Revolution im Din-A4-Format

Mit dem iPad prä­sen­tierte Apple ein Gerät zwi­schen Mobil­te­le­fon und Com­pu­ter. Gerade seine ver­meint­li­che Beschrän­kung lässt es zum nütz­li­chen Beglei­ter im digi­ta­len Alltag werden.

Auch als Gesprächsthema ist das iPad oft nützlich. Das iPad ist der neue Begleiter im digitalen Alltag. Illustration: Hannes Geipel

Das iPad ist kein Com­pu­ter. Es ist genau­so­we­nig ein Com­pu­ter wie ein Smart­phone oder ein Taschen­rech­ner oder der Kühl­schrank der Zukunft oder meine Wasch­ma­schine. Für schnel­les Schrei­ben fehlt die Tas­ta­tur, für Bild­be­ar­bei­tung oder Layout-Auf­ga­ben sind der Bild­schirm zu klein und der Pro­zes­sor zu lang­sam. Nie­mand käme auf die Idee, dass das iPad für Buch­hal­tung vor­ge­se­hen ist.

Aber im digi­ta­len Alltag kann es als Surf‑, Mail‑, Kommunikations‑, und Spiel­ge­rät durch­aus nütz­lich sein. Mit seinen Kalen­der- und Notiz­pro­gram­men ersetzt es die alten Papier­ver­sio­nen und ist leich­ter bedien­bar als ein PDA oder die Ter­min­ver­wal­tung im Mobil­te­le­fon. Wer seine Uni-Ver­an­stal­tun­gen über eLear­ning-Platt­for­men orga­ni­siert, Semi­nar-eMail-Ver­tei­ler nutzt, Texte oder andere Medien für die Vor­le­sungs­vor­be­rei­tung benö­tigt, kann im iPad einen guten Beglei­ter finden.

Der Bild­schirm hat fast Din-A4-Format und ist damit groß genug, um im Inter­net zu surfen oder Texte zu lesen. Der ein­ge­baute Brow­ser arbei­tet flott und ist der glei­che wie auf einem nor­ma­len Com­pu­ter, sodass es keine Ein­schrän­kun­gen wie bei Mobil­te­le­fo­nen oder bei klei­nen Net­book-Bild­schir­men gibt.

Ein Sammelmedium

Das iPad ist kul­tur­his­to­risch ein Zwit­ter. Es geht quasi einen Schritt zurück. Bis­lang benö­tigte man einen Verlag, um etwas zu ver­öf­fent­li­chen. Was und wie etwas ver­öf­fent­licht wird, ent­schei­det allein der Verlag. Genauso wie jeder Radio- und Fern­seh­sen­der allein über sein Pro­gramm ent­schei­det. Mit dem Inter­net kann jeder mit einer Inter­net­seite ein Quasi-Verlag oder Quasi-Sender werden. Genau für solche Ange­bote ist das iPad ideal.

Das alte Prin­zip mit Ver­la­gen und Sen­dern sieht keine Feed­back­funk­tion auf Augen­höhe vor. Das iPad (und seine Infra­struk­tur mit iTunes, Book- und App-Store) ist im Ver­gleich zu Buch, Zeit­schrift und TV/Rundfunk gera­dezu eine Revolution.

Das iPad ermög­licht wesent­lich mehr Medien auf einmal. Der Nutzer ent­schei­det selbst, wie und wozu er ein iPad benutzt. Im Gegen­satz zu einem Buch kann es nicht nur Text sei­ten­weise anzei­gen. Im Gegen­satz zu einem Radio oder einer Schallplatte/Kassette/CD kann es Musik nicht nur in einer vor­ge­ge­be­nen Rei­hen­folge abspielen.

Mehr Kontrolle über Medienmix

Das Ziel des iPad liegt genau darin: Dem Nutzer die größt­mög­li­che Kon­trolle über seine ver­schie­de­nen Medien zu geben und einen mög­lichst auf­wands­ar­men Zugriff auf alle anzu­bie­ten. Wem die eige­nen Medien nicht genü­gen – das Inter­net ist nur einen Fin­ger­tipp ent­fernt. Sämt­li­che Inhalte sind erreich­bar. Man kann Musik, Filme, Bücher, Pod­casts und andere Medien direkt kaufen oder auf­ru­fen. Zahl­rei­che Medien, auf denen kein Urhe­ber­recht mehr liegt, sind kos­ten­los verfügbar.

Das iPad ver­führt nicht mehr zum pas­si­ven Medi­en­kon­sum als ein Buch, eine DVD oder CD. Es gibt dem Nutzer aber beim Konsum mehr Kon­troll- und Ein­fluss­mög­lich­kei­ten. Es ist mög­lich, die klas­si­sche Nut­zung (Lesen, Schauen, Hören) mit moder­nen Mög­lich­kei­ten (Kom­men­tie­ren, Feed­back, „Web 2.0″) zu kom­bi­nie­ren. Das iPad ist quasi „Buch 2.0″, „DVD 2.0″ und „CD 2.0″.

Wer mehr tun möchte, kann seinen PC starten.

Zulassungsbeschränkt

Nach­dem der Com­pu­ter inzwi­schen sämt­li­che Medien in sich ver­eint und glei­cher­ma­ßen Arbeits- wie Unter­hal­tungs­ma­schine gewor­den ist, werden die Geräte wieder diver­gen­ter. Ich möchte auf meinem Com­pu­ter nicht unbe­dingt fernseh­en, ich möchte nicht meinen Com­pu­ter mit mir her­um­tra­gen, nur um Musik abspie­len zu können. Ich möchte keine langen­ Romane auf meinem Com­pu­ter­bild­schirm lesen – aber schrei­ben möchte ich sie auf keinem ande­ren Gerät.

Ich möchte meine eMail-Kor­re­spon­denz nicht auf einem Com­pu­ter erle­di­gen müssen, son­dern viel­leicht auf einem Gerät, das ich auf der Couch lüm­melnd gemüt­lich im Schoß liegen habe. Wenn mir in der Küche oder auf einer Park­bank oder in den hin­te­ren Reihen eines Vor­le­sungs­saals ein­fällt, dass ich eine Infor­ma­tion im Inter­net nach­schla­gen möchte, will ich nicht unbe­dingt meinen Com­pu­ter hoch­fah­ren oder auf einem klei­nen Smart­phone-Bild­schirm surfen.

Das iPad dage­gen ist groß genug, um leicht bedien­bar zu sein. Es ist klein genug, um mobil zu sein. Es ist beschränkt genug, um seinen Zweck erkenn­bar werden zu lassen. Es ist viel­sei­tig genug, um mehr zu können als im ersten Moment ersichtlich.

Wei­tere Lek­türe: Das iPad ist kein Com­pu­ter, Teil II
Über Robert Andres (33 Artikel)
Computerfreak und enthusiastischer Student. Vollblut-Berliner, der beinahe gern Lehrer geworden wäre.