Ghostwriting hui — Plagiat pfui
Im vergangenen Jahr waren das Plagiat und Abschreiben ein heißes Thema nachdem im Jahr 2011 vor allem die Plagiatsaffäre um Karl-Theodor zu Guttenberg hohe Wellen schlug.
Zwei Absolventen gründeten im selben Jahr nach einem Turbo-Studium eine Agentur für Ghostwriting — GWriters — und müssen sich ständig fragen lassen ob ihr Angebot nicht am Rande der Legalität liegt. Im Jahr 2012 erschien dann eine Studie zum Thema Plagiat an der Hochschule, die zeigt: Wir schummeln alle ein wenig. Ob es legal oder illegal ist, liegt an der jeweiligen Sichtweise.
Abschreiben und falsch zitieren ist nicht fair
Laut der Studie „Fairuse“ die im August 2012 veröffentlicht wurde, haben vier von fünf Studierenden mindestens einmal im Semester zu unlauteren Mitteln gegriffen. In der Studie zählen zu solchen Methoden das Anfertigen von Plagiaten, das Abschreiben in Klausuren, das Erfinden oder Verfälschen von Messergebnissen und die Verwendung unerlaubter Hilfsmittel. Zwischen 2009 und 2012 wurden im Rahmen des Fairuse-Projekts in mehreren Erhebungswellen zwischen 2.000 und 6.000 Studierende sowie rund 1.400 Lehrende verschiedener Fachbereiche an mehreren deutschen Hochschulen befragt.
Insgesamt haben 79 Prozent der Studierenden in Deutschland innerhalb eines Semesters mindestens einmal geschummelt; das ist das zentrale Ergebnis der Studie, die Soziologen der Universitäten Bielefeld und Würzburg im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erarbeitet haben. Ob man willentlich Studien- und Forschungsergebnisse verfälscht oder mal eine Formel auf einem Spickzettel mit in die Klausur nimmt ist aber doch ein gewisser Unterschied. Studienleiter Sebastian Sattler von der Universität Bielefeld differenziert: „Ich würde nicht in allen Fällen von Betrug sprechen. Immerhin braucht es deutlich weniger kriminelle Energie, mal einen Spickzettel zu schreiben, als ein glasklares Plagiat abzugeben.“
Was ist ein Plagiat?
Aber was ist ein Plagiat? Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Uni Münster beispielsweise hat das Plagiat für seine Studierenden wie folgt definiert:
Plagiat ist geistiger Diebstahl, weil man Aussagen oder Ideen anderer Personen so präsentiert, als ob es die eigenen wären, und dieses nicht angibt. Plagiarismus ist ein schwerwiegender Verstoß und stellt akademischen Missbrauch dar. Unwissenheit wird nicht als Entschuldigung akzeptiert. Ein Plagiat liegt immer dann vor, wenn im Text der Arbeit die Quelle der Aussagen, Informationen, Zitate überhaupt nicht oder nicht korrekt angegeben sind, selbst dann, wenn sie in der Bibliographie enthalten ist.
Wer also wissentlich Ideen und Gedanken von anderen Personen „stiehlt“ und in seine Arbeiten einbaut ohne auf den wirklichen Urheber durch eine Fußnote hinzuweisen, erstellt ein Plagiat. Zu den wirklichen Plagiatsbetrügern gehört laut der Studie knapp jeder fünfte Studierende. Das Risiko erwischt zu werden ist aber gering, rund 94 Prozent der Plagiate bleiben unentdeckt. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Lehrenden haben zu wenig Zeit um die Arbeiten zumindest teilweise durch eine Suchmaschine prüfen zu lassen, das Verwenden von Plagiatssoftware ist freiwillig und (noch) nicht jeder Professor und jede Professorin ist technikaffin und kennt sich mit solchen Programmen aus.
Ist Ghostwriting ein Plagiatsfall?
Was die Plagiatsstudie auch herausfand ist, dass eher gestresste und unzufriedene Studierende schummeln würden. Zu betrügerischem Verhalten neigt so eher, wer gestresst ist, starken Konkurrenzdruck empfindet oder mit Prüfungsangst kämpft. Es liegt also nicht vornehmlich an dem fehlenden Können oder Wissen der Studierenden. Vielleicht bedienen sich gerade diese Studierenden den Möglichkeiten des Ghostwritings. Mittlerweile gibt es Agenturen die das Anfertigen von wissenschaftlichen Texten anbieten, das Geschäft boomt, denn es ist sicherer als Ideen zu klauen. Zu diesen Dienstleistern gehört GWriters. Marcel Kopper und Robert Grünwald aus Dortmund gründeten das Unternehmen im Jahr 2011 und sie sind gut im Geschäft. Neben Lektoratsarbeiten, Übersetzungen und Plagiatsprüfungen bieten sie vornehmlich das wissenschaftliche Ghostwriting an. Wer immer es möchte kann sich zu bestimmten Themen und mit Zielvorgaben wissenschaftliche Texte wie eine Bachelorarbeit schreiben lassen – das ist legal. Für was die Texte dann genutzt werden liegt nicht im Ermessen des Unternehmens. Da die Autoren der Texte ganz bewusst ihre Rechte an dem Text abgeben handelt es sich nicht um ein Plagiat bzw. „geistigen Diebstahl“, vielmehr um ein Geschäft. Natürlich müssen die Autoren sicherstellen, dass sie selbst keine unlauteren Mittel verwenden – alles ist vertraglich geregelt. Nachdem das Thema Plagiat durch Karl-Theodor zu Guttenberg in aller Munde war und auch die Universitäten an einigen Stellen genauer hinschauten, ist das Ghostwriting nun die Alternative zum bloßen Plagiieren. Wer das nötige Kleingeld für einen Ghostwriter hat, kann sich die Hausarbeit schreiben lassen. Mit einem Blick auf die Studie kann man mutmaßen, dass die Nutznießer dieses Service nicht die Studierenden sind, die nicht die Fähigkeiten zum wissenschaftlichen Arbeiten oder zu wenig Wissen haben sondern vielmehr die Studenten, die wenig Zeit und wenig Praxis im Verfassen von längeren wissenschaftlichen Texten haben: Medizinstudenten, Betriebswirtschaftler oder Ingenieurswissenschaftler sind eine wichtige Zielgruppe. Für den Soziologen Sattler sind die Fälle von Täuschung und Betrug ein gesellschaftliches Problem: „Es wird viel Geld in die Bildung investiert – wenn Leute betrügen, ist das eine Fehlinvestition. Zudem soll an der Uni nicht nur Stoff vermittelt werden, sondern es muss auch um Werte gehen. Nicht zufällig gibt es in vielen Berufen Probleme mit Korruption, Diebstahl am Arbeitsplatz oder unzuverlässiger Zeitabrechnung.“ Ob die Studierenden falsche Werte haben oder das Studium wirklich zu wenig Zeit für qualitative Arbeiten lässt, bleibt offen.
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