Wählen mit Hindernissen

Die Freude über die hohe Wahl­be­tei­li­gung bei den letz­ten Gre­mi­en­wah­len an der TU Berlin vom 21. bis 23. Januar war nur von kurzer Dauer. Anfäng­lich wurde beson­ders die hohe Wahl­be­tei­li­gung bei der Gruppe der Stu­die­ren­den begrüßt, die sich mit 17,1 Pro­zent gegen­über 7,3 Pro­zent bei den Wahlen von 2001 mehr als ver­dop­pelt hatte.

In der Fakul­tät VIII ist die Wahl­be­tei­li­gung sogar von ca. 3 Pro­zent auf über 40 Pro­zent ange­stie­gen. Aller­dings erho­ben meh­rere Stu­die­rende Ein­spruch wegen Ver­sto­ßes gegen den Grund­satz der gehei­men Wahl, da Stu­den­ten dabei beob­ach­tet worden seien, wie sie die Stimm­zet­tel außer­halb der Wahl­ka­bine, teil­weise sogar außer­halb des Wahl­lo­ka­les ange­kreuzt hätten und nur eine stich­pro­ben­hafte Aus­weis­kon­trolle statt­fand. Dar­auf­hin hob der Zen­trale Wahl­vor­stand die Wahlen zu den zen­tra­len Gre­mien für die Gruppe der Stu­die­ren­den auf. Nur die Fakul­tät VI kam darum herum. Die neu gegrün­dete Grup­pie­rung “Unab­hän­gige Studis”, die bei den Wahlen 41 Pro­zent der Stim­men erhielt und somit zwei der vier Sitze im AS, einen im Kura­to­rium und drei im Konzil erhielt, hat die aus ihrer Sicht unge­recht­fer­tigte Wahl­anul­lie­rung vor dem Ver­wal­tungs­ge­richt Berlin dar­auf­hin angefochten.

Nach­dem Gesprä­che mit dem Wahl­büro der TU ergeb­nis­los ver­lie­fen, klag­ten die “Unab­hän­gi­gen Studis” vor dem Ber­li­ner Ver­wal­tungs­ge­richt. Dieses setzte dar­auf­hin in einem Eil­ver­fah­ren die Wie­der­ho­lungs­wah­len zum Aka­de­mi­schen Senat (AS) in der Fakul­tät VIII aus. Neben den ange­führ­ten Ver­stö­ßen gegen die Wahl­durch­füh­rung war den “Unab­hän­gi­gen Studis” bei der Klage wohl auch die Tat­sa­che, dass vor­wie­gend Stu­die­rende der Liste 1 — die nach der ersten Wahl von den neu gegrün­de­ten “Unab­hän­gi­gen Studis” größ­ten­teils aus den Ämtern gedrängt wurden — den Ein­spruch gegen die Wahl erho­ben, ein Dorn im Auge. Die “Unab­hän­gi­gen Studis” treten für eine Kon­zen­tra­tion in Lehre und For­schung auf die Inge­nieur­wis­sen­schaf­ten und Natur­wis­sen­schaf­ten ein. Außer­dem for­dern sie die Inte­gra­tion von Manage­ment­wis­sen in die uni­ver­si­täre Aus­bil­dung und eine Stär­kung des Wirt­schafts­in­ge­nieur­we­sens. Die Neu­wah­len fanden vom 13. bis 15. Mai statt. Trotz einer etwas gerin­ge­ren Wahl­be­tei­li­gung änderte sich an der Sitz­ver­tei­lung bei den “Unab­hän­gi­gen Studis” dem vor­läu­fi­gen Wahl­er­geb­nis zufolge nichts. Die Grup­pie­run­gen der Liste 1 erlangte ins­ge­samt 3 Mandate.

Auch wenn die Wahl­be­tei­li­gung bei den Neu­wah­len gerin­ger als beim ersten Wahl­durch­gang aus­fiel, ist doch ein deut­lich ange­stie­ge­nes Inter­esse der Stu­die­ren­den zu ver­zeich­nen. Bleibt die vage Hoff­nung, dass dieser Auf­wärts­trend bei der Wahl­be­tei­li­gung nicht nur ein Stroh­feuer war und die Stu­den­ten sich nach­hal­tig in die der­zei­tige Dis­kus­sion um die Hoch­schul­fi­nan­zie­rung ein­mi­schen. Auf jeden Fall gibt die Grün­dung gleich zweier neuer Grup­pie­run­gen — der “Unab­hän­gi­gen Studis” und der “Frei­tags­runde”, die dieses Jahr das erste Mal zu den Wahlen ange­tre­ten ist — Hoff­nung, dass neue Ideen und Ener­gie in die teil­weise fest­ge­fah­re­nen Struk­tu­ren des uni­ver­si­tä­ren Ver­wal­tungs­ap­pa­ra­tes gebracht werden.