Mit Elan
[Changemaker] Soziales Engagement schmückt nicht nur den Lebenslauf, sondern vermittelt auch wichtige Kompetenzen.
Ob Zeitknappheit, mangelnde Vernetzung, fehlende Mitstreiter oder eigene Probleme – die Gründe, warum sich wenige Jugendliche sozial engagieren sind zahlreich. Aus diesem Grund soll Potsdam die erste „Changemaker City“ werden. Ziel ist nicht ein bestimmtes Thema wie Umweltschutz oder Drogen-Prävention. Die Ashoka Jugendinitiative will in Potsdam für eine bessere Engagementlandschaft sorgen. Viele junge Leute würden sich gern ehrenamtlich für die Gesellschaft engagieren, doch Hemmschwellen halten die meisten von ihnen ab. Einige bringen sich aus Überzeugung und dem Wunsch, ihre Stadt und Gesellschaft mitzugestalten, bereits ein.
Einer davon ist Andreas Dzialocha. Der 21-Jährige ist Mitglied des „Think and Do“-Tanks, eine Art Denkfabrik, im Rahmen des Changemaker-City-Projekts. Dort ist er vornehmlich für den kulturellen Bereich zuständig. Denn der Kultur- und Technik-Student der TU engagiert sich ehrenamtlich vornehmlich in diesem Bereich. So hat er bereits in einem Theater eine leitende Position übernommen und leitet Workshops beispielsweise zum Thema Videokunst. Unter anderem hat Andreas an einem Hiphop-Projekt für Hauptschüler mitgewirkt.
Zu Ashoka ist er über seinen ehemaligen Chef seines Freiwilligen Sozialen Jahrs gekommen. Dieser ist Ashoka-Fellow und schlug Andreas aufgrund seines Engagements für den Think-and-Do-Tank vor. „Ich bin mit dem Virus infiziert und möchte den gerne weitertragen“, sagt er am Runden Tisch eines ersten gemeinsamen Treffens aller Initiatoren im April.
Obwohl Andreas beruflich später in eine andere Richtung gehen möchte, sieht er persönliche Vorteile in seinem sozialen Engagement. „Gerade was die Kompetenzen angeht habe ich die letzten Jahre sehr viel durch solche Projekte gelernt.“ Indirekt wirkt sich die Arbeit auch auf sein Studium aus. Er kann jetzt seine Zeit effektiver einteilen und Vorgänge besser abschätzen. Vor allem hat er gelernt, sich stets zu fragen „Ist ein Ziel überhaupt realistisch?“ Das hilft ihm beim Lernen für Klausuren, Schreiben von Hausarbeiten und Vorbereiten von Referaten, berichtet Andreas.
„Engagement wirft dich auch immer ein Stück weit ins kalte Wasser“, erklärt Andreas den Nutzen ehrenamtlichen Engagements. „So lernt man sich selber besser kennen und kann künftig auf ähnliche Situationen besser und schneller reagieren. Je öfter man verschiedene solcher Erfahrungen macht, desto entspannter, stressfreier und besser kann man seine Ziele erreichen.“ Daneben hat Andreas auch ein Netzwerk aufbauen können. Gerade im ehrenamtlichen Bereich gebe es viele Leute, die helfen, wenn man selber Hilfe benötigt. Beispielsweise wenn man nicht weiß, wie man einen Förderer anspricht, Kontaktdaten oder eine Webseite benötigt. „Wir haben zum Beispiel unsere gesamte Internetseite an eine soziale Organisation weitergereicht, die damit weiterarbeiten will“, berichtet der Student.
Sein soziales Engagement hat ihn vorangebracht, zieht Andreas Zwischenbilanz. Dadurch hat er gelernt, welche Hebel er für eine bestimmte Idee wie, wann und wo betätigen muss. „Viele Menschen stehen vor großen Aufgaben und fragen sich nur, wie man das bloß schaffen kann. Wenn man weiß, welche Hebel die Dinge in Bewegung setzen, scheinen diese großen Aufgaben plötzlich kleiner und einfacher zu werden.“ Die Organisation, Finanzierung und zeitliche Planung von Projekten haben ihm viel gegeben. Für die Zukunft hat der Student Pläne: „Ich spiele mit dem Gedanken, irgendwann ein größeres intermediales Festival zu machen. All diese Erfahrungen bieten mir dafür eine sehr gute Grundlage. Außerdem sind es Erfahrungen, die man in keinem Studium lernen und in keinem Buch nachlesen kann.“