Chancen trotz Krise

[Kar­riere] Die Krise kann Angst und Bange machen. Man kann sie jedoch auch bewusst als Chance sehen und sogar seine Berufs­aus­sich­ten verbessern.

Als in den USA 2007 die Immo­bi­li­en­blase zer­platzte, weil unter ande­rem zahl­rei­che ame­ri­ka­ni­sche Klein­an­le­ger die Kre­dite ihrer Häuser nicht mehr bezah­len konn­ten und die US-Bank Lehman Bro­thers schließ­lich Insol­venz anmel­den musste, waren die Folgen enorm. Die Immo­bi­li­en­krise mutierte zur Finanz­krise, von der die Real­wirt­schaft nicht ver­schont blieb und sich anschlie­ßend zur glo­ba­len Wirt­schafts­krise ausbreitete.

Auch die Stu­den­ten ver­setzte die Wirt­schafts­krise in Alarm­be­reit­schaft. Kon­kret machte sie sich bis­lang jedoch ledig­lich im Rück­gang von Feri­en­jobs oder stu­den­ti­schen Werk­tä­tig­kei­ten bemerk­bar. Viele Firmen ver­zich­te­ten ver­mehrt auf solche Ein­stel­lun­gen. Doch vor dem Hin­ter­grund der zeit­auf­wän­di­gen Bache­lor- und Mas­ter­stu­di­en­gänge, die kaum Raum für außer­uni­ver­si­täre Pro­jekte lassen, scheint diese Pro­ble­ma­tik in den Hin­ter­grund zu rücken. Im Hin­blick auf eine anhal­tend schlechte Arbeits­markt­si­tua­tion beschäf­tigt Stu­den­ten viel­mehr die Frage: Was pas­siert nach meinem Stu­dium? IAB-For­sche­rin Fran­ziska Schreyer teilte dem Hoch­schul­an­zei­ger der FAZ mit, dass trotz der pre­kä­ren Arbeits­markt­si­tua­tion auch für Stu­den­ten wei­ter­hin kein Grund zur Sorge bestünde. Denn über Jahre habe sich gezeigt, dass selbst in wirt­schaft­lich schwe­ren Zeiten die Arbeits­lo­sig­keit unter Aka­de­mi­kern eher gering sei. Aka­de­mi­ker über­stün­den kon­junk­tu­relle Krisen ver­gleichs­weise gut.

Den­noch bleibt die Sorge. Tat­säch­lich sieht nicht für alle Stu­den­ten­grup­pen die Zukunft gleich rosig aus. Unschlag­bar und kri­sen­fest ist nach wie vor der Inge­nieurs- und IT-Bereich. Das kurz­zei­tig nega­tive Image des Invest­ment­ban­kers ist längst wieder reha­bi­li­tiert. Es regnet wieder Boni und Fest­an­stel­lun­gen, sodass die meis­ten BWL-Stu­den­ten beru­higt sein können. Hin­ge­gen haben es die ohne­hin schon schwer ver­mit­tel­ba­ren Geis­tes­wis­sen­schaft­ler auch in wirt­schaft­lich schwie­ri­gen Zeiten schwe­rer. Zei­tungs­ver­lage, Medien und kul­tu­relle Ein­rich­tun­gen, stets beliebte Arbeit­ge­ber, sind auf Spar­kurs. Auch der Diver­sity-Wille vieler Unter­neh­men, der die exo­ti­schen Geistes­wissenschaftler in vielen Geschäfts­fel­dern erfolg­reich als Quer­ein­stei­ger unter­brachte, schwin­det in Kri­sen­zei­ten. Man setzt eher auf prag­ma­ti­sche, alt­be­währte Lösungen.

Angst und Unsi­cher­heit soll­ten aber nicht über­hand­neh­men. Wie und worin kann man den wirt­schaft­lich schwie­ri­gen Zeiten etwas Posi­ti­ves abge­win­nen? Per­so­nal­be­ra­ter raten, die Not in eine Tugend umzu­wan­deln und ganz bewusst für ein oder zwei Jahre dem Arbeits­markt fern­zu­blei­ben. Statt­des­sen könne man sich wei­ter­bil­den, gemein­nüt­zige Arbeit leis­ten, eine Welt- oder For­schungs­reise unter­neh­men, bis der Markt sich beru­higt habe. Reisen und die Selbst­fin­dung aus­deh­nen – die Krise macht’s mög­lich. Ein wei­te­rer Bonus ist, dass Fremd­spra­chen und Aus­lands­auf­ent­halte die Ein­stel­lungs­chan­cen erhö­hen. Zudem bietet die Krise die best­mög­li­che Legi­ti­ma­tion, sich job­tech­nisch in aller Ruhe aus­zu­pro­bie­ren oder gar umzu­ori­en­tie­ren. Fle­xi­bi­li­tät ist gefragt. Dies bietet vor allem Magis­ter­ab­sol­ven­ten die Mög­lich­keit, das ohne­hin selten auf ein Berufs­bild ver­wei­sende Stu­dium selbst zu konkretisieren.

Die größte Her­aus­for­de­rung liegt jedoch wohl darin, auch in Kri­sen­zei­ten den Opti­mis­mus zu bewah­ren und letzt­end­lich auf die Zukunft zu ver­trauen: Alles wird gut.