Windeln und Wissenschaft

Fami­lie ist wieder ein Thema, vor allem Fami­lien mit Kin­dern. Fami­li­en­mi­nis­te­rin Ursula von der Leyen plant mehr Krip­pen­plätze und eine bes­sere Kin­der­be­treu­ung in Deutsch­land. In den Debat­ten um Kin­der­be­treu­ung, Eltern­geld und Gebur­ten­zah­len werden stu­die­rende Mütter kon­se­quent in den Rege­lun­gen über­gan­gen. Die Umstel­lung auf Bache­lor- und Mas­ter­stu­di­en­gänge mit straf­fe­ren Stun­den­plä­nen, Stu­di­en­ge­büh­ren und neues Eltern­geld macht es Stu­den­tin­nen schwer, wäh­rend des Stu­diums ein Kind zu bekom­men, sagt Katja Haese.

Sie ist Mit­ar­bei­te­rin der frau­en­po­li­ti­schen Spre­che­rin der Frak­tion Die Linke im Bun­des­tag und stu­diert an der Fach­hoch­schule für Ver­wal­tung und Rechts­pflege. Bisher galt das Stu­dium als idea­ler Zeit­punkt für Nach­wuchs. Die neuen Stu­di­en­ab­schlüsse schrän­ken vor allem die zeit­li­che Fle­xi­bi­li­tät, die für ein Stu­dium mit Kind not­wen­dig ist, stark ein. Vor allem die Ver­schu­lung der Stu­di­en­gänge mit den damit ver­bun­de­nen Anwe­sen­heits­pflich­ten ist ein Pro­blem, wenn das Kind mal mehr als ein paar Tage krank wird, weiß Katja Haese.

‚Helden des All­tags‘ werden Mütter gern genannt. Für stu­die­rende Mütter gilt das beson­ders. Foto: Albrecht Noack

Nicht nur die ver­stärkte Bean­spru­chung junger Eltern durch die Umstel­lung auf Bache­lor und Master macht die Ent­schei­dung für Kinder unat­trak­tiv; die neuen Eltern­geld­re­ge­lun­gen ver­stär­ken diesen Effekt. Seit Januar dieses Jahres bekom­men stu­den­ti­sche Eltern deut­lich weni­ger Geld vom Staat als bisher. Ihnen stehen 300 Euro monat­lich für einen Zeit­raum von maxi­mal 14 Mona­ten zu, anstatt wie bisher zwei Jahre lang monat­lich 300 oder ein Jahr lang 450 Euro. Um diese Benach­tei­li­gung aus­zu­glei­chen, beschloss der Bun­des­tag im Februar, dass Stu­die­rende mit Kind ab Herbst 113 Euro mehr Bafög bekom­men, das nicht zurück­ge­zahlt werden muss. Jedoch hilft das nur Bafög-berech­tig­ten Studenten.

Die staat­li­chen Hilfen stehen Eltern im Stu­dium aller­dings nur dann zu, wenn sie von der Uni beur­laubt sind. Viele, die wäh­rend der Schwan­ger­schaft nur noch wenig oder gar nicht mehr arbei­ten können, sowie Eltern, die nach der Baby­pause an die Uni zurück­keh­ren, trifft dieser Umstand hart. Um neben der Uni noch aus­rei­chend jobben zu können, wird so eine Ganz­tags­be­treu­ung der Kinder not­wen­dig. Hier helfen die Kin­der­be­treu­ungs­an­ge­bote der Uni­ver­si­tä­ten. Das Stu­den­ten­werk Berlin unter­hält an der TU, FU, UdK, FHW und TFH Kin­der­be­treu­ungs­stät­ten mit einer Ganz­tags­be­treu­ung von 8 bis 17 Uhr. Die HU hat eine eigene Kita, in der Stu­die­rende die Kinder von 9.30 bis 20.30 Uhr betreuen.

Trotz­dem sehen viele Aka­de­mi­ke­rin­nen erst nach dem Stu­di­en­ab­schluss die Mög­lich­keit, Kinder zu bekom­men, resü­miert Katja Haese aber auch hier sind viele der Ansicht, sich beruf­lich dadurch sehr ein­schrän­ken zu müssen.

Haben sich stu­die­rende Eltern trotz der schwie­ri­gen Rah­men­be­din­gun­gen für Kinder ent­schie­den, gilt es, den Uni-Alltag mit Kind zu meis­tern. Beim Kochen mit dem Lehr­buch in der Hand oder im Park beim Tref­fen mit der Refe­rats­gruppe der Kleine ist eigent­lich immer dabei, erzählt Jenny Schlö­ter; die Mutter eines 8 Monate alten Jungen stu­diert an der Uni Pots­dam. Die erste Haus­ar­beit seit der Geburt ist schon in Arbeit, geschrie­ben wird so neben­bei und zwi­schen­durch, zwi­schen Windel wech­seln und Brei füttern.

Ohne viel Hilfe von Freun­den und Fami­lie wäre der Spagat zwi­schen Uni­ver­si­tät und Kind fast nicht zu schaf­fen, hat Jenny festgestellt.