Der ewige Student 6: Hamlet

Auch wenn man es Mel Gibson, Ken­neth Bran­nagh und den vielen ande­ren, die ihm im Laufe der Jahre ihr Gesicht gelie­hen haben, meist nicht ansieht, Hamlet – ja, der Hamlet, mör­de­ri­scher Prinz von Däne­mark – ist eigent­lich Student.

  Nicht nur irgend­ein Feld‑, Wald- und Wie­sen­stu­dent, der sich ein biss­chen in der Juris­tik aus­tobt, bevor er mit der Thron­folge dran ist, son­dern das, was man im 16. Jahr­hun­dert getrost als den Hard­core- Stu­den­ten an sich bezeich­nen kann: Er lernt in Wit­ten­berg. Wit­ten­berg ist zu dieser Zeit nicht das kleine ver­schla­fene Tou­ris­ten­städt­chen in Sach­sen, aber es ist bereits Luther­stadt. Das bedeu­tet: Theo­lo­gie, Phi­lo­so­phie, Sprach­un­ter­richt. Diese phi­lo­so­phi­sche Vor­be­las­tung merkt man Hamlet durch­aus an – da rennt er zwei­ein­halb Stun­den (drei, wenn die Schau­spie­ler einen schlech­ten Tag haben) im Königs­schloss herum und bezwei­felt die Natur seiner Iden­ti­tät. Treibt sogar seine Ver­lobte in den Wahn­sinn. Wört­lich. Am Ende, wie so oft bei den Phi­lo­so­phen, bleibt von der Welt­be­zweifl erei nur die sim­pelste, bra­chi­alste Lösung: Bringt sie alle um. Viel­leicht hätte Hamlet besser Land­schafts­gärt­ne­rei stu­die­ren sollen. Dann wäre alles nicht so tra­gisch geworden.