was ist Luxus für dich?

Julia wartet am Fahr­rad­stän­der vor der gemein­sa­men Universitätsbibliothek

der TU und UdK. Sie ist 24 und studiert

Schul­mu­sik an der UdK. Luxus hat für sie nicht nur einen finan­zi­el­len Aspekt, son­dern auch eine ideelle Bedeu­tung. Sie

schätzt beson­ders, dass man in unse­rer Gesell­schaft die Freiheit

hat, sowohl mate­ri­ell als auch ideell so leben zu können,

wie man es möchte. Aber auch das Geld zu haben um auszugehen

oder mal was Tolles zu essen, ist für sie Luxus.

Ein zer­saus­ter Blond­schopf, eine gedrehte Ziga­rette und

ein schwar­zes T‑Shirt mit der Auf­schrift „Hasta la victoria

siempre”. Das Bild scheint per­fekt, doch Kon­stan­tins Akzent

ist eher rus­si­scher als spa­ni­scher Natur: „Ich bin in Moskau geboren

und mit zwölf nach Deutsch­land gezo­gen.“ Luxus bedeutet

für ihn, dass er über seine Zeit selbst bestim­men kann

und bei seiner Lebens­ge­stal­tung keine Bar­rie­ren hat. Nach

einem kurzen Augen­blick fügt er lächelnd hinzu: „Na ja, ein

biss­chen Geld ist natür­lich auch nicht verkehrt.“

Dass Luxus nichts mit Geld zu tun haben muss, erklärt uns

Stefan (23), der an der HU Jura stu­diert. Er freut sich, wenn er

in seinem anstren­gen­den Stu­di­en­all­tag ein wenig Zeit fi ndet

und zu Hause ein­fach seine Ruhe haben kann. Er schwärmt

vom Luxus dieser „zeit­li­chen Oasen“; trotz­dem wirkt er nicht

gestresst und betont, dass er zufrie­den ist mit der Wahl seines

Stu­di­en­fachs. Er nutzt sogar die Gele­gen­heit, das Fach

hier­mit aus­drück­lich jedem zu empfehlen.

Die 23-jäh­rige Pas­cale ist Eras­mus-Stu­den­tin aus Paris und

liebt Deutsch­land. Sie unter­schei­det Luxus nach Lebensstandard:

In unse­rer west­li­chen Welt ist zum Bei­spiel Kunst ein Luxusgut

– sie ist nicht essen­zi­ell, son­dern not­wen­dig, um geistig

zu über­le­ben. Im Ver­gleich zu armen Län­dern wie Afrika

oder Süd­ame­rika ist Luxus nutz­los, er wird nicht gebraucht,

um das Über­le­ben zu sichern. Wir dage­gen leben alle im Luxus

und Überfl uss, ohne uns dessen bewusst zu sein. Pascale

hat bereits ein Diplom in Philosophie.

Chris­tina stu­diert Geschichte und Poli­tik an der HU. Die 25-

Jäh­rige ist anschei­nend sehr beschei­den und hat dabei konkrete

Vor­stel­lun­gen, was per­sön­li­cher Luxus bedeu­tet: sich einmal

in der Woche bei Duss­mann einen Coff ee to go leis­ten zu können.

Nach kurzem Nach­den­ken ergänzt sie, dass sie außerdem

freie Zeit schätzt. Und beson­ders wert­voll ist für sie der allgemeine

Zustand, sich keine Sorgen machen zu müssen.

Lena sitzt auf dem Campus der Uni Pots­dam und summt die

Melo­die von „Lie­bes­kum­mer is’ Luxus, Baby” wäh­rend ihr einzelner

Ster­nohr­ring lang­sam hin und her wippt. Für sie wäre es

schon Luxus, wenn sie sich jeden Morgen ein Überraschungsei

kaufen könnte, aber sie gönnt sich lieber Klei­nig­kei­ten ohne

Geld: Luxus ist Zeit, um alleine durch Berlin zu schlen­dern; Luxus

ist den ganzen Tag im Bett liegen und nichts tun; Luxus ist einfach

Ruhe für sich selbst fi nden. Der größte Luxus in den Augen

der ange­hen­den Medi­en­wis­sen­schaft­le­rin ist jedoch die Freiheit

– frei von Ver­pflich­tun­gen und frei von Geld zu leben.

AZ, JB, KB, Win