Radio, Propaganda und ein britisches Duo

Public Service Broadcasting, diesmal mit Unterstützung, sorgten mit ihrem Mix aus Live-Elektronik, Videos und ohne Gesang eine Stunde lang für Stimmung. © Tobias Hausdorf

Als J. Will­goose, Esq. das Kon­zert beginnt, sagt er kein Wort. Statt­des­sen lässt er seinen Laptop für sich spre­chen. »Dan­ke­schön!«, erklingt die elek­tro­ni­sche Stimme. Das Publi­kum beim radio­eins Park­fest am Gleis­drei­eck ant­wor­tet lachend »Bitte!«. Das bri­ti­sche Duo Public Ser­vice Broad­cas­ting, bestehend aus Grün­der Will­goose und Drum­mer Wriggles­worth, tritt an diesem Abend zu einem über­zeu­gen­den und kos­ten­lo­sen Kon­zert mit Unter­stüt­zung am Key­board auf – leider ein Sitz­kon­zert, obwohl die Musik zum Tanzen einlädt.

Public Ser­vice Broad­cas­ting hat es sich zum Mar­ken­zei­chen gemacht, Songs ohne eige­nen Gesang zu spie­len. Die elek­tro­ni­sche Musik, live gespielt mit E‑Gitarre und Drums, wird mit Ton- und Bild­auf­zeich­nun­gen von alten Doku­men­ta­tio­nen, Radio­an­sa­gen und Pro­pa­gan­da­vi­deos har­mo­nisch gemixt. Ihre Ener­gie gela­de­nen Songs wirken daher immer wie Zeit­rei­sen, ihre Kon­zerte sind Mul­ti­me­dia-Shows. Will­goose sagt, dass sie »die Lek­tio­nen der Ver­gan­gen­heit durch die Musik der Zukunft lehren«

Ihr erstes Album Inform-Edu­cate-Enter­tain ver­öf­fent­lich­ten sie 2013, das zweite The Race for Space folgte 2015. Ers­te­res ist durch seine Viel­falt das stär­kere Album und wird dem Titel leicht gerecht. Hier ragen die Songs Ever­est und Spit­fire heraus. Das neue Album ist eine musi­ka­li­sche Erzäh­lung über den Wett­lauf ins All. Die Mischung aus Eupho­rie, Drama und dem Gefühl, dass die Gren­zen der Erde von Men­schen durch­bro­chen werden können, steckt den Hörer an. Die stärks­ten Songs des Albums sind E.V.A., der vom vom ersten »Gang« durch den Welt­raum von Alexey Leonov wäh­rend der Vos­khod 2‑Mission han­delt sowie Valen­tina (fea­turing Smoke Fai­ries), der Valen­tina Teresh­kova, der ersten Frau im All, gewid­met ist.

Im Februar will die Band wieder in Berlin spie­len, nun wird erst einmal durch Groß­bri­tan­nien getourt. Bis dahin muss das NPR Music Tiny Desk Con­cert genügen: