Mythos Uni-Sex

Geschlechts­part­ner an der Alma Mater finden ist nicht schwer. Bezie­hun­gen zu knüp­fen schon, denn Stu­den­ten sind zu schlau.

Foto: Albrecht Noack

Sie machen es immer und über­all. Stu­den­ten. Sie sind die sexu­ell aktivs­ten Men­schen der Welt. Sie haben ja auch Zeit und sind selten gestresst, denkt man. Stu­dien bewei­sen jedoch das Gegen­teil. Auf seinem Blog „Gene Expres­sion“ stellte Jason Malloy bereits 2007 zwei Stu­dien zur Dis­kus­sion, die sich mit der Sexua­li­tät von Jugend­li­chen und Stu­den­ten befas­sen. Eine gemein­same Studie der Uni­ver­sity of North Caro­lina und der Mc Gill Uni­ver­sity besagt, dass Jugend­li­che zwi­schen 13 und 18 Jahren mit einem IQ über 100 und unter 70 deut­lich sel­te­ner Sex haben als die mit einem IQ dazwi­schen. Ob Hoch­be­gabte und Dumpf­ba­cken ihre nied­rige Sex-Fre­quenz selbst als Mangel emp­fin­den, wurde nicht untersucht.

Sex fast nur in der Beziehung

In der zwei­ten Studie wurden Col­lege-Stu­den­ten an Elite-Unis ab dem 19. Lebens­jahr über ihr Sexu­al­le­ben befragt. Ergeb­nis ist, dass 87 Pro­zent der Col­lege-Stu­den­ten aller Jahr­gänge mit 19 bereits Sex hatten. In Har­vard hatten hin­ge­gen mit 23 Jahren nur 59 Pro­zent ihre Unschuld ver­lo­ren, in Prince­ton 56 Pro­zent und am MIT 51 Pro­zent. Erklä­ren könnte man diese Ergeb­nisse damit, dass der Leis­tungs­druck an Eli­te­uni­ver­si­tä­ten wenig Zeit für die Part­ner­su­che lässt.

„Sin­gles pro­du­zie­ren mit viel Auf­wand wenig Sexua­li­tät, die zudem weni­ger befrie­di­gend ist“, weiß Sexu­al­for­scher Gunter Schmidt. Er ver­öf­fent­lichte unter dem Titel „Kinder der sexu­el­len Revo­lu­tion. Kon­ti­nui­tät und Wandel stu­den­ti­scher [int­link id=“991” type=“post”]Sexualität[/intlink] 1966–1996“ Erhe­bun­gen zum Sexu­al­ver­hal­ten deut­scher Stu­den­ten. Dem­nach finden 90 Pro­zent aller hete­ro­se­xu­el­len Geschlechts­akte von Stu­den­tin­nen und Stu­den­ten in festen Bezie­hun­gen statt.

Treffpunkt Uniklo

Das Kli­schee von Schä­fer­stünd­chen in der Biblio­thek oder auf dem Uniklo ist aller­dings die Aus­nahme. Das Uniklo ist eher ein Treff­punkt für die gleich­ge­schlecht­lich Lie­ben­den. „Toi­let­ten waren an den Unis und Bibos meist Treffs für schwule Männer“, sagt Sexu­al­wis­sen­schaft­ler Harald Stumpe. Die konn­ten sich früher nicht über­all tref­fen, wes­halb das Män­ner­klo her­hal­ten musste. Marko, Stu­dent an der HU Berlin, kann das bestä­ti­gen: „In der Zen­tral­bi­blio­thek haben neu­lich zwei Jungs den ganzen Lese­saal unter­hal­ten, als sie Sex auf der Toi­lette hatten.“

In ein­schlä­gi­gen Inter­net­fo­ren ver­ab­re­det man sich gern zu ver­gnüg­li­chen Stun­den in Insti­tuts­klos. Warum soll­ten hete­ro­se­xu­elle Stu­den­ten nicht den­sel­ben Kick suchen? „Es ist ja schon lange bekannt, dass der Reiz ‚des Erwischt­wer­dens‘ das sexu­elle Erle­ben stei­gern kann“, sagt Stumpe, „viel­leicht haben sich hete­ro­se­xu­elle Stu­den­ten ‚eman­zi­piert‘ und suchen heute ähn­li­che Mög­lich­kei­ten.“ In ent­spre­chen­den Foren sind für die hete­ro­se­xu­elle Frak­tion Park­platz­sex und Rast­platz­ver­ab­re­dun­gen die belieb­tere Alter­na­tive zum Out­door-Schä­fer­stünd­chen. Rück­bank oder Spül­kas­ten – eine Frage des Geschmacks.

Mehr über Uni-Sex berich­tet der Spiegel.

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Über Christiane Kürschner (89 Artikel)
2004 bis 2010 Studium (Philosophie, Deutsche Philologie, AVL) an der FU, HU und Uni Bern. 2007 bis 2010 Fachjournalistikstudium. PR-Volontariat bis Juni 2011. Seit Juli 2011 freie Autorin und Texterin. Ihre Leidenschaften: Bücher, Fotografie und Essen- und in allem viel Farben. www.frollein-wortstark.de
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