In der Rotation
L’Ecole des Points Vitaux
Sexion ‚d Aussaut
(bereits erschienen)
Hiphop ist eine Sache für sich. Wer ihn wirklich beherrscht, hat es schwer, diese Musik aus der Szene hinaus in den Mainstream zu tragen und dort seine Authentizität zu bewahren. Doppelt schwer haben es Hiphopper, die nicht englisch performen. Sexion d’Assaut dürften diese Probleme auch gehabt haben. Sie bestehen hauptsächlich aus Jugendlichen aus den nordöstlichen Pariser Arrondissements. Ihr mehrköpfiges Rapkollektiv hat sich bereits 2000 gebildet, aber erst jetzt wird man international auf sie aufmerksam. Ihr Album „L’Ecole des Points Vitaux” startet durch. Europaweit. Ihre Musik klingt erfrischend melodisch und vermeidet gängige Klischees. In diesem Jahr sind sie für einen MTV Europe Music Award nominiert. Wenn der Erfolg beim Hiphop kommt, dann kommt er allumfassend.
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Going Back
Phil Collins
(bereits erschienen)
Phil Collins ist für 40-Jährige, lautet das gängige Klischee. Tatsächlich findet aber eine Reformierung des Phil-Collins-Hörer-Images statt. Junge Menschen, auch Studenten, bekennen sich zu seiner Musik und vordergründig coole Leute wie Pharell Williams betonen, wie super sie seine Musik schon immer fanden. Phils neues überraschendes Album enthält seine Lieblingssongs des legendären Motown-Labels. Erfrischenderweise verzichtet er auf viele bekannte und jedem geläufige Songs (abgesehen von „Heatwave” und „Papa was a Rolling Stone”). Es sind Raritäten dabei. Diese kultigen Songs zu singen braucht Mut, und Phil wird ihnen gerecht. Mit seiner früheren Musik hat es nicht mehr viel zu tun, aber vielleicht ist das besser so. Es ist sehr gute Musik, sehr gut gesungen und sehr gut produziert. Es ist daher Zeit für viele damit aufzuhören, sich an Phil Collins als personifiziertem Mainstream-Greuel abzuarbeiten und anzuerkennen, dass er nicht so erfolgreich geworden wäre, wenn er nicht auch gut wäre. Ein wirklich guter Musiker.
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Crazy For You
Best Coast
(bereits erschienen)
Wenn Berlin in Grau und Kälte versinkt, möchte man für einen depressionsabbauenden Urlaub gen Süden entfliehen. Bethany Cosentino und Bobb Bruno vertonen als „Best Coast” das strandlastige Lebensgefühl von L.A. und formen es zu ungeschliffenen Häppchen der Heiterkeit. Mit mädchenhafter Naivität und subtilem Sarkasmus singen sie über Glücklichsein und Unglücklichsein, darüber, sich in den besten Freund zu verlieben, über sprechende Katzen und die Zweifel daran, jemals auch zu einem dieser hübscheren, schlankeren, schlaueren Mädchen zu werden. Diese doch essenziellen Probleme werden, in simpelste, struppige Popliedchen verpackt, mit Unbekümmertheit und nur minimaler Melancholie besungen, durch die immer Sonnenstrahlen blitzen und die jede Winterseele mit ein paar Streicheleinheiten aus der Starre holen. Mädchenmusik im besten Sinne, Californian as can be. Wem davon nicht warm ums Herz wird, der sollte sich das Video zu „When I’m with you” ansehen, das überläuft vor Kalifornien-Paraphernalia und Wolligkeit, oder die Dame und den Herren am 14. Dezember live im Magnet-Club begutachten.
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Philipp Blanke, Kathi Schwaiger