Neue Aussichten

[HU-Biblio­thek] Die Hum­boldt-Uni hat sich eine neue Zen­tral­bi­blio­thek gegönnt. Wir schau­ten uns um und spra­chen mit dem Direk­tor über das neue Gebäude und die Pro­bleme im Bibliotheksbetrieb.

Als am 12. Okto­ber pünkt­lich zu Semes­ter­be­ginn das Jacob-und-Wil­helm-Grimm-Zen­trum öff­nete, schie­nen auf den ers­ten Blick alle Erwar­tun­gen über­trof­fen. Unter­ge­bracht sind die Zen­tral­bi­blio­thek, zwölf Zweig­biblio­the­ken sowie der Com­pu­ter- und Medi­en­ser­vice der HU (CMS). Der moderne, von Max Dudler ent­wor­fene Bau, bereits mit meh­re­ren Prei­sen prä­miert, bietet 500 PC-Plätze, rund zwei Mil­lio­nen Bücher in Frei­hand, umfas­sende Mög­lich­kei­ten zur Bild- und Video­be­ar­bei­tung und vieles mehr. Mit dem Neubau für mehr als 75 Mil­lio­nen Euro soll­ten zwei große Wün­sche der Biblio­theks­ver­ant­wort­li­chen erfüllt werden. Zum einen wäre die neue Biblio­thek einer Elite-Uni würdig, zum ande­ren wollte man den Stu­die­ren­den ein ein­fa­che­res Lernen in ange­neh­mem Ambi­ente ermöglichen.

Als am 12. Okto­ber pünkt­lich zu Semes­ter­be­ginn das Jacob-und-Wil­helm- Grimm-Zen­trum eröff­nete, schie­nen auf den ersten Blick alle Erwar­tun­gen über­trof­fen. Un- ter­ge­bracht sind die Zen­tral­bi­blothek, zwölf Zweig­biblio­the­ken, sowie der Com­pu­ter- und Medi­en­ser­vice der HU (CMS). Der moderne, von Max Dudler ent­wor­fene Bau, bereits mit meh­re­ren Prei­sen prä­miert, bietet 500 PC-Plätze, rund zwei Mil­lio­nen Bücher in Frei­hand, umfas­sende Mög­lich­kei­ten zur Bild- und Video­be­ar­bei­tung und vieles mehr. Mit dem Neubau für mehr als 75 Mil­lio­nen Euro soll­ten zwei große Wün­sche der Biblio­theks­ver­ant­wort­li­chen erfüllt werden. Zum Einen wäre die neue Biblio­thek einer Elite-Uni würdig, zum Ande­ren wollte man den Stu­die­ren­den ein ein­fa­che­res Lernen in ange­neh­men Ambi­ente ermöglichen.

Wir spra­chen mit dem Direk­tor der Zen­tral- biblio­thek, Dr. Milan Bulaty.

Wie haben sich die Lern­be­din­gun­gen für Stu­den­ten verbessert?

Die Arbeits­plätze haben bei uns eine hohe Qua­li­tät. Sie gelan­gen auf den Lese­ter­ass­sen auf sehr kurzem Weg zu den Frei­hand­be­stän­den. Zudem haben Sie unheim­lich schöne Aus­sich­ten: Sie bli­cken auf die Muse­ums­in­sel, die Fried­rich­straße und selbst auf die Doro­the­en­straße mit ihren Plat­ten­bau­ten. Auch die gehö­ren zur Ber­li­ner Stadt­land­schaft. Das finde ich span­nend. Dann haben wir über­all eine natür­li­che Beleuch­tung, wodurch die Biblio­thek eine schöne und anre­gende Atmo­sphäre erhält.

Außer­dem haben wir uns bemüht, moderne Tech­nik ein­zu­füh­ren. Aus­lei­hen und Rück­gabe der Bücher sind über Auto­ma­ten mög­lich. Das Grimm-Zen­trum ist ohne biblio­the­ka­ri­sches Per­so­nal zu öffnen, und ist nun wesent­lich länger und sogar am Sonn­tag geöff­net. Wir haben jeden Tag bis Mit­ter­nacht geöff­net und Sams­tag und Sonn­tag von 10 bis 18 Uhr.

Darauf, dass wir fast alle zwei Mil­lio­nen Bücher in Frei­hand anbie­ten, bin ich beson­ders stolz. Das hat keine deutsch­spra­chige Biblio­thek an einem Stück zu bieten.

Räume anbie­ten, wo man sich unter­hal­ten kann, das war ein wei­te­rer Punkt, der uns wich­tig war. Daran bestand beson­ders gra­vie­ren­der Mangel an der Hum­boldt-Uni­ver­si­tät, da es außer in der Cafe­te­ria keine Sitz­mög­lich­keit gab.

Warum wurden die Aus­leih­fris­ten von vier auf zwei Wochen verkürzt?

Wir dach­ten, kür­zere Aus­leih­fris­ten seien gerech­ter, damit ein ande­rer Leser das Buch auch noch aus­lei­hen kann. Die Fris­ten werden aber auto­ma­tisch auf vier Wochen ver­län­gert, wenn Bücher nicht vor­ge­merkt sind.

Beson­ders Stu­den­ten aus den USA bekla­gen sich häufig über zu wenig und zu laute Sitz­plätze. Kann die ZB einem Ver­gleich mit renom­mier­ten Biblio­the­ken wie Ber­ke­ley oder Har­vard standhalten?

Wir haben uns mit den Archi­tek­ten viele Biblio­the­ken in Europa ange­schaut, und ich kenne einige nord­ame­ri­ka­ni­sche Biblio­the­ken, wie bei­spiels­weise Har­vard, Ber­ke­ley oder Illi­nois. Ich denke nicht, dass wir von der Gestal­tung her rück­schritt­li­cher sind als ame­ri­ka­ni­sche Biblio­the­ken. Es stimmt schon, dass wir nach 14 Tagen die Biblio­thek voll hatten. Das ist auch erfreu­lich. Wir hatten das nicht erwar­tet. Wir haben 4.500 Besu­cher täg­lich. Unsere Arbeits­plätze sind fast immer zur „Rush hour“, also von der Mit­tags­zeit bis zum späten Nach­mit­tag, voll.

Dass die Biblio­thek laut ist, würde ich nur ein­ge­schränkt bestä­ti­gen. Laut ist es nur an eini­gen Stel­len, vor allem am Rande des Gebäu­des, wo die Ein­zel­ar­beits­plätze sind. Das hängt unter ande­rem damit zusam­men, dass viele Leute an der Archi­tek­tur inter­es­siert sind und die Biblio­thek einzig aus diesem Grund besu­chen. Wir ver­su­chen aber darauf zu achten, bei­spiels­weise bei Füh­run­gen leiser zu spre­chen. Es hat aber einen großen ame­ri­ka­ni­schen Ein­fluss auf die Kon­zep­tion des Zen­trums gege­ben. Die Kon­zep­tion mit „Free­hand“, dem freien Zugang zu den Büchern in Rega­len – anstatt Bücher in nicht zugäng­li­chen Maga­zi­nen auf­zu­be­wah­ren – ist ursprüng­lich eine ame­ri­ka­ni­sche Erfin­dung. Auch die län­ge­ren Öff­nungs­zei­ten und dass wir als Uni ver­su­chen, in die Öffent­lich­keit zu wirken – das ist alles sehr amerikanisch.

Die Biblio­thek bietet Arbeits­mög­lich­kei­ten für min­des­tens 1.390 Besu­cher aber nur 1.379 Schließ­fä­cher und keine Gar­de­robe. Beson­ders im Winter ist es schwie­rig, alles in den klei­nen Schließ­fä­chern unter­zu­brin­gen. Wird das noch ausgebaut?

Sie spre­chen eine Schwä­che an. Der Raum ist zwar sehr eng, aber die Anzahl der Schließ­fä­cher genügt. Wir hatten das Pro­blem: Wohin mit den Gar­de­ro­ben. Um die Nut­zung des Foyers zu ver­bes­sern, setz­ten wir sie in das Unter­ge­schoss. Aller­dings sind die Fächer zu klein, und ich würde mir mehr von ihnen wün­schen. Ein wei­te­res Unter­ge­schoss konn­ten wir uns aber nicht leis­ten, weil sich die Kosten mit jedem wei­te­ren ver­dop­peln. In Bezug auf die klei­nen Schränke haben Sie Recht, dass man da nur mit Mühe eine Jacke hin­ein­be­kommt. Das war der Kom­pro­miss, weil wir zu wenig Räum­lich­kei­ten zur Ver­fü­gung hatten. Einen so großen Ansturm haben wir, wie gesagt, nicht erwartet.

Sind Ver­bes­se­run­gen bei den War­te­zei­ten auf einen Com­pu­ter­ar­beits­platz zu erwarten?

Wir haben ein „Sze­na­rio B“ vor­be­rei­tet. Eine Beschrän­kung nur für HU-Stu­den­ten wird es aber nicht geben, wie es sie zum Bei­spiel in der Zweig­biblio­thek der Phi­lo­lo­gi­schen Fakul­tät an der FU gab. Wir haben ver­sucht, mög­lichst viel Frei­heit zu ermög­li­chen. Des­we­gen sind fast alle Bücher in Frei­hand. Unsere Maxime war Frei­heit und Schönheit.

Haben sich durch das Zen­trum die Chan­cen für die HU erhöht, bald den Titel „Elite-Uni­ver­si­tät“ zu erhalten?

Sowohl in der For­schung als auch in der Lehre ver­bes­sert sich mit dieser neuen Biblio­thek die Situa­tion. Uns war wich­tig, dass unsere Dienst­leis­tun­gen kos­ten­los sind. Wir wollen der Öffent­lich­keit etwas zurück­ge­ben. Außer­dem ist das mit der Exzel­lenz­stu­die so eine Sache. Wenn wir eine exzel­lente Uni­bi­blio­thek haben, ist das schon eine große Erleich­te­rung für alle, die hier an der Uni arbei­ten und stu­die­ren – unab­hän­gig vom Elite-Wettbewerb.

Trotz man­chen klei­nen oder großen Mankos macht die ZB die Umge­wöh­nung ein­fach. Sie besticht mit freund­li­chen und gedul­di­gen Mit- arbei­tern, vielen Ein­stiegs­kur­sen und einem freund­li­chen Ambi­ente. Die Moder­ni­sie­rung ist längst nötig gewe­sen, und viel­leicht klappt es jetzt auch mit der Elite.