Fidschi: Zwischen Inseln unterwegs

Insel­pa­ra­dies. Ich steige aus dem Flug­zeug. Als ich den Boden berühre, ver­sin­ken meine Füße in feinem Sand, und die warme Sonne bekämpft die von der Kli­ma­an­lage hart­nä­ckig auf meiner Haut lie­gende Kälte. Palmen wach­sen über­all, und ich werde mit einem Kokos­milch­cock­tail begrüßt. So habe ich mir das — annä­hernd — vor­ge­stellt.
Doch meine Ankunft auf Fidschi, dieser klei­nen Insel­gruppe im Pazi­fik, gestal­tet sich anders.

Aus L.A. kom­mend, trachte ich nach Abwechs­lung von Häu­ser­schluch­ten, Fast Food und Hol­ly­wood. Auf Fidschi sollte das kein Pro­blem sein, denke ich. Um 3 Uhr nachts komme ich auf dem Nadi (gespro­chen Nandi) Air­port an. Also erst mal keine Sonne. Der Beton ist so hart wie anderswo und der Flug­ha­fen ähn­lich trost­los. Soge­nannte Travel Agents fangen mich ab und wollen mich an ein Hostel ver­mit­teln. Dafür erhal­ten sie Pro­vi­sion. Da ich jedoch meinen eige­nen Kopf und keinen Plan habe, igno­riere ich sie und wende mich statt­des­sen an einen Taxi­fah­rer, der mich zu einem Bett in Strand­nähe und damit meinem Traum näher brin­gen soll.

 

Das Gegen-Para­dies
Auf den Fidschi-Inseln suchen viele das Para­dies. Wer lange genug sucht, findet es auch. Foto: Chris­to­pher Jerstädt.

Als uns der Hotel­ei­gen­tü­mer begrüßt und dem Fahrer Geld in die Hand drückt, geht mir der Gedanke durch den Kopf, dass meine Vor­stel­lung vom Para­dies wenig mit Geld zu tun hat. Über­mü­det muss ich bis zehn Uhr auf den Check-In warten.

Im Licht des Tages sieht das Hotel abschre­ckend aus, aber bei meiner Erschöp­fung stört mich das jetzt nicht; ich schleppe mich in mein Bett. Pünkt­lich zum Son­nen­un­ter­gang bin ich wieder fähig auf­zu­ste­hen, gehe ich zum Strand und ent­de­cke statt weißem Sand eine unde­fi­nier­bare Masse aus Braun und Schwarz, die sich zwar wie Sand anfühlt, aber wenig an ein Insel­pa­ra­dies erinnert.

Doch die Farben, die die unter­ge­hende Sonne an den Himmel zau­bert, sind atem­be­rau­bend. Zurück im Hotel trinke ich zum ersten Mal Kava. Das ist ein aus Wur­zeln gewon­ne­ner Saft mit beru­hi­gen­der Wir­kung, der in Mengen genos­sen ähn­li­che Effekte zei­tigt wie Can­na­bis. Am nächs­ten Morgen breche ich in Rich­tung der Post­kar­ten­pan­ora­mas und meiner eige­nen Vor­stel­lung auf: Mana Island.

 

Para­dies auf Erden

Auch wenn es kein gött­li­ches Brot gibt, lernt man hier das Insel­le­ben von der Seite kennen, das man erwar­tet. Die Uhren gehen anders, sofern es welche gibt. Ein­zige Anhalts­punkte für die ver­ge­hende Zeit sind die Mahl­zei­ten. Wei­tere fan­tas­ti­sche Son­nen­un­ter­gänge, Schnor­cheln und Nichts­tun ist das, was den Gast hier erfüllt. Im Übri­gen ist der Sand schnee­weiß. Die Leute Besu­cher wie Ein­hei­mi­sche sind unglaub­lich nett, alles ist harmonisch.

Von da an reise ich von einer Insel zur ande­ren, und jede hat ihren eige­nen Cha­rak­ter. Auf Nanuya Levu wurde Die Blaue Lagune?g gedreht. Auf einer ande­ren befinde ich mich mit höchs­tens drei ande­ren Tou­ris­ten, obwohl die Insel im Ver­gleich sehr groß ist. Das ein­zige Licht in der Nacht wird von Öllam­pen gespen­det. Strom gibt es nicht. Dann wieder betrete ich ein Eiland, das man in zehn Minu­ten zu Fuß umrun­det und auf dem etwa 120 Ruck­sack­tou­ris­ten jeden Abend exzes­sive Partys feiern. Der Name ist Beach­com­ber Island und unter den Rei­sen­den legendär.

Als ich auf die Haupt­in­sel zurück­kehre, wird mir bewusst, dass es noch eine Welt neben der Insel­rea­li­tät gibt. Doch das hat mitt­ler­weile weni­ger ent­täu­schende Wir­kung, denn jetzt weiß ich, dass meine Vor­stel­lung vom Para­dies doch irgendwo in der Rea­li­tät exis­tiert. Noch auf dem Flug nach Neu­see­land spüre ich den Geschmack des Kokos­milch­cock­tails auf meiner Zunge.