Expressiv

Seinem Lern- und Stress­um­feld ent­führt, sitzt Theo­loge Martin im Kino­ses­sel, und es läuft nichts Gerin­ge­res als die neue Apatow(„Superbad“)-Komödie „Ananas Express“. Martin, der sonst eher „erns­tere“ Filme vor­zieht, kommt ganz ohne Vor­kennt­nisse und voller Vor­freude ins Kino ohne zu wissen, was ihn erwar­tet. Das ist viel­leicht auch gut so. Die Helden werden stoned sein, es könnte blu­tige Szenen geben, und auch Gott kommt nicht unge­scho­ren davon. 
Ananas Express; Regie: David Gordon Green; Mit Seth Rogen und James Franco; Start: 23. Oktober

Das Licht ver­lischt, und der Vor­hang öffnet sich. Wir sehen Gerichts­zu­stel­ler Dale, der sich trotz seines Alters mit Frauen aus der High­school trifft und dau­er­be­kifft in seinem Schrott­auto von Job zu Job fährt. Ihn und Dealer Saul beglei­ten wir auf eine Odys­see, bekifft rau­fend durch die Natur und Kali­for­nien, ver­folgt von Gesetz und Mafia. Denn Dale hat einen Mord gese­hen, bei dem er besser nicht vor Ort gewe­sen wäre. Doch ihre gemein­same Flucht bringt die beiden auch an die Wur­zeln ihrer Freund­schaft, die wid­ri­gen Umstände schwei­ßen sie immer weiter zusam­men. Einen Theo­lo­gen wie Martin berührt die mensch­li­che Ent­wick­lung mehr als das um ihn herum gröh­lende Publi­kum. Das Lachen stei­gert sich zum Orkan, als Dealer Saul bei einer Ver­fol­gungs­jagd in bester Hol­ly­wood-Action­film-Manier ver­sucht, die Scheibe eines Poli­zei­au­tos her­aus­zu­tre­ten, jedoch mit einem Bein darin steckenbleibt. 

Dann pas­siert es, Dale lässt sich in einem Ver­kaufs­ge­spräch das titel­ge­bende Super­gras „Ananas Express“ andre­hen, das wohl rich­tig „rein­haut“. Als Dealer Saul einen tiefen Atem­zug aus der Tüte nimmt und Ananas Express mit dem Super­la­tiv preist, es rieche so gut, es müsse „Gottes Vagina“ sein, bricht auch aus dem Theo­lo­gen Martin das laute Lachen heraus. „Selbst­iro­nie und über sein The­men­ge­biet lachen können, das befreit“, sagt er später. Bei den fol­gen­den Action­se­quen­zen, in denen Beine abge­schos­sen und Köpfe platt gefah­ren werden, run­zelt das Publi­kum zusam­men mit Theo­loge Martin zwar nur mit der Stirn. Als jedoch der Vor­hang auf­geht und es wieder Licht wird, kann er sich sicher sein: Durch das Anschauen dieses Films hat er ebenso wenig wie seine Sitz­nach­barn einen Frevel begangen.