Die Anfänge der Universität

Die Wur­zeln des heu­ti­gen Hoch­schul­we­sens liegen im Mittelalter.
Hoch­schul­ge­büh­ren und mono­tone Vor­le­sun­gen gehör­ten damals zum Alltag.

Die Anfänge der Uni­ver­si­tä­ten, zumin­dest in der Form von Hoch­schu­len, wie wir sie heute kennen, liegen im Mit­tel­al­ter. Zwar gab es schon in der Antike den Uni­ver­si­tä­ten ähn­li­che Ein­rich­tun­gen, von denen zum Bei­spiel die Aka­de­mie Pla­tons (seit 387 v. Chr. in Athen) inter­na­tio­na­len Ruf genoss. Auch mit der Biblio­thek von Alex­an­dria besaß die Antike ein Zen­trum der Gelehr­sam­keit, wo Wissen gesam­melt oder wei­ter­ge­ge­ben wurde. Aber der Unter­richt beschränkte sich meist auf phi­lo­so­phi­sche Dis­zi­pli­nen, da zu Pla­tons Zeiten die Phi­lo­so­phie als all­um­fas­sende Wis­sen­schaft galt. Auch das enge Ver­hält­nis zwi­schen Leh­rern und Schü­lern war wesent­lich in der anti­ken Bildung.

Die ersten Uni­ver­si­tä­ten, aus denen schließ­lich unser Hoch­schul­we­sen ent­ste­hen sollte, wurden im 11. Jahr­hun­dert in Ita­lien gegrün­det; zunächst die Rechts­schu­len zu Ravenna, Bolo­gna und Padua und die medi­zi­ni­sche Schule zu Salerno. Im 12. Jahr­hun­dert kam die Uni­ver­si­tät zu Paris hinzu, die zwar eine eigene kor­po­rale Fas­sung besaß, aber immer noch in kirch­li­cher Hand war. In Prag wurde 1348 schließ­lich die erste Uni­ver­si­tät des Hei­li­gen Römi­schen Rei­ches Deut­scher Nation gegrün­det. Von da an ver­brei­tete sich das Uni­ver­si­täts­we­sen in ganz Europa.

Mit beson­de­ren kirch­li­chen und staat­li­chen Pri­vi­le­gien aus­ge­stat­tet, stan­den die Uni­ver­si­tä­ten außer­halb der Rechts­spre­chung der Städte, sehr zum Ärger der Bürger, die sich oft bit­tere Gefechte mit Stu­den­ten lie­fer­ten. Den­noch war die Uni­ver­si­tät kein rechts­freier Raum, denn die Bestra­fung wurde von den Leh­ren­den und Ange­stell­ten selbst durchgeführt.

Vor­aus­set­zun­gen für ein Uni­ver­si­täts­stu­dium waren damals ein aus­ge­zeich­ne­tes Latein, das die inter­na­tio­nale Spra­che der Wis­sen­schaf­ten war, und das nötige Klein­geld. Gerade in den Anfän­gen der Uni­ver­si­tä­ten ließ sich jeder Lehrer die Unter­richts­stun­den von seinen Schü­lern bezah­len. Ein ande­res Ein­kom­men hatte er nicht.

Zunächst musste sich jeder Stu­dent den sieben freien Küns­ten widmen, die Grund­lage für jedes Stu­dium waren und sich in das tri­vium (Gram­ma­tik, Rhe­to­rik und Dia­lek­tik) und das qua­dri­vium (Geo­me­trie, Arith­me­tik, Astro­no­mie und Musik) auf­teil­ten. Erst nach­dem diese Hürde gemeis­tert war, konnte sich der mit­tel­al­ter­li­che Stu­dent seinem eigent­li­chen Fach, also Theo­lo­gie, Medi­zin oder Rechts­wis­sen­schaft, widmen.

Die Vor­le­sun­gen an den mit­tel­al­ter­li­chen Uni­ver­si­tä­ten waren genau das: laute Lesun­gen aus Texten, die jeder Stu­dent zu kennen hatte (und zwar wei­test­ge­hend aus­wen­dig), seien es Bibel­kom­men­tare, medi­zi­ni­sche Trak­tate oder Rhe­to­ri­ken. Eine andere beliebte Form des Unter­rich­tens war die Dis­pu­ta­tio. Hier trafen sich zwei Wis­sen­schaft­ler und dis­ku­tier­ten über ein zuvor fest­ge­leg­tes Thema. Wich­tig war dabei nicht nur das End­ergeb­nis, son­dern vor allem die rhe­to­ri­sche Ele­ganz der Redner, ihre Fähig­keit, die pas­sen­den Auto­ri­tä­ten zu zitie­ren und die Argu­mente des Geg­ners zu entkräften.

Orga­ni­siert waren die Hoch­schu­len ursprüng­lich mit Hilfe von Natio­nen, von denen es zum Bei­spiel an der Sor­bonne in Paris vier gab: die Gal­lier, zu denen auch Ita­lie­ner, Spa­nier, Grie­chen und Ori­en­ta­len zähl­ten, Picar­den, Nor­man­nen und Eng­län­der, die auch die Deut­schen und andere Nord- und Mit­tel­eu­ro­päer beinhal­te­ten. Jeder Lehrer und Schü­ler schloss sich seiner Nation an, die eigene Sta­tu­ten, Regeln und Ämter hatte. Erst im 13. Jahr­hun­dert setzte sich die Orga­ni­sa­tion nach Fächern, also Fakul­tä­ten, durch.

Mit der Ver­städ­te­rung und dem Auf­kom­men des Bür­ger­tums in der frühen Neu­zeit ver­lo­ren die Uni­ver­si­tä­ten zuneh­mend ihre Bin­dung an die Kirche. Neue Hoch­schu­len – beson­ders im pro­tes­tan­ti­schen Raum – wurden gegrün­det, und auch eine ganze Anzahl neuer Fächer entstand.