Bundestag on Air erleben

Wenn Poli­tik und Musik zusam­men­tref­fen, ent­steht etwas Neues: ein Polit-Pod­cast. Wir haben uns umgeschaut.

Der gemeine Stu­dent hat meist keinen Groß­bild­fern­se­her, aber dafür einen Com­pu­ter mit Inter­net­an­schluss. Wenn das abend­li­che „Event-Movie“ auf dem stu­den­ti­schen Nied­lich-TV-Gerät seine Inhalts­leere nicht mehr durch Größe kom­pen­sie­ren kann, begibt sich der Stu­dent auf die Suche nach wahren Inhal­ten und wird dabei im Inter­net mehr als fündig. Jetzt gibt es keine Aus­rede für Poli­tik­ver­dros­sen­heit mehr, denn über ihre Inter­net­sei­ten sind alle Par­teien mehr als ein­deu­tig unter­scheid­bar. Auch bieten sie infor­ma­tive Pod­casts an, was die Inhalts­su­che mit dem Unter­hal­tungs­be­dürf­nis kom­bi­niert. Schnell den Mais in der Pfanne zum Plop­pen brin­gen, und der amü­sante Gern­seh­abend ist eröffnet.
Beru­hi­gend
Der wich­tigste Poli­tik-Pod­cast Deutsch­lands ist die wöchent­li­che Anspra­che der Kanz­le­rin, die moderne Sonn­tags­rede. Der Vor­spann zeigt Berlin und das Kanz­ler­amt, rote, gelbe und schwarze Kästen durch­schwe­ben das Bild. Dann kommt die Kanz­le­rin zu Wort. Bei Afgha­ni­stan-Ein­satz oder Steu­er­hin­ter­zie­hung beru­higt die ewig opti­mis­tisch blei­bende Kanz­le­rin ihre Zuschauer, dass alles schon irgend­wie klap­pen wird. Wir sind beru­higt. Der Pod­cast soll auch beru­hi­gen und ist zurück­hal­tend als spre­chen­des Foto insze­niert. „Die Bun­des­kanz­le­rin: Pod­cast“ ist nicht der Par­ty­knal­ler, aber in fünf Minu­ten sin­niert Angie­ sehr ange­nehm über aktu­elle Themen.
„SPD:vision“ gibt Hoff­nung auf wei­te­ren Zukunfts­op­ti­mis­mus. Wer Ant­wor­ten auf „Ihre Frage an Kurt Beck“ sucht, wird vom SPD-Portal auf You­tube wei­ter­ge­lei­tet. Einige SPD-Bot­schaf­ten besit­zen sogar Unter­ti­tel so können wir die Vor­le­sun­gen auch mit­le­sen. Die Nummer eins unter Kurts Anspra­chen ist die Auf­for­de­rung zum Video­wett­be­werb „Gute Arbeit“. Fort­lau­fende Musik im Hin­ter­grund lässt das Ganze wie eine eupho­risch-lus­tige Radio­sen­dun­gen wirken, ver­leiht aber die nötige Dyna­mik, was den Mangel an Gesche­hen aus­gleicht. Übri­gens lobt die SPD 3.000 Euro für gute Arbeits-Videos aus.
Die Grüne Jugend ver­zich­tet auf Video, aber ihr MP3-Pod­cast grün, jung, sta­che­lig“ lohnt sich. Die Spre­cher sind sym­pa­thisch und die Themen für junge Wähler auf­be­rei­tet. Also Augen schlie­ßen und lau­schen, was die Grünen zu Kli­ma­kon­fe­renz oder Daten­schutz zu sagen haben. Aller­dings leidet die Aktua­li­tät unter dem Fehlen von Bei­trä­gen nach 2007.
Viel­fäl­tig
Die Links­par­tei zeigt sich mit dem Video-Pod­cast „Hier spricht die Oppo­si­tion“. Mit der ange­bo­te­nen Datei­viel­falt findet jeder Com­pu­ter­be­sit­zer etwas pas­sen­des nie­mand muss auf die Bot­schaft ver­zich­ten. Die dyna­misch-pep­pige Vor­spann­mu­sik lässt Großes erwar­ten. Oskar, Gregor und andere Poli­ti­ker geben uns Ein­blick in ihre Gedan­ken auch hier hat der Zuschauer die Qual der Wahl. Wel­chen man auch wählt, im Hin­ter­grund sieht man eh immer die­sel­ben Sta­tis­ten vorbeilaufen.
Die FDP hat viele Poli­ti­ker, die wohl nichts gegen eine Schau­spiel­kar­riere hätten. Diesen Ein­druck ver­mit­telt jeden­falls die Minia­tur-Video­­thek auf www.tv-liberal.de. Die wahre Perle der Video-Pod­casts ist „Fricke & Solms“ mit dem Vor­sit­zen­den des Bun­des­tags-Haus­halts­aus­schus­ses Otto Fricke und dem finanz­po­li­ti­sche FDP-Spre­cher Dr. Her­mann Otto Solms. Drei Kame­ra­per­spek­ti­ven, Zooms und das Schau­spiel­ta­lent der Haupt­dar­stel­ler machen den Pod­cast zum Genuss, unab­hän­gig von der poli­ti­schen Auf­fas­sung des Zuschau­ers. Im par­ti­ell locke­ren Gespräch wird die große Poli­tik dis­ku­tiert und mit einem Witz zum Schluss gekrönt. Das macht es zum Podcast-Tipp.
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