Musikrezensionen
Beatles Reloaded: Bambi Kino
Beständiger Charakter: Lights out London, Tichy Poopzkid
Düstere Dynamik: Raven in the Grave, The Raveonettes
Kondensat einer Reise: Roadkill, Entertainment for the Braindead
Beatles Reloaded
Bambi Kino ist ein Unikum, wie es wohl nur in Deutschland entstehen kann. Genau 50 Jahre, nachdem die damals noch völlig unbekannten Beatles ihren ersten Hamburg-Auftritt absolvierten, spielten „Bambi Kino” 2010 am selben Ort mehrere Konzerte. Ein Album folgte. Bambi Kino bestehen aus Musikern der erfolgreichen Bands „Nada Surf” (Drummer Ira Elliot), „Cat Power” (Bassist Erik Paparazzi) und „Maplewood” (Gitarrist & Sänger Mark Rozzo), sowie dem ehemaligen „Guided by Voices”-Gitarristen Doug Gillard. Wie in ihren Konzerten, so nun auch auf dem Album, spielen Bambi Kino genau die Songs, welche die Beatles vor 50 Jahren zu Gehör brachten. Es ist ein neues Album mit alten Songs (Besame Mucho, Shakin‘ All Over, A Shot Of Rhythm’n’Blues), die einmal mehr ihre Zeitlosigkeit beweisen. Einfach nur genial!
Beständiger Charakter
Itchy Poopzkid, sind den harten Weg gegangen. Von der Schulband zur Begleitband von Kultbands wie den „Donots” oder „Sum 41″. Weil sie sich und ihrem Stil (rockig, dynamisch, melodisch, mitreißend) dabei immer treu geblieben sind, sind sie inzwischen eine etablierte Band mit Charakter und eigenem Label. Der Schlagzeuger hat gewechselt, und trotzdem ist alles beim Alten geblieben. Sie sind zu ihrer eigenen Referenz geworden. Ihre Erfolgsgeschichte und die Bodenständigkeit, die sie sich trotz allem bewahrt haben, imponieren und könnten manch anderem Interpreten als Beispiel dienen.
Düstere Dynamik
Das dänische Garagenrock-Duo, bestehend aus dem Allround-talentierten Musiker Sune Wagner sowie Sängerin und Bassistin Sharin Foo, legt dieses Frühjahr das sechste Album vor. Sie behalten ihr Erfolgsrezept bei, spielen Indie-Rock mal psychedelisch, mal poppig angehaucht und immer mit mehr oder weniger leichter Rockabilly-Attitüde. Ihre neue CD erscheint auf den ersten Blick etwas düsterer als manche ihrer Vorgänger, ist deswegen aber keinen Deut weniger dynamisch und hör‑, bzw. tanzbar sowie melodisch. Da kann man und will man nur sagen: Rave on!
Autor: Philipp Blanke
Kondensat einer Reise
Der moribunde Titel und das amerikanische Coverfoto lassen Country und Deathmetal erwarten. Stattdessen umsirren den Hörer Wohlklangetüden aus Celli, Ukulelen und einem ungeheuer vielseitig gespielten Banjo. Dazu Sirenen mit Stimmchen, für die man jedes Segel gen Riff steuern würde. Die neue Platte der Kölnerin Julia Kotowski ist weniger introvertiert als die früheren aber mindestens ebenso trotzig, das Kondensat einer Reise statt bloß ihr Soundtrack: Die Musik zu den Bildern, die im Kopf bleiben nach der Rückkehr, oder im Kopf entstehen, ohne je weg gewesen zu sein. In Einsamkeit und Sehnsucht führt sie wie in Gedankengebirge aus „Pirates” (niedlich) und „Wastelands” (etwas gekünstelt).
Autor: Christian Schnalzger