Wunder geschehen

Erst sah es so aus, als wäre das Ende des güns­ti­gen Hoch­schul­sports nah. Doch die Poli­tik hatte ein Einsehen.

Manch einer mag sich gewun­dert haben, dass die Ber­li­ner Hoch­schu­len keine Schwimm­kurse oder Aqua Fit­ness mehr anbie­ten. Auch andere Sport­ar­ten wären betrof­fen, denn den Ber­li­ner Hoch­schu­len sollte der Status als för­de­rungs­wür­dige Sport­stät­ten aberkannt werden. Das Ende des Hoch­schul­sports, den sich jeder Stu­dent leis­ten konnte, schien nah. 

Seit Anfang Sep­tem­ber for­der­ten die Schwimm­hal­len Ein­tritts­gel­der und Miete von den Sport­ein­rich­tun­gen der Fach­hoch­schu­len und Uni­ver­si­tä­ten. Damit wären die Gebüh­ren für die Sport­kurse immens in die Höhe geschos­sen. Daher haben die Hoch­schu­len diese Kurse vor­erst nicht mehr ange­bo­ten. Bei­spiels­weise würden allein für die HU über 200.000 Euro an Gebüh­ren anfal­len, die an die Teil­neh­mer wei­ter­ge­reicht würden. Stu­den­ten­ge­rechte Preise wären damit Vergangenheit.
Ohne För­de­rung wirds teuer 
Geplant war außer­dem, auch den kom­mu­na­len Sport­stät­ten die För­de­rung abzu­er­ken­nen. Mona­te­lang ver­han­del­ten die Senats­ver­wal­tun­gen für Inne­res (zustän­dig für Sport) und Bil­dung, Ver­tre­ter der Bezirke sowie der Lan­des­sport­bund über die neue Sport­an­la­gen-Nut­zungs­vor­schrift (SPAN). Die HU hat eine Mai­ling­ak­tion gegen diese SPAN initi­iert, die breite Unter­stüt­zung fand. Die Hoch­schul­prä­si­den­ten beschwer­ten sich massiv über die dro­hen­den zusätz­li­chen Kosten für ihre Stu­den­ten, und die Bil­dungs­ver­wal­tung unter­schrieb daher die SPAN nicht.
Etwa 60 bis 80 Sport­stät­ten werden durch die Hoch­schu­len genutzt, für viele Stu­die­rende ist der Hoch­schul­sport die ein­zige Mög­lich­keit, über­haupt sport­lich aktiv zu sein. Ver­eine nehmen meist zu viel Zeit in Anspruch, und Fit­ness­stu­dios sind nicht für jeden erschwing­lich. Den Vor­schlag, dass die Hoch­schu­len ihre Sport­an­ge­bote als Verein orga­ni­sie­ren könn­ten, lehn­ten diese ab. Zusätz­li­che Kosten und hoher Büro­kra­tie­auf­wand hätten die Aus­fälle kaum kompensiert.
Sport ist Staatsaufgabe 
Aber ab 2009 soll nun eine neue SPAN gelten, die die gebüh­ren­freie Nut­zung öffent­li­cher Sport­an­la­gen für die Hoch­schu­len vor­sieht. Der Ber­li­ner Senat erklärte, dass der Sport unver­zicht­ba­rer Bestand­teil der Daseins­vor­sorge des Staa­tes“ bleibe. Die lan­des­ei­ge­nen Bäder­be­triebe, die ab Sep­tem­ber Gebüh­ren ver­lan­gen woll­ten, haben eine Schon­frist bis Juli erhal­ten. Dann wird neu entschieden.
Die neue SPAN ermög­licht also ein Fort­be­stehen des Hoch­schul­sports wie bisher. Ledig­lich in Details gab es Neu­re­ge­lun­gen, so sollen bei­spiels­weise nicht­ge­nutzte Sport­stät­ten­bu­chun­gen künf­tig mit 100 Euro Strafe belegt werden – das dürfte bei den sport­be­geis­ter­ten Ber­li­ner Stu­den­ten kaum eintreten.
Chris­to­pher Jestädt, Alex­an­der Florin