Bücherschau: Darwins Erbe

Die Evo­lu­ti­ons­theo­rie feiert Geburts­tag. Charles Darwin schrieb vor 150 Jahren Wissenschaftsgeschichte.

Das Jahr 2009 steht im Zei­chen der revo­lu­tio­nä­ren Theo­rie und ihres Begrün­ders Charles Darwin. Vor 200 Jahren wurde der Eng­län­der gebo­ren, vor 150 Jahren veröff ent­lichte er nach langem Zögern sein Werk „On the Origin of Spe­cies“ („Die Ent­ste­hung der Arten“). Eigent­lich wollte er das Manu­skript der Öffent­lich­keit nicht zugäng­lich machen, denn er hielt es für unvoll­stän­dig. Aber sein Zeit­ge­nosse Alfred Russel Wal­lace hat unab­hän­gig von Darwin das Geheim­nis der Evo­lu­tion ent­deckt und wollte seine Ergeb­nisse auch veröff ent­li­chen. Das Darwin-Jahr wird mit vielen Buch­ver­öff ent­li­chun­gen und Ver­an­stal­tun­gen began­gen. Unter den schier unzäh­li­gen Bio­gra­fien sticht das Buch „Abso­lute Charles Darwin“ aus der Bio­gra­fie-Reihe des Ver­lags Orange Press heraus. Hier ver­zich­tet der Her­aus­ge­ber auf aus­schwei­fende Erzäh­lun­gen über Dar­wins beweg­tes Leben. In vier Kapi­teln werden die wich­tigs­ten Eck­pfei­ler des Lebens des Natur­for­schers knapp wie­der­ge­ge­ben. Dazwi­schen sind Lese­pro­ben aus seinen wich­tigs­ten Schrif­ten wie „Die Ent­ste­hung der Arten“, „Über den Bau und die Ver­brei­tung der Koral­len­riffe“ oder „Die Fahrt der Beagle“ ein­ge­streut. So wird bewusst, wie weit das For­schungs­ge­biet Dar­wins geht. Unter ande­rem fragte er sich, worauf die Mimik und Gestik von Tieren und Men­schen zurück­zu­füh­ren ist. Warum wedelt der Hund mit dem Schwanz? Warum errö­ten Men­schen vor Scham? Diese Stu­dien über den „Aus­druck der Gemüts­be­we­gun­gen“ haben heute noch ihre Gültigkeit.

Darwins Nachfolger

Dass die Evo­lu­ti­ons­theo­rie ein wich­ti­ger Mei­len­stein in der Wis­sen­schafts­ge­schichte ist, kann man in jedem Geschichts­buch nach­le­sen. Über die fas­zi­nie­rende Erklä­rungs­kraft der Theo­rie infor­miert Evo­lu­ti­ons­theo­re­ti­ker Richard Daw­kins in dem Sach­buch „Gipfel des Unwahr­schein­li­chen“. In zehn the­ma­tisch abge­steck­ten Kapi­teln führt er erzäh­le­risch durch die unwahr­schein­li­che evo­lu­tio­näre Ent­wick­lung von Flora und Fauna – auf einmal scheint die Ent­wick­lung gar nicht mehr so unwahr­schein­lich zu sein. Den dra­ma­ti­schen Gipfel erreicht Daw­kins mit der Frage, wie das Auge ent­stan­den sein soll. Darwin wusste es nicht. Seine Gegner sahen in der Kom­ple­xi­tät des mensch­li­chen Auges einen greif­ba­ren Got­tes­be­weis. Daw­kins kennt die wahr­schein­lichste und kom­pli­zierte Lösung des Pro­blems und erläu­tert sie Schritt für Schritt auf 60 Seiten. Da kommt der Leser ein wenig aus der Puste, aber das ist bei der Infor­ma­ti­ons­dichte auch kein Wunder. „Die Höhen der Evo­lu­tion sind nicht im Schnell­gang zu errei­chen“, so Daw­kins. „Selbst die schwie­rigs­ten Pro­bleme sind zu lösen, und die steils­ten Höhen lassen sich erklim­men. Wenn man nur einen lang­sa­men, all­mäh­li­chen, Schritt für Schritt gang­ba­ren Weg fi ndet. Das Unwahr­schein­lich­keits­ge­birge ist nicht im Sturm­an­griff zu nehmen.“

Grundlagen der Evolution

Rose­ma­rie Benke-Bur­sian ist die Autorin eines sehr umfang­rei­chen Buches mit dem schlich­ten Titel „Evo­lu­tion“. Sie nimmt den Laien an die Hand und beant­wor­tet ihm die grund­le­gen­den Fragen. Was besagt die Evo­lu­ti­ons­theo­rie? Wie ent­stan­den Säu­ge­tiere aus einem Häuf­chen Zellen? Welche Rolle spielt die Gene­tik? Wohin wird sich der Mensch evo­lu­tio­när bewe­gen? Was dieses Buch beson­ders emp­feh­lens­wert macht, sind die zahl­rei­chen Abbil­dun­gen. Die far­bi­gen Fotos von anhei­meln­den Land­schaf­ten und win­zi­gen, nie gese­he­nen Mikro­or­ga­nis­men oder die sehr schö­nen Auf­nah­men von Fisch, Spinne und Co. lassen das Buch zum Erleb­nis werden. Sie machen die theo­re­ti­schen Annah­men über die Ver­än­de­rung und Anpas­sung von Lebe­we­sen erst fühl­bar. Wal­lace, der Natur­for­scher, der die Krone des Ent­de­ckers an Darwin abgab, ist übri­gens trotz­dem in den Geschichts­bü­chern gelan­det. Nach ihm ist die „Wal­lace-Linie“ benannt, die die Tren­nung von asia­ti­scher und aus­tra­li­scher Flora und Fauna in der Bio­geo­gra­fie bezeichnet.

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Über Christiane Kürschner (89 Artikel)
2004 bis 2010 Studium (Philosophie, Deutsche Philologie, AVL) an der FU, HU und Uni Bern. 2007 bis 2010 Fachjournalistikstudium. PR-Volontariat bis Juni 2011. Seit Juli 2011 freie Autorin und Texterin. Ihre Leidenschaften: Bücher, Fotografie und Essen- und in allem viel Farben. www.frollein-wortstark.de
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