Das Trauma nach dem Casting
Buch-Rezension: Interview-Band „Die Casting-Gesellschaft“, erstellt von Studenten der Uni Tübingen
Casting-Shows füllen nicht nur das Fernsehprogramm, sondern auch zahlreiche private Unterhaltungen. Dass solche Sendungen einen eher zynischen Anspruch haben und „Realität” nicht als Bewertungsmaßstab taugt, ist den Machern, Teilnehmern und dem Publikum bewusst. Aus diesem scheinbaren Widerspruch speist sich allerdings die Faszination solcher „Shows”, die eher nach den Prinzipien einer thematisch fokussierten Seifenoper angelegt sind.
Eine Gruppe von Studenten der Universität Tübingen schaute hinter die Kulissen und sprach mit Casting-Teilnehmern, ‑Moderatoren, ‑Produzenten, Medienkritikern und anderen, um das Phänomen besser greifen zu können. Die Prämisse, dass es eine „Casting-Gesellschaft” gebe, wird von den vielseitigen und aufschlussreichen Interviews in den Kontext der Aufmerksamkeitsökonomie, der Selbstverantwortung und ‑inszenierung sowie der inszenierten Authentizität gestellt und gewinnt dadurch an medientheoretischer Relevanz.
Die zentrale Beobachtung ist „Der Zweck einer Casting-Show ist eine Casting-Show.” Alle weiteren Elemente – die „Bild”-Artikel, die Tonträger, die „Konzerte” – erhöhen nur die Vermarktungsgewinne. Ziel ist, emotionale Momente zu erzeugen, die sich gut verkaufen lassen. Deshalb gewinnt nie der beste Kandidat, sondern nur der, der am Ende übrigbleibt.
Weitere Informationen: www.casting-gesellschaft.de
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