Gangster sind ziemliche Spießer

„Hard­co­ver“ erzählt von Möch­te­gern-Gangs­tern und einem Autor mit Schreib­blo­ckade. Wir spra­chen mit Dreh­buch­au­tor und Regis­seur Chris­tian Zübert.

Du hast bei „Hard­co­ver“ Regie geführt und das Dreh­buch geschrie­ben. Woher kam deine Inspi­ra­tion für den Film?
Der Grund­stock der Geschichte war eine Sache, die mir selbst pas­siert ist und Chris­toph im Film wider­fährt. Mit Anfang 20 wollte ich aus einem Lehr­buch die Lek­tion anwen­den, dass man sich ein Ton­band­ge­rät ein­ste­cken sollte, um ein Ohr dafür zu bekom­men, wie Leute sich unter­hal­ten. Wir saßen in einer Runde zusam­men und haben einen geraucht. Plötz­lich sagt einer: „Fuck, der Typ hat ein Ton­band mit­lau­fen.“ Der dachte sofort, ich wäre ein Zivil­po­li­zist. Das war jetzt nicht gefähr­lich, aber recht pein­lich. Ich habe mir das dann in einem ande­ren Umfeld vor­ge­stellt, wo es nicht ganz so glimpf­lich aus­ge­gan­gen wäre. Basie­rend auf dieser Geschichte ent­stand der Rest des Films.
Ist Chris­toph dein Spiegelbild?
Da er recht uncool ist (lacht) eher nicht, ich habe keinen Mini­pli auf dem Kopf. Ich bin aber auch ein beob­ach­ten­der Typ wie viele Künst­ler. Ich fühle mich wohler, dane­ben­zu­ste­hen und zuzu­schauen und bin manch­mal über­for­dert, wenn ich in das Leben ande­rer hin­ein­ge­zo­gen werde.
Hat es dich geär­gert, dass typi­sche Gangs­ter­filme immer Action und Bru­ta­li­tät zeigen, sodass du dach­test, du machst es anders?
Wenn ich mich wäh­rend der Recher­che mit Typen aus der Halb­welt unter­hal­ten habe, dann sind die nicht mit Gold­kette, kok­send und drei Nutten im Arm rum­ge­lau­fen, son­dern waren ziem­li­che Spie­ßer. Sehr boden­stän­dig mit Alt-Eiche-Fur­nier-Schrank­wand zu Hause. Das ist letzt­end­lich wie ein Job. Ich war auch auf einem Box­kampf, das war eher wie ein Betriebs­aus­flug der Klemp­ner-Innung. Es war sehr reiz­voll zu zeigen, dass nicht alles cool und hip ist und es so auf die Schippe zu nehmen. 
Chris­toph befin­det sich in der „Rush­hour of life“ zwi­schen 27 und 35, wo die Wei­chen für das rest­li­che Leben gestellt werden. Du wirst bald 35 Jahre alt. Kannst du das bestätigen?
Es ist in jedem Fall eine der beängs­ti­gen­den Phasen des Lebens. Ich habe Glück, dass ich beruf­lich recht früh die Kurve gekriegt habe. Ich mache jetzt seit fast zehn Jahren Filme. Ich kenne aber viele, für die es bis Ende zwan­zig ganz char­mant war, ein wenig rum­zu­stu­die­ren. Mit 33 ist das dann nicht mehr lustig, son­dern lang­sam tra­gisch. Wenn jetzt nicht lang­sam was pas­siert, wird der mit 40 immer noch Pakete sortieren. 
Wie lief die Arbeit am Set?
Es war ganz anders als bei „Lamm­bock“. Damals wusste keiner so rich­tig, was er tut. Wir waren nicht stoned am Set, aber wir haben alles ein­fach recht ent­spannt laufen lassen, was für den Film gut war. Bei „Hard­co­ver“ muss­ten wir auf­pas­sen, dass wir uns nicht wie­der­ho­len, son­dern etwas Neues machen. Es war eine ganze Ecke ernst­haf­ter, eine ganze Ecke konzentrierter.