Notfallpatient Semesterticket

Die Ber­li­ner Stu­die­ren­den haben ab heute die Wahl: Über­lebt das Semes­ter­ti­cket oder schei­tert eine Ver­län­ge­rung an der eige­nen Wahlverdrossenheit?

Jeder Studierende in Berlin kann dabei helfen, das beliebte Semesterticket zu retten. Doch die Wahlverdrossenheit der jungen Akademiker lässt die Urabstimmung unter einem schlechten Stern stehen. - Illustration: Markus Blatz

In den nächs­ten Wochen findet eine Urab­stim­mun­gen aller Stu­die­ren­den der Ber­li­ner Hoch­schu­len statt. Vom 25. bis 27. Okto­ber können Stu­die­rende der HU und FU abstim­men, vom 14. bis 18. Novem­ber ist dies an TU und UdK möglich.

Um den Semes­ter­ti­cket­ver­trag mit dem Ver­kehrs­bund Berlin Bran­den­burg (VBB) zu ver­län­gern, müsste zum einen die Mehr­heit der Stu­die­ren­den für das Semes­ter­ti­cket stim­men, zum ande­ren muss diese Mehr­heit min­des­tens 10 Pro­zent der Wahl­be­rech­tig­ten umfas­sen. Bei den Wahlen zum Stu­die­ren­den­par­la­ment der HU stimm­ten im ver­gan­ge­nen Jahr nur 8,6 Pro­zent der Wahl­be­rech­tig­ten ab.

Unge­wiss ist, wie hoch die Wahl­be­tei­li­gung tat­säch­lich aus­fal­len wird. Zwar haben sich rund 17.000 Face­book-Mit­glie­der schon bereit erklärt abzu­stim­men. Doch finden sich hier­un­ter auch Mit­glie­der ohne Wahl­be­rech­ti­gung. Laut dem Amt für Sta­tis­tik Berlin-Bran­den­burg waren im ver­gan­ge­nen Win­ter­se­mes­ter rund 143.500 Stu­die­rende an allen Hoch­schu­len immatrikuliert.

Kritik wird an der Infor­ma­ti­ons­po­li­tik der stu­den­ti­schen Gre­mien an den Hoch­schu­len geübt. Auf dem Face­book-Event “Semes­ter­ti­cket retten!” wird dazu auf­ge­ru­fen, sich per eMail bei dem Stu­die­ren­den­par­la­ment und dem Refe­ren­tIn­nen­rat (Refrat) der HU zu beschweren.

Sollte eine solche Mehr­heit nicht zustande kommen, besteht die Gefahr, dass es ab dem Som­mer­se­mes­ter 2012 zunächst kein Semes­ter­ti­cket mehr geben wird. Zum Ver­gleich: Eine Umwelt­karte beim VBB kostet der­zeit 74 Euro pro Monat, das Semes­ter­ti­cket schlägt mit 163 Euro pro Semes­ter zu Buche, was rund 27 Euro pro Monat ent­spricht — einen Drit­tel des Prei­ses. Zwar bietet die BVG Son­der­preise für Aus­zu­bil­dende an, wozu auch Stu­die­rende zählen. Diese betra­gen für die Ver­kehrs­be­rei­che ABC jedoch auch 68,50 Euro, so dass gerade pen­delnde Stu­die­ren­den aus den Rand­be­zir­ken durch den Weg­fall des Semes­ter­ti­ckets emp­find­lich getrof­fen werden würden. Für die Berei­che AB kostet das Azubi-Ticket 53 Euro, also dop­pelt so viel wie bisher.

Die Face­book-Ver­an­stal­tung listet die ver­schie­de­nen Wahl­lo­kale und Ter­mine auf, hier finden sich auch wei­tere Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen zum Semes­ter­ti­cket und der Urabstimmung.

Über Jan Lindenau (25 Artikel)
kann sich nicht daran erinnern, jemals gesagt zu haben, dass er „irgendwas mit Medien machen will“. Ist trotzdem irgendwie Chefredakteur der spree geworden. Große Leidenschaft für Sprache, Literatur, Russland - und ja, Medien.

2 Kommentare zu Notfallpatient Semesterticket

  1. Studis können sich Azubi-Tickets für aktu­ell 53 EUR (BLN AB) und nicht 74 EUR kaufen. Macht “nur” noch die Hälfte des Preises!

  2. Jan Lindenau // 26. Oktober 2011 um 14:50 //

    Danke für den Hin­weis, hab den Text aktua­li­siert. Als C‑Bereichler müsste man dann aller­dings immer noch tief in die Tasche greifen.

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