Auslands-BAföG und das Programm Bachelor Plus
Im Juli 2009 teilte der Deutsche Akademische Austausch Dienst (DAAD) mit, dass immer mehr Studenten zu kürzeren Auslandsaufenthalten tendieren. Wir sprachen mit Dr. Annette Julius.
Warum gehen viele Studenten nur noch für ein Semester ins Ausland?
Dr. Annette Julius (Leiterin der Programmabteilung Nord im DAAD und des Büros Berlin): Wer sich vorgenommen hat, seinen „Bachelor“ wirklich in drei Jahren abzuschließen, dem gelingt es oft nur noch, einen halbjährigen Auslandsaufenthalt in das Studium zu integrieren. Viele Studierende gehen ihren Auslandsaufenthalt außerdem sehr pragmatisch und zielgerichtet an. Gestiegen ist bei uns in den letzten Jahren vor allem die Nachfrage nach Stipendien, um eine Abschlussarbeit im Ausland anzufertigen oder auch ein Praktikum zu absolvieren.
Wie schwierig ist es, ein Auslandsjahr beispielsweise mit Auslands-BAföG gefördert zu bekommen?
Es ist wichtig zu betonen, dass viele Studenten einen Anspruch auf Auslands-BAföG haben, die im Rahmen der BAföG-Inlandsförderung leer ausgehen. Es lohnt also durchaus, sich beraten zu lassen. Für jedes Zielland gibt es ein jeweils zuständiges Studentenwerk, an das man sich wenden kann. Wichtig zu wissen ist auch, dass sich bei Empfängern von regulärem Inlands-BAföG die Höchstförderungsdauer um bis zu ein Jahr, das man im Ausland studiert hat, verlängert. Man sollte diese Chance nutzen!
Im kommenden Jahr soll die Bologna-Reform einen Abschluss finden. Ein Argument für die Einführung des modularisierten Studiums war die Internationalität. Ist man damit nicht gegen die Wand gefahren?
Zum einen: Zum Jahr 2010 sollen zwar alle Studiengänge umgestellt sein, aber Bologna – der Prozess zur Schaffung eines europäischen Hochschulraums – wird weitergehen. So haben die Bildungsminister der beteiligten Länder in diesem Jahr in Leuven den Abbau von Mobilitätshemmnissen als Priorität der nächsten Jahre benannt.
Zweitens: Nein, der Prozess ist nicht gegen die Wand gefahren, und bei allen notwendigen Überlegungen zu Verbesserungen darf man nicht vergessen, dass die Mobilität von deutschen Studierenden sich in den vergangenen zehn Jahren etwa verdoppelt hat. Nicht zuletzt bieten die gestuften Studiengänge die Chance, auch ganze Studienabschnitte im Ausland zu verbringen.
Außerdem: Innerhalb Europas ist das BAföG ohne Einschränkung transportabel, auch ein vollständiger Masterstudiengang im europäischen Ausland kann somit gefördert werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das die BAföG-Förderung gestaltet und gewährt, gibt damit nachhaltige Impulse für die innereuropäische Mobilität, die ein zentrales Ziel des Bologna-Prozesses ist. Außerdem unterstützt der DAAD mit seinem Förderprogramm „Bachelor Plus“ die Hochschulen seit diesem Jahr dabei, ihre Studiengänge internationaler zu gestalten.
Wie funktioniert Bachelor Plus?
Bewerben können sich in diesem Programm Hochschulen, die entweder einen vierjährigen Studiengang mit einem integrierten Auslandsjahr erst entwickeln wollen oder die in einen bereits bestehenden dreijährigen Studiengang ein viertes, internationales Jahr integrieren wollen. Der DAAD stellt eine Anschubfinanzierung zur Curriculumentwicklung oder, wenn der Studiengang schon läuft, Teilstipendien für die Studierenden zur Deckung der auslandsbedingten Mehrkosten zur Verfügung. Die Hochschulen vergeben diese Stipendien dann in den jeweiligen Studiengängen selbst.
Warum entstand dieses Programm?
Wir wollen längere und substanziellere Studienaufenthalte ermöglichen, die in ein Studium fest integriert sind. Und wir möchten einen Impuls gegen die Tendenz setzen, Bachelor-Studiengänge fast ausschließlich dreijährig anzulegen. In Studiengängen, in denen etwa Sprachen erst erlernt werden oder die sich mit einer anderen Kultur beschäftigen, muss und soll auch entsprechend Zeit im Ausland eingeplant werden.