Super-Uni? Superstiftung!

Die geplante Toch­ter­ein­rich­tung der Ber­li­ner Unis for­dert alle Seiten zu einem Konditionswettbewerb.

Sowohl Jürgen Zöll­ner als auch die Ber­li­ner Uni­ver­si­tä­ten bewei­sen Aus­dauer, wenn es um die eige­nen Inter­es­sen geht. Beide wollen in dem Kon­flikt um die För­de­rungs­ein­rich­tung für Spit­zen­for­scher nicht klein beigeben. 

Vor etwa einem Jahr offen­barte der Ber­li­ner Bil­dungs­se­na­tor Pläne für die soge­nannte Super-Uni. Diese sollte unter der Schirm­herr­schaft der vier Uni­ver­si­tä­ten und der vier großen For­schungs­ein­rich­tun­gen Ber­lins stehen und die „besten Wis­sen­schaft­ler Ber­lins“ mit den „Top­wis­sen­schaft­lern der Welt“ zusam­men­brin­gen. War zuvor noch im Zuge der Spar­pläne des Landes Berlin die Rede von einer Zusam­men­le­gung der Hum­boldt Uni­ver­si­tät und der Freien Uni­ver­si­tät gewe­sen, sollte nun sogar eine wei­tere Uni­ver­si­tät im wei­tes­ten Sinne ins Leben geru­fen werden. Wäh­rend der Bund das Anlie­gen Zöll­ners unter­stützte, lehn­ten die Prä­si­den­ten der Hoch­schu­len die Ein­rich­tung der neuen Insti­tu­tion ab. Wäh­rend die HU ver­hal­ten von einer „großen Her­aus­for­de­rung“ sprach, sagte der Prä­si­dent der FU ein­fach: „Berlin braucht keine Super-Uni. Berlin hat drei Super-Unis.“ Der Gegen­wind für Zöll­ners Vor­schlag begrün­dete sich unter ande­rem darin, dass die Beru­fun­gen der neuen Ein­rich­tung ohne Ein­fluss der uni­ver­si­tä­ren Gre­mien statt­fin­den und so fle­xi­bi­li­siert werden, sich aber gleich­zei­tig dem Zugriff der Uni­ver­si­tä­ten ent­zie­hen sollten.
 
Dies alles pas­sierte wäh­rend des deutsch­land­wei­ten Wett­kampfs um Eli­te­uni­ver­si­tä­ten. Auch die Super-Uni sollte in diesem Sinne eine eli­täre Ange­le­gen­heit für bis zu 500 Stu­die­rende und Pro­mo­vie­rende werden. Der Wider­stand der Uni­ver­si­tä­ten, die eine Schwä­chung der eige­nen Posi­tion als Bil­dungs­in­sti­tu­tio­nen bis heute fürch­ten, zwang Zöll­ner jedoch, seine Pläne anzu­pas­sen. Mitt­ler­weile distan­ziert er sich bewusst vom Begriff der Uni­ver­si­tät und nennt die Ein­rich­tung nur noch Stif­tung. Frag­lich ist, ob sich nur die Ver­pa­ckung geän­dert hat und der Inhalt noch der­selbe ist. 
 
Das lässt sich aus­schlie­ßen, denn die Hoch­schul­prä­si­den­ten signa­li­sie­ren jetzt mehr Koope­ra­ti­ons­be­reit­schaft, da es um das „Berlin Inter­na­tio­nal Forum for Excel­lence“ statt um die „Berlin Rese­arch Uni­ver­sity“ geht. Etwa 35 Mil­lio­nen Euro sollen der Stif­tung zur För­de­rung von Pro­jek­ten zur Ver­fü­gung gestellt und so der Bil­dungs­stand­ort Berlin inter­es­san­ter gemacht werden. Es geht noch immer um die För­de­rung der Spit­zen­for­schung und die Koope­ra­tion der Hoch­schu­len. Um sich erfolg­reich in einem wei­te­ren Pro­jekt enga­gie­ren zu können, ver­lan­gen die Uni­ver­si­tä­ten aber eine Auf­sto­ckung ihrer Etats. Somit droht alles am Geld zu scheitern. 
 
Zöll­ner hat sich auf die Uni­ver­si­tä­ten zube­wegt, und sie ver­lan­gen nun wei­te­res Ent­ge­gen­kom­men. Es ist wie eine Gei­sel­nahme von Zöll­ners liebs­tem Kind mit einer bereits getä­tig­ten Zah­lung von Löse­geld. Statt nun die Geisel frei­zu­ge­ben, wird die nächste For­de­rung gestellt. Das ist inso­fern ver­ständ­lich, da es gleich­zei­tig um die lang­fris­tige Vor­herr­schaft im Bereich der Spit­zen­for­schung in Berlin geht. Die Koope­ra­tion der Hoch­schu­len in dieser Hin­sicht lässt noch immer zu wün­schen übrig, und das ist gleich­zei­tig einer der Gründe für Zöll­ners Initiative. 
Der momen­tane Stand ist undurch­sich­tig, die Posi­tio­nen der Hoch­schu­len nicht ein­heit­lich. Einzig Zöll­ners Inter­esse ist klar defi­niert: Die Stär­kung Ber­lins durch die Stär­kung der Eli­ten­för­de­rung. Doch so fort­schritt­lich dieser Gedanke scheint, muss man doch fragen, ob er nicht ein wei­te­rer Schritt in Rich­tung der zuneh­men­den Dif­fe­ren­zie­rung der Bil­dung in Deutsch­land ist.