Geschichte lehren

[Touro-Col­lege] Das Touro Col­lege möchte die jüdi­sche Geschichte lehren. Dazu hat die Pri­vat­schule inter­na­tio­nale Stu­di­en­gänge konzipiert.

Die Erin­ne­rung an den Holo­caust ver­blasst, sobald die Zeit­zeu­gen ster­ben. Daher wurde am Touro Col­lege in Berlin ein Mas­ter­stu­di­en­gang geschaf­fen, um die Erin­ne­rung wach­zu­hal­ten. Ziel ist, dass die Absol­ven­ten nach dem Abschluss die Rolle der Zeit­zeu­gen über­neh­men und die Inhalte wei­ter­tra­gen können. Die Vize­di­rek­to­rin des Touro Col­lege, Sara Nach­ama, sagt: „Wir werden bald das Ver­schwin­den der Augen­zeu­gen des Holo­caust erle­ben. Zur Zeit geht die vierte Genera­tion zur Schule. Für sie besteht Holo­caust ledig­lich aus ein paar Seiten in ihrem Geschichts­buch. Diese Genera­tion ver­bin­det sonst nur wenig mit dem, was pas­siert ist. Des­we­gen soll sich das heu­tige Ver­mitt­lungs­kon­zept von dem der 70er Jahre unterscheiden.“

 

Das Touro Col­lege wurde 1970 in den USA gegrün­det. Isaak und Judah Touro, zwei jüdi­sche Phil­an­thro­pen aus der Grün­der­zeit Ame­ri­kas, wurden als Namens­vä­ter aus­er­ko­ren. Der Col­lege-Grün­der Ber­nard Lander will künf­tige Genera­tio­nen für „Anti­se­mi­tis­mus, Ras­sis­mus, Hass und Unter­drü­ckung“ sen­si­bi­li­sie­ren. Lander ist Sozio­lo­gie­pro­fes­sor in New York und Prä­si­dent des Queens Jewish Centre sowie Mit­be­grün­der der Bar-Ilan Uni­ver­sity in Israel.

Haus mit Geschichte

Das Ber­li­ner Touro Col­lege öff­nete seine Pfor­ten 2003. Das Haus, das die Ein­rich­tung beher­bergt, hat eine lange Geschichte. Der Bau­haus­ar­chi­tekt Bruno Paul baute es 192930 für eine Fami­lie Lin­de­mann. Seit 1935 war es offi­zi­elle Resi­denz von Hans Kerrl, ein Regie­rungs­mi­nis­ter unter den Nazis. 1948 wurde das „Haus am Rupen­horn“ zur Schule für Mit­ar­bei­ter­füh­rung, die von der bri­ti­schen Regie­rung finan­ziert und gegrün­det wurde.

Der Stu­di­en­gang, der heute hier gelehrt wird, heißt „Master of Arts in Holo­caust Com­mu­ni­ca­tion and Tole­rance“. Außer­dem gibt es einen Bache­lor-Stu­di­en­gang „Manage­ment and Admi­nis­tra­tion“, der außer den übli­chen BWL-Fächern wie Manage­ment, Wirt­schaft und Mathe­ma­tik auch Unter­richt in Psy­cho­lo­gie, Jüdi­scher Geschichte, Hebrä­isch, Ethik und Lite­ra­tur anbie­tet. Das Touro Col­lege, die erste ame­ri­ka­nisch-jüdi­sche Privat­hochschule Deutsch­lands, begrüßt in diesem Jahr bereits den vier­ten Bachelor-Jahrgang.

Auf den eli­tä­ren Ruf der Schule weisen bereits die Zahlen hin: Zum ersten Jahr­gang des Mas­ter­stu­di­en­gangs gehör­ten sechs Stu­die­rende, im fol­gen­den Win­ter­se­mes­ter wurden zwölf Stu­die­rende zuge­las­sen. Bewer­bun­gen zum Win­ter­se­mes­ter 2010/2011 werden bereits jetzt entgegengenommen.

Ver­ant­wor­tung lernen

Viele Men­schen denken, sie wüss­ten schon alles über den Holo­caust. Der Bache­lor sowie Master-Stu­di­en­gang zeigt den Stu­den­ten, dass genau dies nicht der Fall ist. Die Ver­mitt­lung der Shoah und das Ent­wi­ckeln neuer Lehr­for­men gegen das Ver­ges­sen stehen hier im Vor­der­grund. Nach­ama erläu­tert: „Beson­ders wich­tig in der Arbeit mit Kin­dern und Jugend­li­chen ist, dass man andere Ver­mitt­lungs­for­men findet, dass man bei­spiels­weise auch ein Happy End, also die Über­le­ben­den, zeigt. Dafür eignen sich übri­gens nicht nur die Tage­bü­cher der Anne Frank. Selbst­ver­ständ­lich ist dabei, dass die Leh­ren­den sich nicht des erho­be­nen Zei­ge­fin­gers bedie­nen sollen. Das Glei­che gilt natür­lich auch für die Arbeit mit den Studenten.“

Die Absol­ven­ten werden für Tätig­kei­ten in Gedenk­stät­ten, Museen, im Aus­stel­lungs­we­sen, für die Arbeit an Uni­ver­si­tä­ten, Archi­ven, Ver­la­gen sowie Stif­tun­gen, For­schungs- und Kul­tur­ver­wal­tun­gen vor­be­rei­tet. Die Koope­ra­tio­nen mit dem Haus der Wann­see­kon­fe­renz, dem Lager Sach­sen­hau­sen, dem Jüdi­schen Museum, dem Denk­mal für die ermor­de­ten Juden Euro­pas sowie dem Mau­er­mu­seum för­dern den Berufseinstieg.

Inter­na­tio­nale Ausrichtung

Wie es sich für eine inter­na­tio­nale Ein­rich­tung gehört, bietet die pri­vate Hoch­schule die Mög­lich­keit, zwei Abschlüsse zu erwer­ben: einen deut­schen und einen ame­ri­ka­ni­schen. Die Stu­den­ten können dabei ein Semes­ter in ande­ren Städ­ten stu­die­ren, denn das Touro Col­lege befin­det sich auch in Moskau und New York. Dar­über hinaus arbei­tet die pri­vate Hoch­schule mit dem Stu­di­en­gang „Jüdi­sche Stu­dien“ der Freien Uni­ver­si­tät Berlin eng zusammen.

Das Touro Col­lege sieht ein Teil­sti­pen­dium sowohl für den Bache­lor- als auch für den Mas­terstudiengang vor. So werden durch­schnitt­lich zehn Sti­pen­dien ver­ge­ben. Ange­sichts der hohen Stu­di­en­ge­bühr von 3.000 Euro pro Semes­ter sind diese für lern­wil­lige, aber weni­ger ver­mö­gende Stu­den­ten von Vorteil.

Wei­tere Infor­ma­tio­nen
Das Touro Col­lege Berlin bietet auch Som­mer­aka­de­mien an:
Summer Ses­sion I: 31. Mai bis 1. Juli
Summer Ses­sion II: 12. Juli bis 12. August
www.touroberlin.de