Ohne Rücksicht
Martin Scorsese ist zurück auf der Straße und liefert mit „The Departed“ mal eben den aufregendsten, schonungslosesten und konsequentesten Polizeithriller des Jahres. Basierend auf einem Drehbuch, das die Geschichte des Hongkong-Boxoffice-Hits „Infernal Affairs“ in Bostons Untergrund transferiert
und anstatt der Triaden die irische Mafia agieren lässt, versammelt der Regisseur ein Schauspielerensemble, das einem mit den gezeigten Leistungen während den über zwei Stunden Laufzeit den Mund weit aufstehen lässt. Da ist Leonardo Di Caprio (zum dritten Mal für Scorsese vor der Kamera) als Billy Costigan, der undercover in die Mafia eingeschleust wird und an seinem isolierten Doppelleben zu Grunde geht. Milchgesicht Matt Damon darf als Colin Sullivan einen fiesen Maulwurf in der Polizeitruppe mimen. Mark Wahlberg ist als cholerisch fluchender Polizei Sergeant Dignam für die im Original 237 „fucks“ verantwortlich.
Nicht zu vergessen Martin Sheen, Alec Baldwin und vor allem der in seiner Rolle ausflippende Jack Nicholson als genial verrückter Mafiaboss Jack Costello. Der sich schon mal nicht mehr einbekommt, wenn erschossene Frauen „lustig fallen“, der dir in einer Sekunde den Arm bricht und sich in der nächsten entschuldigt und dir Geld fürs Krankenhaus hinwirft, der kleine Mädchen fragt, ob sie ihre Periode schon haben oder beim Treff en im Pornokino mit einem Gummidildo in der Hand auftaucht. Jack Nicholson spielt seine Rolle in angsteinfl ößender Hingabe, doch lässt alle anderen Charaktere nie verblassen. Ein spannendes, brutales Meisterwerk über Vertrauen, Schuld und den Verlust der eigenen Existenz. Uneingeschränkt sehenswert.
Departed — Unter Feinden
USA 2006
152 min.
Kinostart: 7. Dezember
Regie: Martin Scorsese
Mit: Leonardo Di Caprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Alec Baldwin