Radio, Propaganda und ein britisches Duo
Als J. Willgoose, Esq. das Konzert beginnt, sagt er kein Wort. Stattdessen lässt er seinen Laptop für sich sprechen. »Dankeschön!«, erklingt die elektronische Stimme. Das Publikum beim radioeins Parkfest am Gleisdreieck antwortet lachend »Bitte!«. Das britische Duo Public Service Broadcasting, bestehend aus Gründer Willgoose und Drummer Wrigglesworth, tritt an diesem Abend zu einem überzeugenden und kostenlosen Konzert mit Unterstützung am Keyboard auf – leider ein Sitzkonzert, obwohl die Musik zum Tanzen einlädt.
Public Service Broadcasting hat es sich zum Markenzeichen gemacht, Songs ohne eigenen Gesang zu spielen. Die elektronische Musik, live gespielt mit E‑Gitarre und Drums, wird mit Ton- und Bildaufzeichnungen von alten Dokumentationen, Radioansagen und Propagandavideos harmonisch gemixt. Ihre Energie geladenen Songs wirken daher immer wie Zeitreisen, ihre Konzerte sind Multimedia-Shows. Willgoose sagt, dass sie »die Lektionen der Vergangenheit durch die Musik der Zukunft lehren«
Ihr erstes Album Inform-Educate-Entertain veröffentlichten sie 2013, das zweite The Race for Space folgte 2015. Ersteres ist durch seine Vielfalt das stärkere Album und wird dem Titel leicht gerecht. Hier ragen die Songs Everest und Spitfire heraus. Das neue Album ist eine musikalische Erzählung über den Wettlauf ins All. Die Mischung aus Euphorie, Drama und dem Gefühl, dass die Grenzen der Erde von Menschen durchbrochen werden können, steckt den Hörer an. Die stärksten Songs des Albums sind E.V.A., der vom vom ersten »Gang« durch den Weltraum von Alexey Leonov während der Voskhod 2‑Mission handelt sowie Valentina (featuring Smoke Fairies), der Valentina Tereshkova, der ersten Frau im All, gewidmet ist.
Im Februar will die Band wieder in Berlin spielen, nun wird erst einmal durch Großbritannien getourt. Bis dahin muss das NPR Music Tiny Desk Concert genügen: