Fidschi: Zwischen Inseln unterwegs
Inselparadies. Ich steige aus dem Flugzeug. Als ich den Boden berühre, versinken meine Füße in feinem Sand, und die warme Sonne bekämpft die von der Klimaanlage hartnäckig auf meiner Haut liegende Kälte. Palmen wachsen überall, und ich werde mit einem Kokosmilchcocktail begrüßt. So habe ich mir das — annähernd — vorgestellt.
Doch meine Ankunft auf Fidschi, dieser kleinen Inselgruppe im Pazifik, gestaltet sich anders.
Aus L.A. kommend, trachte ich nach Abwechslung von Häuserschluchten, Fast Food und Hollywood. Auf Fidschi sollte das kein Problem sein, denke ich. Um 3 Uhr nachts komme ich auf dem Nadi (gesprochen Nandi) Airport an. Also erst mal keine Sonne. Der Beton ist so hart wie anderswo und der Flughafen ähnlich trostlos. Sogenannte Travel Agents fangen mich ab und wollen mich an ein Hostel vermitteln. Dafür erhalten sie Provision. Da ich jedoch meinen eigenen Kopf und keinen Plan habe, ignoriere ich sie und wende mich stattdessen an einen Taxifahrer, der mich zu einem Bett in Strandnähe und damit meinem Traum näher bringen soll.
Als uns der Hoteleigentümer begrüßt und dem Fahrer Geld in die Hand drückt, geht mir der Gedanke durch den Kopf, dass meine Vorstellung vom Paradies wenig mit Geld zu tun hat. Übermüdet muss ich bis zehn Uhr auf den Check-In warten.
Im Licht des Tages sieht das Hotel abschreckend aus, aber bei meiner Erschöpfung stört mich das jetzt nicht; ich schleppe mich in mein Bett. Pünktlich zum Sonnenuntergang bin ich wieder fähig aufzustehen, gehe ich zum Strand und entdecke statt weißem Sand eine undefinierbare Masse aus Braun und Schwarz, die sich zwar wie Sand anfühlt, aber wenig an ein Inselparadies erinnert.
Doch die Farben, die die untergehende Sonne an den Himmel zaubert, sind atemberaubend. Zurück im Hotel trinke ich zum ersten Mal Kava. Das ist ein aus Wurzeln gewonnener Saft mit beruhigender Wirkung, der in Mengen genossen ähnliche Effekte zeitigt wie Cannabis. Am nächsten Morgen breche ich in Richtung der Postkartenpanoramas und meiner eigenen Vorstellung auf: Mana Island.
Auch wenn es kein göttliches Brot gibt, lernt man hier das Inselleben von der Seite kennen, das man erwartet. Die Uhren gehen anders, sofern es welche gibt. Einzige Anhaltspunkte für die vergehende Zeit sind die Mahlzeiten. Weitere fantastische Sonnenuntergänge, Schnorcheln und Nichtstun ist das, was den Gast hier erfüllt. Im Übrigen ist der Sand schneeweiß. Die Leute Besucher wie Einheimische sind unglaublich nett, alles ist harmonisch.
Von da an reise ich von einer Insel zur anderen, und jede hat ihren eigenen Charakter. Auf Nanuya Levu wurde Die Blaue Lagune?g gedreht. Auf einer anderen befinde ich mich mit höchstens drei anderen Touristen, obwohl die Insel im Vergleich sehr groß ist. Das einzige Licht in der Nacht wird von Öllampen gespendet. Strom gibt es nicht. Dann wieder betrete ich ein Eiland, das man in zehn Minuten zu Fuß umrundet und auf dem etwa 120 Rucksacktouristen jeden Abend exzessive Partys feiern. Der Name ist Beachcomber Island und unter den Reisenden legendär.
Als ich auf die Hauptinsel zurückkehre, wird mir bewusst, dass es noch eine Welt neben der Inselrealität gibt. Doch das hat mittlerweile weniger enttäuschende Wirkung, denn jetzt weiß ich, dass meine Vorstellung vom Paradies doch irgendwo in der Realität existiert. Noch auf dem Flug nach Neuseeland spüre ich den Geschmack des Kokosmilchcocktails auf meiner Zunge.