Alles nur Vitamin C

Früher war Vit­amin B ent­schei­dend. Heute zählen die „Con­nec­tions“. Net­wor­king ist die Tugend der Neuzeit.

Jeder kennt Geschich­ten von Freun­den, die Prak­ti­kum oder Job über Bekannte oder Ver­wandte bekom­men haben. Eine Studie des Insti­tuts für Arbeits­markt- und Berufs­for­schung stellte fest, dass die Job­su­che über per­sön­li­che Kon­takte bis zu 85 Pro­zent erfolg­reich ist. Die Erfolgs­quote von Inse­ra­ten liegt dage­gen nur knapp über 50 Pro­zent. Der Aufbau und die Pflege eines beruf­li­chen und sozia­len Netz­werks kann sich also für jeder­mann auszahlen.
Kenne dein Netzwerk
Jeder von uns ist in unter­schied­li­che soziale Netz­werke ein­ge­bun­den, in denen sich Ver­wandte, Freunde, Nach­barn, deren Fami­lien, Ver­eins­ka­me­ra­den, ehe­ma­lige und aktu­elle Kol­le­gen oder Kom­mi­li­to­nen befin­den. Diese Betei­lig­ten kennen sich meist nicht einmal, doch mit dir als Bin­de­glied könn­ten sie von­ein­an­der pro­fi­tie­ren. Der deut­sche Durch­schnitts­bür­ger kennt laut dem Sozi­al­wis­sen­schaft­ler Harro Kähler mehr als tau­send Per­so­nen über meh­rere Ecken. Der ame­ri­ka­ni­sche Psy­cho­loge Stan­ley Mil­gram errech­nete, dass jeder Erden­bür­ger über eine Kette von maxi­mal sechs Men­schen jeden ande­ren errei­chen kann.
Also brau­chen wir nur unsere Ver­bin­dun­gen rich­tig zu nutzen. „Net­wor­king“ ver­spricht eine erfolg­rei­che Stra­te­gie zu sein. Doch häufig unter­schät­zen wir die Bezie­hun­gen zu ent­fern­ten Bekann­ten. Wir gehen davon aus, dass es im Wesent­li­chen auf unsere Fami­lie und Freunde ankommt. Doch der ame­ri­ka­ni­sche Sozio­loge Mark Gra­no­vet­ter stellte fest, dass unsere star­ken Bezie­hun­gen zwar unsere Tränen trock­nen, wir über schwa­che Bezie­hun­gen hin­ge­gen oft­mals einen neuen Job bekommen.
Meist ver­fü­gen die Nahe­ste­hen­den über ein zu ähn­li­ches Netz­werk und kennen vor­wie­gend Leute, die wir selbst bereits kennen. Bekannt­schaf­ten über meh­rere Ecken können uns jedoch mit Men­schen und Wissen in ande­ren Netz­wer­ken ver­bin­den. Doch je weit­läu­fi­ger das Netz­werk, desto wich­ti­ger ist auch die Pflege.
Kom­pe­tenz und Sympathie
Je näher uns die Per­so­nen stehen, desto wich­ti­ger sind Sym­pa­thie und gemein­same Inter­es­sen. Kom­pe­tenz, Fach­kennt­nis oder wie­derum Bezie­hun­gen sind eben­falls rele­vante Kri­te­rien für Per­so­nen, die in unser Netz­werk gehö­ren. Net­wor­king bezieht sich nicht auf die Per­so­nen, die wir sowieso regel­mä­ßig sehen, son­dern ist die Kunst, bei mög­lichst vielen Per­so­nen im Gedächt­nis abge­spei­chert zu sein  und selbst eben­falls mög­lichst viele Per­so­nen zu kennen. Dabei geht es nicht nur um die Dicke des Adress­buchs, son­dern darum, Per­so­nen zu kennen, die das Netz­werk berei­chern, von denen wir und die von uns pro­fi­tie­ren. Der rich­tig gute Netz­wer­ker lässt es sein Netz­werk nie spüren, dass es vor­ran­gig aus prag­ma­ti­schen Grün­den besteht; „Suche dir Freunde, bevor du sie brauchst“, klingt brutal, ist aber das zweck­mä­ßige Motto der Networker.
Nie­mand bekommt nur aus Sym­pa­thie einen Job, umso wich­ti­ger ist es, die Kom­pe­ten­zen ande­rer zu kennen und die eige­nen mit­zu­tei­len zu können. Mit etwas Glück können Netz­werke zahl­rei­che Türen öffnen. Durch­ge­hen müssen wir aber selbst, und dabei dürfen wir weder uns noch unser Netz­werk blamieren.