Zurück zu Mutti

Vier Jahre. Vier Jahre lang habe ich in Berlin

mein eige­nes Leben auf die Beine gestellt und

gestal­tet. Vier Jahre lang war ich Tag für Tag für

mein Tun und Nicht-Tun ganz allein verantwortlich.

Vier Jahre Frei­heit. Und nun das.

Die Stu­di­en­ord­nung schreibt vor: drei Monate

Prak­ti­kum in stu­di­en­fach­ver­wand­ten Bereichen.

An Prak­ti­kums­plätze in Berlin ist fast gar nicht ranzukommen,

die durch­schnitt­li­che finan­zi­elle Lebenssituation

eines Stu­den­ten­da­seins lässt keine

ange­mes­sene Suite in Mün­chen zu und deshalb

hieß die preis­werte Lösung in meinem Falle: Zurück

zu Mutti. In meine Hei­mat­stadt Neubrandenburg.

Für sechs Wochen. Ein Prak­ti­kum bei

einer Lokal­re­dak­tion der Tages­zei­tung von Ost-

Meck­len­burg-Vor­pom­mern wollte ich absolvieren.

Da man sich für solche Prak­tika bekanntlich

min­des­tens ein Jahr vorher bewer­ben muss, hatte

ich genü­gend Zeit, um mich see­lisch und moralisch

auf die neue, jedoch nur intermezzoeske

Lebens­si­tua­tion vorzubereiten.

Die Stu­di­en­ord­nung schreibt vor: drei Monate

Prak­ti­kum in stu­di­en­fach­ver­wand­ten Bereichen.

An Prak­ti­kums­plätze in Berlin ist fast gar nicht ranzukommen,

die durch­schnitt­li­che finan­zi­elle Lebenssituation

eines Stu­den­ten­da­seins lässt keine

ange­mes­sene Suite in Mün­chen zu und deshalb

hieß die preis­werte Lösung in meinem Falle: Zurück

zu Mutti. In meine Hei­mat­stadt Neubrandenburg.

Für sechs Wochen. Ein Prak­ti­kum bei

einer Lokal­re­dak­tion der Tages­zei­tung von Ost-

Meck­len­burg-Vor­pom­mern wollte ich absolvieren.

Da man sich für solche Prak­tika bekanntlich

min­des­tens ein Jahr vorher bewer­ben muss, hatte

ich genü­gend Zeit, um mich see­lisch und moralisch

auf die neue, jedoch nur intermezzoeske

Lebens­si­tua­tion vorzubereiten.

Sie ist eigent­lich total locker und libe­ral, aber

auch sie kam um das klas­si­sche Mutti-Sein mit den Fragen „Ist alles in Ord­nung?”, „Was machst

du da?” oder „Hast du genug Geld?” nicht drumrum.

Sie ist in vielen Lebens­la­gen wirk­lich hilfreich,

das muss ich ihr lassen. Aber irgend­wie war

da wäh­rend meines Auf­ent­halts immer wieder

das Gefühl, am Abend von mir berich­ten und

mein Tun erklä­ren oder recht­fer­ti­gen zu müssen.

Das war am Anfang eine nahezu unerträgliche

Situa­tion, doch man gewöhnt sich bekanntlich

an alles und so hatte sich nach etwa drei Wochen

und viel mehr Dis­kus­sio­nen so eini­ges in

unse­rem Umgang mit­ein­an­der eingependelt.

Hab ich eigent­lich schon erwähnt, dass ich

auch wieder in meinem alten Kin­der­zim­mer gewohnt

habe? Das irgend­wann kurz nach meinem

Auszug vor vier Jahren ohne Gewährung

einer Abge­wöh­nungs­zeit von meiner Mama in

ein Gäs­te­zim­mer umfunk­tio­niert wurde? Das

hat mich damals getroff en wie ein Schlag, als

ich eines Tages ohne böse Vor­ah­nung zu Ostern

nach Hause fuhr und dieses Zimmer betrat. Da

hab ich doch meine, zum dama­li­gen Zeitpunkt

noch ein wenig erin­ne­rungs­werte Jugend verbracht

– und nun ist alles futsch?! Aber wenn

ich mir über­lege, ich hätte jetzt in meinem Kinderzimmer

mit Tapete im Jeans-Style statt in

dem dezent ein­ge­rich­te­ten Gäs­te­zim­mer hausen

müssen, ich hätte es wahr­schein­lich keine

Minute darin ausgehalten.

So ent­deckte ich neben dem finanziellen

Vor­teil von Tag zu Tag neue Pro-Mutti-und-Neubrandenburg-

Argu­mente. Sie ist eben doch die

Beste. Und das Prak­ti­kum hat ja auch Spaß gemacht,

wovon ich meiner Mama dann auch wie

früher nach der Schule erzählt habe.