Du isst, wo du bist

Zu jeder Uni gehört eine Mensa. Ob auf das Rein­hauen die Ver­stim­mung folgt, hängt von der per­sön­li­chen Robust­heit ab.

83 Pro­zent aller Stu­den­ten in Deutsch­land gehen im Laufe einer Woche in die Mensa, wobei davon 60 Pro­zent ein Mit­tag­essen ver­zeh­ren. Männer gehen häu­fi­ger in die Mensa als Frauen. Mit mehr als 200.000 Plät­zen deutsch­land­weit und fast 40.000 Gästen täg­lich allein in Berlin, können die Mensen getrost als Fut­ter­napf der Stu­den­ten bezeich­net werden. In Berlin und Pots­dam gibt es von­sei­ten der Stu­den­ten­werke 32 Mensen und 27 Café­te­rien sowie Cof­fee­bars. Soviel zu den Fakten. 
Foto: Albrecht Noack

Die sind mehr als genug Anlass, um eini­gen Ein­rich­tun­gen einen Besuch abzu­stat­ten und sich vor Ort umzu­se­hen. Denn der Spei­se­plan gibt meist nicht das wieder, was er ver­spricht. Schließ­lich gehört auch die Freund­lich­keit der Kas­sie­re­rin mit zum Esserlebnis. 

Fast Food und Musik 
Nimmt man bei­spiels­weise die FU Mensa II, die in der Sil­ber­laube behei­ma­tet ist, wird man zunächst von rela­tiv moder­nem Design begrüßt. Vieles ist in Silber gehal­ten, es gibt eine große Viel­falt an Gerich­ten, und wer mit dem Ange­bot des Tages nichts anfan­gen kann, kann sich zu „McMensa“ flüch­ten. Ganz beson­dere Auf­merk­sam­keit sollte man zudem dem „Dream­team“ zuteil werden lassen, möchte man sich ein wenig deka­dent und besser ernährt fühlen. 
Wer sich mit Frei­geis­tern und Künst­lern umge­ben möchte, muss sich in die Char­lot­ten­straße bege­ben. Dort men­sie­ren die Stu­den­ten der Hoch­schule für Musik „Hanns Eisler“. Doch nicht nur die musisch Inspi­rier­ten tref­fen sich hier zum Mit­tag­essen, son­dern auch einige der in Mitte arbei­ten­den Anzug­trä­ger. Erwäh­nung sollte auch die immer gut gelaunte Kas­sie­re­rin finden, deren Stim­mung die Atmo­sphäre der Mensa mit zu prägen scheint. 
Altes und Neues 
Weit boden­stän­di­ger ist dage­gen die Mensa Nord der Hum­boldt Uni­ver­si­tät. Die ist gerade im Umzug begrif­fen und daher in gänz­lich neuem Gewand zu erle­ben. Der alte Bau wird abge­ris­sen, und das Essen gibt es nun im ehe­ma­li­gen, kom­plett sanier­ten Wasch­haus der Cha­rité. Bio­lo­gen, Agrar­wis­sen­schaft­ler und Medi­zi­ner geben sich hier die Klinke in die Hand. Ob der Kult­cha­rak­ter der alten Mensa Nord durch einen 12 Mil­lio­nen Euro teuren Ersatz kom­pen­siert werden kann, bleibt abzu­war­ten. Die Wiese davor wird bestimmt vermisst. 
Wer aber ins Grüne möchte, sollte ohne­hin eher Pots­dam einen Besuch abstat­ten. Neben Sans­souci kann man hier preis­wert und aus­gie­big seinem Körper etwas Gutes tun. Wer also umge­ben von preu­ßi­schem Flair sein Essen zu sich nehmen möchte, kann sich in die Mensa am Neuen Palais bege­ben. Allein durch den Weg dort­hin wird das Gericht zu einem Erleb­nis machen. 
Für Berlin sei ein letz­ter Hin­weis gege­ben. Seit Anfang dieses Jahres hat eine neu gestal­tete Mensa in der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät geöff­net. Der Name lautet, ver­mut­lich auf­grund der extra­va­gan­ten Lampen, „Wet­ter­leuch­ten“. An Tischen, die aus einem Design­ka­ta­log stam­men könn­ten, tref­fen sich in erster Linie tech­nik­be­gabte Men­schen am Ein­stein­ufer, um nicht nur über Halb­lei­ter zu dis­ku­tie­ren. Guten Appetit!