Lenkertrunk

[FU-npre­neur] Rad­fah­ren und gleich­zei­tig Kaffee schlür­fen? Vier Stu­den­ten wollen eine Hal­te­rung für Kaf­fee­be­cher vermarkten. 

„Für alle Kaffee-Jun­kies, Tee-Tussis oder Kakao-Schnu­ten, die es gerne auf dem Fahr­rad tun.” Ein flot­ter Spruch für flotte Radler. Das Flug­blatt auf Hoch­glanz­pa­pier wirbt für eine Hal­te­rung, mit der man seinen Geträn­ke­be­cher am Fahr­rad anbrin­gen kann. Coffee to ride statt Coffee to go – die Idee wurde von vier Stu­den­ten aus Berlin und Pots­dam ersonnen.

Sie leiten nun ein klei­nes Unter­neh­men, mit dem sie am „funpreneur”-Wettbewerb der FU teil­neh­men. Teams von bis zu vier Leuten haben fünf Wochen Zeit, ein Geschäfts­mo­dell zu ent­wi­ckeln, am Ende winken Preis­gel­der von ins­ge­samt 2.500 Euro. „Es geht vor allem darum, wie krea­tiv und inno­va­tiv die Ideen umge­setzt werden”, sagt Nicola Funk, die Geschäfts­füh­re­rin von Coffee to ride.

Idee: simpel, aber effektiv

Tat­säch­lich ist die Idee zunächst sehr schlicht: Das Pro­dukt besteht aus einem dünnen Alu­mi­nium-Halter, der direkt am Fahr­rad befes­tigt wird sowie einem bier­de­ckel­gro­ßen Ring aus PVC. Kaf­fee­be­cher sollen dort genauso gut hin­ein­pas­sen wie die Cola von McDo­nalds. Eine tech­ni­sche Meis­ter­leis­tung ist das nicht, bloß: Die Idee hatte zuvor noch niemand.

Den Geis­tes­blitz hatte Funk eines Tages auf dem S‑Bahn-Gleis. Ihr war auf­ge­fal­len, wie viele Men­schen beim Trep­pe­stei­gen das Fahr­rad in der einen Hand, den Kaf­fee­be­cher in der ande­ren tragen. „Dieses Bild ver­folgt mich täg­lich”, sagt sie – selbst heute noch. Doch bald gibt es Abhilfe. Der zweite Pro­to­typ liegt vor, in den kom­men­den Wochen sollen die ers­ten 30 Hal­te­run­gen pro­du­ziert werden.

Ein Werk­zeug­me­cha­ni­ker stellt sie her; in der gerin­gen Stück­zahl ist das nicht ganz billig. Sie kosten 14 Euro – damit vier bis fünf Euro übrig­blei­ben. Damit wird der Auf­wand, der bereits betrie­ben wurde, refi­nan­ziert: Pla­nung, Kon­zep­tion, Logo, Web­site, Umfra­gen, Wer­be­stra­te­gien, Pres­se­ar­beit. Die Flug­blät­ter sind gespon­sert, auf der Rück­seite befin­det sich Wer­bung, alles ist eine Low-Budget-Produktion.

Mit Eifer

„Wir haben vom ersten Tag an durch­ge­powert”, erzählt Funk. Drei bis vier Stun­den täg­lich habe sie in das Pro­jekt inves­tiert. Nun ist sie stolz – jetzt, wo sie die Hal­te­rung in ihrer Hand halten kann. Fünf Wochen Spurt bis zur Ziel­ge­ra­den – und immer wieder schielt sie auf die Kon­kur­renz. „Wir beob­ach­ten das sehr inten­siv”, sagt Funk.

Die vier Stu­den­ten sind mit Eifer bei der Sache. Uni-Leis­tungs­punkte gibt es aber nur für FU-Stu­den­ten. Reich­tü­mer winken mit Coffee to ride sicher auch nicht. Michael Fuchs berich­tet, es mache „wirk­lich Spaß, neue Fähig­kei­ten zu erwer­ben”. Er stu­diert VWL und Infor­ma­tik an der HU. Die ande­ren sind Betriebs­wirt­schaft­ler, da könne er viel lernen. Für seinen Lebens­lauf tue er das nicht.

Viel­leicht kann er ja doch irgend­wann von den Ein­nah­men leben. Per Mail haben zwar erst zwölf Per­so­nen eine Hal­te­rung vor­be­stellt, auf Face­book sind aber schon über 150 Men­schen Fan von Coffee to ride – alles poten­zi­elle Abneh­mer. Jetzt haben die vier Stu­den­ten ihren 25-sei­ti­gen Geschäfts­be­richt an die Wett­be­werbs-Jury gege­ben, in der nächs­ten Woche dürfen sie sich als eines der zehn besten Pro­jekte prä­sen­tie­ren, danach fällt die Entscheidung.

Geschäfts­füh­re­rin Funk freut sich über den Wett­be­werb. Wenn es dort posi­tive Rück­mel­dun­gen von Wirt­schafts­ex­per­ten gebe, „dann sind wir noch viel moti­vier­ter”. Ideen für die Zukunft haben die vier jeden­falls schon.