Im Filmrausch

Was erfah­ren wir aus Filmen über Drogen? Bei der vor­han­de­nen Band­breite an Film­ma­te­rial ist ein deut-licher Trend zu zwei belieb­ten Kli­schees zu erkennen: 

dro­gen­ab­hän­gige Jugend­li­che aus dem Ghetto à la „Kids” oder erfolg­rei­che Kar­rie­re­tiere, die den letz­ten Kick suchen wie die Stars aus „Pulp Fic­tion”. Dane­ben ist auf­fäl­lig, dass die The­ma­tik des Drogen kon­su­mie­ren­den Stu­den­ten in diesem Metier schein­bar außen vor gelas­sen wird. Die Frage ist nur: Weshalb. 

Die wilden Sauf­or­gien auf Ver­ei­ni­gungs­par­tys im Alpha-Gamma-Haus auf dem Campus werden zwar gern als Kulisse für ame­ri­ka­ni­sche Tee­nie­hor­ror­mo­vies gewählt, koket­tie­ren aber höchs­tens mit Dro­gen­kli­schees und sind kaum reprä­sen­ta­tiv für die eigent­li­che Pro­ble­ma­tik. Sorgen wir schlicht und ein­fach nicht für genü­gend Gesprächs­stoff und Unter­hal­tung? Was macht dann jedoch die Klas­si­ker so besonders? 

Drogen als Lebenselixier

Bei­spiels­weise „Pulp Fic­tion”: Wir beglei­ten zwei Auf­trags­kil­ler, die sämt­li­chen Leuten den Kopf weg­pus­ten und gern mal ihr Früh­stück vom Spie­gel genie­ßen, um sich den Tag zu ver­sü­ßen. Wenn es mal schief geht, löst eine 30 Zen­ti­me­ter lange Nadel ins Herz auch dieses Problem.

Oder dane­ben „Fear and loat­hing in Las Vegas”: Was machen ein Jour­na­list und ein Anwalt auf dem Weg nach Las Vegas? Mit einem Kof­fer­raum voller LSD, Koks und Äther mag man sich das Ergeb­nis kaum vor­stel­len. Inter­es­sant ist jedoch, dass es sich bei Johnny Depp und Beni­cio Del Toro in dieser bri­san­ten Kom­bi­na­tion tat­säch­lich um Aka­de­mi­ker han­delt. Denn in den 111 Minu­ten, die der Strei­fen für sich ein­nimmt, tritt die beruf­li­che Tätig­keit der Akteure völlig in den Hin­ter­grund, um Platz zu schaf­fen für den wohl größ­ten und visu­ells­ten Rausch, den die Flim­mer­kiste je gese­hen hat.

Von „Train­spot­ting” und „Spun” ganz zu schwei­gen. Der Konsum und seine Aus­wir­kun­gen werden zum Teil völlig ins Lächer­li­che gezo­gen und letztendlich 

Train­spot­ting, 1996

kann sich der Zuschauer über das Elend der ande­ren nur noch amü­sie­ren. Wahr­schein­lich wären diese Filme nicht so erfolg­reich, wenn zum Schluss jedes­mal die Moral folgen würde, dass Drogen schlecht sind. Zwei­fel­los sind sie sehens­wert, doch hat sich noch nie jemand gefragt, was hinter den Figu­ren steht? Man sieht Ewan McGre­gor zu, wie er hal­lu­zi­niert, dass er ins Klo taucht oder wie Johnny Depp von nicht­vor­han­de­nen Fle­der­mäu­sen atta­ckiert wird. Nur warum fragt sich niemand. 

Drogen mit Zeigefinger

Dem gegen­über stehen Filme wie „Kids” oder „Wir Kinder vom Bahn­hof Zoo”, die die mensch­li­chen Aspekte des Dro­gen­kon­sums the­ma­ti­sie­ren. Man erhält Ein­blick in die Fami­lie, den Freun­des­kreis und kann die ganze Geschichte sowie die Aus­wir­kun­gen des Kon­sums nach­voll­zie­hen. Diese Filme behan­deln ihre Themen ernst­haft und sorgen dafür, dass man sich im Nach­hin­ein Gedan­ken dar­über macht, was man gese­hen hat. Auf­fal­lend ist aller­dings, dass es sich haupt­säch­lich um Teen­ager dreht, als gäbe es die Pro­bleme in ande­ren Alters­klas­sen nicht.

Erwäh­nens­wert ist natür­lich noch „Blow”, der der Welt zeigt, dass man mit Drogen auch rich­tig reich werden kann. Wieder einmal ist es Johnny Depp, der eine Dea­lerkar­riere vor­legt, die man sich nicht im Traum hätte vor­stel­len können. Wer jedoch hoch hinaus will, kann auch tief fallen, wie er im Gefäng­nis am eige­nen Leib erfährt. Hier geht es weni­ger um den Konsum als um den Macht­ap­pa­rat drum herum.

Zusam­men­ge­fasst ergibt das fol­gen­des Bild: Dro­gen­kon­sum bei Jugend­li­chen ist gefähr­lich und man muss ihn ver­hin­dern. Dro­gen­kon­sum bei Erwach­se­nen ist eine ein­zige Party. Also ent­we­der Moral­keule oder unkri­ti­scher Spaß. Da hält man sich doch lieber fern. Aber zum Glück haben wir Stu­den­ten eh keine Zeit für Drogen, denn wir lernen von früh bis spät.