Hochschule für Schauspielkunst “Ernst Busch”

Die Hoch­schule für Schau­spiel­kunst “Ernst Busch” ist bis heute eine der ersten Adres­sen für die Vor­be­rei­tung auf ein Thea­ter­le­ben und blickt auf eine hun­dert­jäh­rige Thea­ter­schul­ge­schichte zurück.

Heute spie­len Busch-Absol­ven­ten an fast allen wich­ti­gen Bühnen im deutsch­spra­chi­gen Raum. So berühmt die HfS, so groß der Andrang: auf die etwa 45 Stu­di­en­plätze jähr­lich kommen mehr als tau­send Bewer­ber. In allen vier Fächern – Schau­spiel, Regie, Pup­pen­spiel und Tanz (Imma­tri­ku­la­tion nur alle zwei Jahre) – müssen sich die Bewer­ber mehr­stu­fi­gen Eig­nungs­prü­fun­gen unter­zie­hen. Das erle­sene Grüpp­lein der Ange­nom­me­nen wird durch eine Qua­li­täts­aus­bil­dung in fami­liä­rer Atmo­sphäre in vier Jahren zum Diplom geführt. Die Lehre an der HfS steht vor­wie­gend in der Tra­di­tion Brechts und des Rea­lis­ten Sta­nis­law­skis. Viele Dozen­ten sind Profis aus der Praxis. Im prak­ti­schen Bereich liegt auch der Schwer­punkt der Aus­bil­dung für die 176 HfS-Stu­den­ten. Großen Zuspruch findet die schul­ei­gene Bühne „bat“, wo die Fach­be­rei­che gemein­sam an Thea­ter­pro­jek­ten arbei­ten und sie zur Auf­füh­rung brin­gen. Dank der gemein­sa­men Tra­di­tion kommt es regel­mä­ßig zu Zusam­men­ar­bei­ten zwi­schen der HfS und den großen Ber­li­ner Theatern.

Der Beginn

1905 wurde eine dem Deut­schen Thea­ter zuge­hö­rige Schau­spiel­schule gegrün­det, um den Büh­nen­nach­wuchs zu för­dern. Grün­dungs­va­ter war Max Rein­hardt, ein berühm­ter Thea­ter­re­gis­seur und Inten­dat, der unter ande­rem von 1905 bis 1930 das Deut­sche Thea­ter lei­tete. Zu dem Unter­richts­an­ge­bot gehörte damals das Rol­len­stu­dium, Ensem­ble­spiel, Stimm­bil­dung, Sprech­tech­nik, Tanzen, Fech­ten, Gym­nas­tik, Schmin­ken, Thea­ter- und Lite­ra­tur­ge­schichte, Büh­nen­bild und Kunstgeschichte.

Theater unter dem Nazi-Regime

Der spä­tere Direk­tor und Jugend­freund Rein­hardts, Bert­hold Held, starb 1931. Als Nach­fol­ger setzte Rein­hardt Wol­de­mar Runge ein. Runge sicherte das Wei­ter­be­stehen der Schule nach dem Weg­gang Rein­hardts und der Über­tra­gung aller Grund­stücks­rechte an eine „Deut­sche Natio­nal­thea­ter AG“ durch Anpas­sung an die Gege­ben­hei­ten des Nazi­re­gimes. Die ari­sche Abstam­mung war nun die erste Vor­aus­set­zung für die Zulas­sung zum Stu­dium. Ende Novem­ber 1934 wurde die  „Schau­spiel­schule im Deut­schen Thea­ter“ zur wirt­schaft­lich selb­stän­di­gen Insti­tu­tion unter der Lei­tung von Runge. Nach Runges Tod über­nahm im Sep­tem­ber 1937 Hugo Werner-Kahle die Lei­tung, bevor 1944 alle Schu­len und Thea­ter geschlos­sen wurden.

Nachkriegszeit

1946 ver­suchte Werner-Kahle in den Räumen des zer­stör­ten Schil­ler-Thea­ters die Schau­spiel­schule neu zu instal­lie­ren, fand aber keine Unter­stüt­zung bei den rich­ti­gen Stel­len. Ab dem 1. Juli 1946 wurde Rudolf Hamma­cher mit der Lei­tung betraut, der Ber­li­ner Magis­trat erklärte sich zur Sub­ven­tion bereit. 1951 wurde durch neue gesetz­li­che Bestim­mun­gen der DDR die Ver­staat­li­chung des gesam­ten Aus­bil­dungs­we­sens ein­ge­führt. Die Folge war, dass es nur noch eine Hoch­schule für Schau­spiel­kunst (Deut­sches Thea­ter-Insti­tut) in Weimar gab und je eine staat­li­che Fach­schule für Schau­spiel­kunst in Berlin und Leip­zig. Außer den haupt­amt­li­chen Päd­ago­gen arbei­te­ten in dieser Peri­ode auch Schau­spie­ler und Regis­seure der Ber­li­ner Thea­ter mit, z.B. Mat­hilde Dan­eg­ger, Steffi Spira, Franz Kut­schera oder Ger­hard Meyer.

Ende der sech­zi­ger Jahre began­nen einige Schau­spiel­schü­lern ein spe­zi­el­les Stu­dium als Pup­pen­spie­ler auf­zu­neh­men. In der DDR haben sich in dieser Zeit zahl­rei­che Pup­pen­thea­ter ange­mel­det, die nun Nach­wuchs­kräfte such­ten. 1971 wurde die Fach­rich­tung Pup­pen­spiel offi­zi­ell ein­ge­rich­tet. Im Sep­tem­ber 1981 erfolgte die Umwand­lung der Fach­schule in die Hoch­schule für Schau­spiel­kunst (HfS) „Ernst Busch“ Berlin. Der Hoch­schule  wurde in diesem Zuge das 1974 gegrün­dete Insti­tut für Schau­spiel­re­gie zugeordnet.

Nach dem Mauerfall

Am Ende des Stu­di­en­jah­res 199192 trat Kurt Veth als Rektor der Hoch­schule zurück. 1993 wurde Klaus Völker zu seinem Nach­fol­ger gewählt. Seit Okto­ber 2005 ist Prof. Dr. Wolf­gang Engler im Amt.

Die neu gewählte Hoch­schul­lei­tung rich­tete 2006 in Koope­ra­tion mit der Staat­li­chen Bal­lett­schule Berlin einen Bache­lor-Stu­di­en­gang Büh­nen­tanz ein. Gemein­sam mit der UdK sowie dem Tanz­raum Berlin grün­dete die HfS im selben Jahr das Hoch­schul­über­grei­fende Zen­trum Tanz (HZT). Aus diesem neuen Enga­ge­ment ging im Jahr 2009 die Abtei­lung Tanz hervor.

Aussichten für 2012

Das Jahr 2012 wird für die HfS ein sicher­lich span­nen­des Jahr. Zum einen wird zum Win­ter­se­mes­ter 201213 der neue Mas­ter­stu­di­en­gang Dra­ma­tur­gie ein­ge­führt. In vier Semes­tern sollen die Stu­den­ten die wis­sen­schaft­li­chen und hand­werk­li­chen Metho­den ver­mit­telt werden, um inner­halb der kom­ple­xen Abläufe der Thea­ter­pro­ben künst­le­risch eigen­stän­dig mit­ar­bei­ten zu können.

Zum ande­ren bekommt die HfS ein neues Zuhause. Die Hoch­schule ist der­zeit neben dem Haupt­stand­ort an der Schnel­ler­straße in Berlin-Schö­ne­weide noch an drei wei­te­ren Stand­or­ten unter­ge­bracht. Der Senat von Berlin hatte 2009 beschlos­sen, einen HfS-Zen­tral­stand­ort an der Zin­no­wit­zer Straße in Berlin Mitte zu schaf­fen. Dazu soll das bestehende Werk­statt­ge­bäude der Stif­tung „Oper in Berlin“ zum Haupt­ge­bäude der HsF umge­baut, saniert und erwei­tert werden. Mit dem Bau der Maß­nahme soll in 2012 begon­nen werden. Die Fer­tig­stel­lung ist für das Früh­jahr 2015 vorgesehen.

Fakten

Grün­dungs­jahr: 1981
Adresse:
Hoch­schule für Schauspielkunst
„Ernst Busch“
Schnel­ler­straße 104
12439 Berlin
Tel.: 63 99 79–0
www.hfs-berlin.de
Stu­die­rende: 173
Stu­di­en­an­fän­ger: 49
Pro­fes­su­ren: 24

Stand: 2005