Das Trauma nach dem Casting

Buch-Rezen­sion: Inter­view-Band „Die Cas­ting-Gesell­schaft“, erstellt von Stu­den­ten der Uni Tübingen

Cas­ting-Shows füllen nicht nur das Fern­seh­pro­gramm, son­dern auch zahl­rei­che pri­vate Unter­hal­tun­gen. Dass solche Sen­dun­gen einen eher zyni­schen Anspruch haben und „Rea­li­tät” nicht als Bewer­tungs­maß­stab taugt, ist den Machern, Teil­neh­mern und dem Publi­kum bewusst. Aus diesem schein­ba­ren Wider­spruch speist sich aller­dings die Fas­zi­na­tion sol­cher „Shows”, die eher nach den Prin­zi­pien einer the­ma­tisch fokus­sier­ten Sei­fen­oper ange­legt sind.

Eine Gruppe von Stu­den­ten der Uni­ver­si­tät Tübin­gen schaute hinter die Kulis­sen und sprach mit Cas­ting-Teil­neh­mern, ‑Mode­ra­to­ren, ‑Pro­du­zen­ten, Medi­en­kri­ti­kern und ande­ren, um das Phä­no­men besser grei­fen zu können. Die Prä­misse, dass es eine „Cas­ting-Gesell­schaft” gebe, wird von den viel­sei­ti­gen und auf­schluss­rei­chen Inter­views in den Kon­text der Auf­merk­sam­keits­öko­no­mie, der Selbst­ver­ant­wor­tung und ‑insze­nie­rung sowie der insze­nier­ten Authen­ti­zi­tät gestellt und gewinnt dadurch an medi­en­theo­re­ti­scher Relevanz.

Die zen­trale Beob­ach­tung ist „Der Zweck einer Cas­ting-Show ist eine Cas­ting-Show.” Alle wei­te­ren Ele­mente – die „Bild”-Artikel, die Ton­trä­ger, die „Kon­zerte” – erhö­hen nur die Ver­mark­tungs­ge­winne. Ziel ist, emo­tio­nale Momente zu erzeu­gen, die sich gut ver­kau­fen lassen. Des­halb gewinnt nie der beste Kan­di­dat, son­dern nur der, der am Ende übrigbleibt.

Wei­tere Infor­ma­tio­nen: www.casting-gesellschaft.de

 

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mehr dazu: Ergänzte Rezen­sion

Über Peter Schoh (20 Artikel)
Eher der heiteren Seite des studentischen Lebens zugewandt. Hält Berlin für die tollste Stadt der Welt und glaubt nicht, dass es eine schönere Zeit als die des Studierens gibt.