Alles wieder auf Anfang

Jedes neue Semes­ter bedeu­tet ein Neu­an­fang. Man kann sich vor­neh­men, alte Fehler nicht zu wie­der­ho­len. Man kann dieses Mal flei­ßig lernen. Man kann über­haupt das Stu­dium viel erns­ter nehmen. Man kann …

Shooting im Mauerpark Berlin Ein Neuanfang bietet viele Chancen. Wenn man sie erkennt, kann man sie auch nutzen. Foto: Albrecht Noack
Die Foto­se­rie schoss Albrecht Noack spe­zi­ell für dieses Titel­thema. Hier noch ein paar Motive, die wir nicht im Heft ver­wen­det haben.

Das neue Semes­ter bildet für viele die Chance, ihr Leben neu zu sor­tie­ren. Manche ver­schlägt es in eine neue Stadt, viel­leicht auch ein neues Land und eine andere Spra­che. Manche wagen den Wech­sel in ein neues Stu­di­en­fach oder begin­nen über­haupt erst einmal ihr Studium.

Neue Ein­drü­cke und Erleb­nisse, neue Freunde prägen den Alltag. Als Erst­se­mes­ter betritt man eine unbe­kannte Welt. Orts­wech­sel. Tschüs Schule. Tschüs Hotel Mama. Tschüs alte Freunde. Der Abschied ist nicht immer rabiat, oft voll­zieht er sich eher schlei­chend und fällt erst nach eini­gen Semes­tern auf. Das Stu­den­ten­le­ben for­dert volle Auf­merk­sam­keit: in Vor­le­sun­gen, in Semi­na­ren, dane­ben das berühmt-berüch­tigte Stu­den­ten­le­ben und viel­leicht der eine oder andere Job, um Miete und Essen zu zahlen. Das stellt ziem­lich hohe Anfor­de­run­gen an die Abitu­ri­en­ten. Doch es lohnt sich.

So manche Nacht wird durch­ge­fei­ert. Gele­gent­lich döst man im Semi­nar weg, wenn man nicht vor lauter Ver­ka­te­rung gleich im Bett bleibt. Doch für viele Kom­mi­li­to­nen bedeu­tet Stu­dium auch Stress und Arbeit. Wer mit rea­lis­ti­schen Vor­stel­lun­gen und der rich­ti­gen Vor­be­rei­tung an die Uni geht, emp­fin­det das Stu­dium als Spa­zier­gang statt als Qual. Dann können sich die Noten auch vor den sor­gen­den Eltern sehen lassen.

Der richtige Einstieg

Egal ob als Eras­mus-Stu­dent, Erst­se­mes­ter oder zum Masterstu­dium nach Berlin gewech­selt – für alle beginnt ein neuer und unbe­kann­ter Teil des Lebens. Um rich­tig an der Uni durch­star­ten zu können, sollte man sich dar­über klar­wer­den, was man dieses Semes­ter errei­chen möchte. Man sollte sich bewusst machen, dass Stu­die­ren, so schön es auch ist, an Noten und Leis­tung gekop­pelt ist. Kopf auf dem Tisch able­gen und schlum­mern, stän­di­ges Fehlen in Semi­na­ren und Vor­le­sun­gen tragen nicht zu Leis­tungs­fä­hig­keit und guten Noten bei. Wer schon keine Rück­sicht auf die eigene Leis­tungsfähigkeit nimmt, sollte nach einer durch­zech­ten Nacht nicht mit seiner Alko­hol­fahne und Unzu­rech­nungs­fä­hig­keit den Kom­mi­li­to­nen und Dozen­ten den Spaß ver­der­ben. Dann lieber erst mal aus­nüch­tern und in den nächs­ten Ver­an­stal­tun­gen ordent­lich aufholen.

Die nötige Balance

In den – theo­re­tisch – klei­nen Semi­nar­grup­pen von Bache­lor- und Mas­ter­stu­di­en­gän­gen fällt jeder ein­zelne Stu­dent auf. In sol­chem Umfeld wirkt jeder Fehler dop­pelt stark: die Unauf­merk­sam­keit, die Unsi­cher­heit beim Ant­wor­ten, die Schüch­tern­heit, das Unwis­sen. Solche Defi­zite lassen sich aber leicht behe­ben. Auch kann ein Gespräch mit dem Dozen­ten dessen Mei­nung oft posi­tiv beeinflussen.

Wer keine Pro­bleme mit Schüch­tern­heit oder Unwis­sen­heit hat, kann mit seinen Bei­trä­gen den Semi­nar­ver­lauf gut vor­an­brin­gen. Doch wer sich nie mit Bei­trä­gen zurück­hal­ten kann, sam­melt nicht nur Sym­pa­thie­punkte. Schließ­lich ist eine Hoch­schule eine Stätte des Ler­nens und nicht des Angebens.

Oje, schon wieder Prüfungszeit

Jedes Semes­ter ist im Nu vorbei, wenn die Ber­li­ner Kultur, das viel­fäl­tige Kino­pro­gramm, die geilen WG-Partys und das Nacht­le­ben die höchste Prio­ri­tät erhal­ten. Schon naht die läs­tige Prü­fungs­zeit: Stoff nach­ar­bei­ten, Schnei­sen durch die Bücher­sta­pel im Zimmer schla­gen und Lern­grup­pen zusam­men­trom­meln. Wer immer nur Sym­ptome bekämpft, wird nie das eigent­li­che Pro­blem lösen.

Wer abneh­men will, muss hun­gern. Es gibt keine Diät, die wirk­lich Spaß macht. Wer gute Noten auf dem Zeug­nis will, muss lernen. Der Spaß im Stu­dium ist nicht zeug­nis­re­le­vant. Es gibt leider nichts geschenkt. Umso wich­ti­ger sind die eige­nen Erwar­tun­gen: an sich selbst, an seine Ziele, an die ande­ren, an das Studium.

„Hin­fal­len ist keine Schande. Aber lie­gen­blei­ben“, steht auf dem Plakat in der WG-Küche. Glück­li­cher­weise kann man an der Uni jede Prü­fung wie­der­ho­len. Es gibt immer eine zweite Chance, oft aber keine dritte. Inso­fern ist das Stu­dium ein guter Kom­pro­miss aus behü­te­ter und alles ver­zei­hen­der Kind­heit und harter, unge­rech­ter Lebens­wirk­lich­keit. Hier zählen nicht Pläne, gute Vor­sätze und Absichts­er­klä­run­gen, son­dern nur tat­säch­li­che Taten und voll­brachte Leis­tun­gen. Schei­tern ist keine Ent­schul­di­gung zum Auf­ge­ben, son­dern nur der Ansporn für ein trot­zi­ges „Jetzt erst recht!“

Über Peter Schoh (20 Artikel)
Eher der heiteren Seite des studentischen Lebens zugewandt. Hält Berlin für die tollste Stadt der Welt und glaubt nicht, dass es eine schönere Zeit als die des Studierens gibt.