FU: Noch nicht ausgereift
Maluspunkte können an der FU auch für fleißige Studenten zu Stolpersteinen werden.
Tausende Erstsemester strömen durch die heiligen Hallen der Berliner und Potsdamer Universitäten und Fachhochschulen. Sie drängen sich geschickt in die interessantesten Seminare, versuchen das Mensaessen und schließen neue Freundschaften. Mit hüpfendem Herzen blickt der Student seinem weiteren Studienverlauf entgegen. Das böse Erwachen folgt. Von vielen unbemerkt, lauern die sogenannten Maluspunkte in der dunkelsten Ecke der Studienordnung der Freien Universität Berlin, um das Studium zu vermiesen.
Mit der Modularisierung der Studiengänge im Zuge des Bologna-Prozesses hat sich die Freie Universität eine ganz besondere Schikane ausgedacht: Maluspunkte sind Minuspunkte. Wer das dritte Mal zu einer Klausur antritt, bekommt auch einen Maluspunkt auf dem Leistungskonto. Insgesamt darf jeder Studierende fünf Minuspunkte während des gesamten Studiums sammeln. Danach heißt es: Aus die Maus, Zwangsexmatrikulation und Studiersperre für die FU. Viele Studenten können über diese Drohung nur müde lächeln. In Studienfächern, wo Ausfälle der Seltenheit angehören, wird der Maluspunkt eher selten vergeben. Juristen und Naturwissenschaftler müssen allerdings des Öfteren ums Bestehen kämpfen. Da sammelt sich im Lauf der Semester der eine oder andere Maluspunkt an.
Im Fachbereich für Biologie sind Durchfallquoten von bis zu 80 Prozent keine Seltenheit. Nach eingängigen Protesten der Studenten gegen die strenge und untragbare Regelung wurden die Maluspunkte in der Biologie bis auf weiteres auf Eis gelegt. Auch dem Studentenstreik im Wintersemester 2005/2006 folgten beschwichtigende Worte des FU-Präsidenten Dieter Lenzen per eMail an alle Fachbereiche. Die bis dahin geltenden zeitbezogenen Maluspunkte wurden nach dem Streik ausgesetzt. Bis dato gab es auch einen Maluspunkt, wenn weniger als 30 Leistungspunkte innerhalb von zwei Semestern gesammelt wurden. „Die FU-Leitung musste sich damals eingestehen, dass das neue System völlig unstudierbar ist. Damit haben sie vor den Studenten die Hosen runtergelassen“, so Ralf Hoffrogge, der in der AStA-Beratung der FU tätig ist.
Wie es weitergeht, bleibt ungewiss. Die zeitbezogenen Maluspunkte sind zwar bis auf weiteres außer Kraft gesetzt, könnten aber laut Hoffrogge jederzeit wieder eingeführt werden. Auch am Institut für Biologie galt die Aussetzung der klausurbezogenen Maluspunkte erst einmal nur einschließlich des Sommersemesters 2008. Studenten, die sich über den aktuellen Stand informieren wollen, sollten regelmäßig die Webseiten der FU für Allgemeine Prüfungsangelegenheiten aufsuchen und sich in ihren jeweiligen Fachbereichen über die Rechtslage informieren.