Malen mit Licht

[Film­aka­de­mie] In der Film­aka­de­mie Kelle lernen Stu­den­ten, wie man mit einer Kamera Atmo­sphäre festhält.

Ferenc Kelle ist der Direk­tor und Grün­der der Film­aka­de­mie Kelle, die im Früh­jahr 2009 ins Leben geru­fen wurde. Das Inter­esse für Kine­ma­to­gra­fie hat bei ihm seine unga­ri­sche Groß­mutter geweckt, die als Metz­ge­rin zwar nicht unbe­dingt eine fil­mi­sche Emp­find­sam­keit ahnen lässt. Sie ver­mochte bei ihrem Enkel­sohn jedoch sehr früh Enthu­si­as­mus für Filme zu wecken. Ihre Fas­zi­na­tion legte den Grund­stein, auf dem Kelle seine eigene Pas­sion auf­ge­baut hat. Diese Lei­den­schaft für die Magie des Lichts dauert bis heute an.

Mit Herz und Demut filmen

Wenn man Ferenc Kelle nach berufs­re­le­van­ten Eigen­schaf­ten fragt, unter­streicht er die Bedeu­tung der Demut, die jeder Kame­ra­mann beher­zi­gen sollte. Sie ist eben die Vor­aus­set­zung, um das herz­be­rüh­rende Hand­werk rich­tig zu beherr­schen. „In der Erin­ne­rung sind mir die alten Zeiten geblie­ben, als in ame­ri­ka­ni­schen Stu­dios nur eine Kamera zur Ver­fü­gung stand. Die ange­hen­den Kame­ra­män­ner haben sich ihr mit Vor­sicht genä­hert und betrach­te­ten sie nicht als ein Instru­ment der Macht.“ Auch wenn ein Stu­dent eine Lei­den­schaft fürs Filmen hat, sollte er des­halb seine Beweg­gründe gründ­lich über­prü­fen. Schließ­lich will man hier doch lernen, „wie die Film­ka­mera das Herz und den Geist der Men­schen berührt“, was zu einer festen Ziel­set­zung der Aka­de­mie Kelle erklärt wird.

Kino­ma­le­rei

Kelle könnte eine ganze Liste seiner Vor­bil­der auf­zäh­len. Er erwähnt aber nur Vilmos Zsi­mond, der einen Oskar für den Film „Unheim­li­che Begeg­nun­gen drit­ter Art“ bekom­men hat. In „Ver­dammt in alle Ewig­keit“ hat er ebenso meis­ter­haft die Kamera geführt.

Die Fas­zi­na­tion man­cher Stu­den­ten für die Filme der Coen-Brüder teilt Kelle nicht. Filme mit Gewalt­dar­stel­lun­gen liegen ihm fern, genauso wie der groß gefei­erte Medi­en­künst­ler Mat­thew Barney. Dage­gen legt er beson­de­ren Wert auf das dif­fuse hol­län­di­sche Licht, das auf manch einem Gemälde ver­ewigt wurde. Schon Joseph Beuys, der Pre­di­ger eines Geflechts von Ganz­heits­vor­stel­lun­gen, fas­zi­nierte die flä­mi­sche Region mit ihren beson­de­ren Licht­erschei­nun­gen. Seine Sug­ges­tiv­kraft bezog das Licht höchst­wahr­schein­lich aus merk­wür­di­gen Wol­ken­re­fle­xio­nen, die die im bel­gi­schen Zuider­see gespie­gelte Sonne her­vor­ge­ru­fen hat. Dieses natür­li­che Wunder hat zahl­rei­che Künst­ler­ge­nera­tio­nen zum Malen von Still­le­ben­bil­dern von einer großen tak­ti­len Qua­li­tät animiert.

Aus dieser Medi­en­re­vo­lu­tion schöpft das Kino noch heute, so Kelle. Man kann fast sagen, dass die fil­mi­schen Bilder des 17. Jahr­hun­derts dem Kino zur Geburt ver­hol­fen haben. Die Prä­senz des wei­chen Lichts, die wir heute nicht mehr spüren, ist ein bis­lang nicht gelüf­te­tes Geheim­nis geblie­ben. Kelle beschäf­tigt in der Film­aka­de­mie eine Kunst­his­to­ri­ke­rin als Licht­spe­zia­lis­tin, die die ange­hen­den Kame­ra­män­ner schult und dafür sen­si­bi­li­siert, wie die sub­ti­len Licht­kon­traste ein­zu­set­zen sind.

Die Film­aka­de­mie beher­bergt viele alte Objekte mit schon fast musea­lem Status. Dazu gehört zum Bei­spiel das Modell einer Kamera, die gebraucht wurde, um die zer­stö­re­ri­sche Kraft der Atom­bombe auf die Lein­wand zu bannen.

Der Weg zum Traumberuf

Die Film­aka­de­mie bemüht sich um Koope­ra­tio­nen mit bekann­ten Regis­seu­ren. Im Kino Movi­mento wird bald eine Film­vor­füh­rung in Anwe­sen­heit des Regis­seurs Kwiet­niow­ski statt­fin­den. Die Aka­de­mie besitzt außer­dem einen eige­nen You­Tube-Kanal und orga­ni­siert Film­vor­füh­run­gen, an denen auch Kinder teil­neh­men können. Zudem werden Semi­nare ange­bo­ten, wie bei­spiels­weise „Die Ent­wick­lung des Künst­li­chen Lichts. Ein Semi­nar zur Geschichte der künst­li­chen Hel­lig­keit im Wandel der Jahr­hun­derte“ oder auch „Eine Ein­füh­rung in die Film­ana­lyse oder Wieso ist der Abspann eigent­lich immer so lang?“

Das Grund­la­gen­stu­dium Film mit den Schwer­punk­ten Kamera, Regie oder Schnitt umfasst zwei Semes­ter; die Ver­an­stal­tun­gen finden zwei­mal wöchent­lich statt. Die Stu­den­ten arbei­ten teil­weise auch in der Aka­de­mie und brin­gen so ihre Ideen ein. Aller­dings kostet eine gute Aus­bil­dung auch Geld. Fast 5.000 Euro müssen die Stu­den­ten auf­brin­gen, darin sind Aus­bil­dungs- und Anmel­de­ge­büh­ren sowie Mate­ri­al­kos­ten enthalten.

Die Aus­bil­dung zum Kame­ra­as­sis­ten­ten an der digi­ta­len Kino­ka­mera kostet 540 Euro monat­lich. Die begab­tes­ten Stu­den­ten haben die Mög­lich­keit, die Gebüh­ren erlas­sen zu bekom­men. Bei der Kan­di­da­ten­aus­wahl sind die Uner­fah­re­nen genauso herz­lich will­kom­men wie die etwas mehr infor­mier­ten Lieb­ha­ber des Faches. Die Talen­te­schmiede lädt ein.

Wei­tere Infor­ma­tio­nen:
www.filmakademie-kelle.de