Vom Bambus zum Bike – Studierende für Nachhaltigkeit

Ein Fahrrad muss nicht unbedingt nur aus Metall bestehen, beweist die Truppe um Triebwerk Grün e.V. © Christoph Zumbach

Ist es mög­lich aus nach­wach­sen­den Roh­stof­fen wie Holz, Bambus und Flachs ein Fahr­rad zu bauen, das sowohl stra­ßen­ver­kehrs­taug­lich als auch stabil ist und zudem gut aus­sieht? Klar, dach­ten sich Stu­die­rende der TU vor eini­gen Jahren und grün­de­ten den Verein Trieb­Werk-Grün e.V.

»Sag mal, ist das echter Bambus? Das hast du doch ange­malt!« Solche Sprü­che hört Inge­nieur Johan­nes Fischer oft, wenn er mit seinem Bam­bus­fahr­rad irgendwo auf­taucht. Kaum jemand kann sich vor­stel­len, dass ein Fahr­rad nicht unbe­dingt nur aus Metall bestehen muss. Dass es mög­lich ist, ein Bam­bus­fahr­rad selbst zu bauen, verrät ein Besuch beim Verein Trieb­Werk-Grün e.V. Auf dem von Pflan­zen zuge­wu­cher­ten Gelände der BLO-Ate­liers am S‑Bahnhof Nöld­ner­platz liegt unschein­bar, gera­dezu ver­steckt im Keller der alten Kan­tine, die Werk­statt, das Herz­stück des Ver­eins. Ein Ort, an dem gesägt, geschraubt und expe­ri­men­tiert wird. Einmal wöchent­lich tref­fen sich die Ver­eins­mit­glie­der auf dem alten Bahn­ge­lände, um an ihren Pro­jek­ten zu arbei­ten. »Wir sind ein gemein­nüt­zi­ger Verein, bei dem jeder mit­ma­chen kann, der Lust hat, nach­hal­tige Pro­jekte umzu­set­zen«, erklärt Ver­eins­vor­stand Chris­toph Zum­bach, der selbst ein Bam­bus­rad fährt.

Uniwissen praktisch angewendet

Die Idee dazu ent­stand 2009 an der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Berlin. Dort fanden sich tech­nik­be­geis­terte Stu­die­rende zusam­men, denen theo­re­ti­sches Wissen allein nicht reichte. »Wir woll­ten einen prak­ti­schen Gegen­pol zu unse­ren Uni­ver­an­stal­tun­gen, wo wir Ideen mit nach­wach­sen­den Roh­stof­fen selbst tech­nisch umset­zen können«, so Chris­toph. Was als unver­bind­li­che, stu­den­ti­sche Initia­tive begann, wurde bald eine echte Lehr­ver­an­stal­tung am Fach­be­reich Kunst­stoff­tech­nik. Dort star­te­ten die ersten Ver­su­che Bam­bus­rä­der zu bauen. Eini­gen Stu­die­ren­den reichte es jedoch nicht aus, ein Semes­ter lang die Lehr­ver­an­stal­tung zu besu­chen, am Ende ECTS-Punkte dafür zu bekom­men und sich anschlie­ßend nicht mehr damit zu beschäf­ti­gen. Statt­des­sen woll­ten sie das erwor­bene Know-How jetzt unab­hän­gig von der Uni­ver­si­tät anwen­den und erwei­tern. Also grün­de­ten sie Trieb­Werk-Grün und mie­te­ten eine Werk­statt. Mit dem Ziel, ein Bewusst­sein für nach­hal­tige Kon­zepte zu schaf­fen, soll­ten neue tech­ni­sche Pro­dukte aus Natur­ma­te­ria­lien entstehen.

Bis auf Lager, Kette, Zahnräder und Laufräder kann bei einem Fahrrad eigentlich alles aus nachwachsenden Rostoffen gebaut werden. © Christoph Zumbach

Bis auf Lager, Kette, Zahn­rä­der und Lauf­rä­der kann bei einem Fahr­rad eigent­lich alles aus nach­wach­sen­den Rostof­fen gebaut werden. © Chris­toph Zumbach16

Nachhaltige Technik

Mitt­ler­weile hat der Verein ver­schie­dene grüne Pro­jekte, wie etwa Bam­bus­bikes, erfolg­reich umge­setzt. »Bis auf die Lager, die Kette, die Zahn­rä­der und Lauf­rä­der kannst du bei einem Fahr­rad eigent­lich alles aus nach­wach­sen­den Rostof­fen bauen«, behaup­tet Chris­toph. Neben Bambus kommen Mate­ria­lien wie Flachs, Leinen oder Hanf zum Ein­satz, die zum Teil regio­nal bezo­gen werden. Dabei beschränkt sich der Verein Trieb­Werk-Grün nicht auf den Bau von Fahr­rä­dern. Zu den jün­ge­ren Pro­jek­ten gehört etwa der Bau von Fahr­rad­an­hän­gern. »Wir wollen da offen blei­ben. Auch Fahr­zeuge mit Solar- bzw. Elek­tro­an­trieb oder etwa eine Las­ten­rik­scha wären denk­bar«, erklärt Johan­nes, der wie Chris­toph von Anfang an dabei ist und fügt hinzu: »Das Schöne ist, dass man bei uns eigene nach­hal­tige und zukunfts­fä­hige Ideen ver­wirk­li­chen kann.«

Workshops und Wissenstransfer

Zur Zeit bietet der Verein Work­shops an, in denen Inter­es­sierte sich unter Anlei­tung ein eige­nes Bam­bus­rad bauen können. Die Kosten dafür liegen bei 450 Euro für Teil­nahme, Mate­rial und Betreu­ung. Deut­lich güns­ti­ger ist es, dem Verein bei­zu­tre­ten. Mit­glie­der können die Werk­statt jeder­zeit umsonst nutzen, sich mit ande­ren aus­tau­schen und ihre Pro­jekte mit der Hilfe und dem Wissen aller ver­wirk­li­chen. »Neue Leute sind immer will­kom­men«, erzählt Chris­toph, »auch wenn die meis­ten von uns irgend­was mit Tech­nik stu­diert haben, ist das natür­lich keine Vor­aus­set­zung. Man muss auch kein Stu­dent sein. Wich­tig ist nur, dass man Inter­esse an Werk­statt­ar­beit hat.«