China weist Studis aus

Das Vor­feld von Olym­pia domi­nie­ren nega­tive Schlag­zei­len über China. Sich ein dif­fe­ren­zier­tes Urteil zu bilden, fällt schwer.

Chinas Visa-Pol­ti­tik sorgt welt­weit für Ver­wir­rung. Ende April hieß es, dass inter­na­tio­nale Stu­den­ten wäh­rend Olym­pia 2008 in Peking vom 8. bis 24. August das Land ver­las­sen müss­ten. Die uni­ver­si­tä­ren Som­mer­kurse in Peking wurden ersatz­los gestri­chen. Am 6. Mai äußerte sich der Spre­cher des chi­ne­si­schen Außen­mi­nis­te­ri­ums erst­mals dazu und erklärte, dass China die Visa-Ver­ga­be­be­stim­mun­gen ver­schärft hätte, um die Sicher­heit der Sport­ler und Gäste von Olym­pia zu gewährleisten.

Anna Mett, Stu­den­tin an der FH Pots­dam, absol­viert seit August 2007 ein Prak­ti­kum in einem drei­spra­chi­gen Kin­der­gar­ten in Peking. 

Wie erlebst du die Stim­mung in China kurz vor Olympia? 
Als Aus­län­der ist man mir bis jetzt durch­weg sehr freund­lich begeg­net. Die Vor­be­rei­tun­gen für Olym­pia laufen auf Hoch­tou­ren. Man kann auf einem rie­si­gen Platz stehen und auf der Groß­lein­wand das „Word of the Day“ lernen: „Can I help you?“ Es wird sich sehr große Mühe gege­ben, ein schö­nes Peking zu zeigen. Ich emp­finde diese Stim­mung als recht angenehm. 
 
Kommst du selbst an wahr­heits­ge­treue Medien heran? 
Ohne Pro­bleme, denn ich kann jeder­zeit auf deutsch­spra­chige Seiten zugrei­fen. Aber auch west­li­che Medien berich­ten häufig nicht wahr­heits­ge­treu und schie­ben China oft den schwar­zen Peter zu. 
 
Wie auf­ge­klärt sind die Chi­ne­sen über die gegen­wär­tige poli­ti­sche Lage Chinas? 
Ich sehe hier keinen Unter­schied zwi­schen Chi­ne­sen und Deut­schen: Es hat mit der Bil­dung zu tun. Vor allem Chi­ne­sen, die im Aus­land waren, sind sehr auf­ge­klärt. Es wirkt wie in Par­al­lel­wel­ten: Die Len­kung durch die Regie­rung wird hin­ge­nom­men, und gleich­zei­tig lebt man sich in Nischen aus. Die alter­na­tive Kunst- und Musik­szene ist sehr groß und aktiv. 
 
Hast du Chi­ne­sen mit deiner Mei­nung konfrontiert? 
Ich bin da sehr vor­sich­tig, da ich ein Gast in diesem Land bin und zum Zeit­punkt der Tibet­auf­stände zu wenig über den Kon­flikt wusste. Mit meiner besten Freun­din, einer Pekin­ge­rin, habe ich dar­über gespro­chen. Sie ist es gewohnt, dass man nicht alles weiß. Es gibt hier ein­fach eine andere Men­ta­li­tät, mit Kon­flik­ten umzugehen. 
 
Hat­test du Pro­bleme mit den Visa? 
Mein Visum mit Studenten‑, bzw. Prak­ti­kan­ten­sta­tus ist jeweils 90 Tage gültig und muss dann ver­län­gert werden. Bis jetzt ist unklar, ob ich die Ver­län­ge­rung bis zum Abflug­tag am 15. Juli bekomme.