Alle wollen gipfeln
Die G8 sind in aller Munde. Wie jedes Jahr wird es laut, wenn der Gipfel naht. Doch nur alle acht Jahre kommt das Raunen so nah an Deutschland heran wie in diesem Jahr denn die sieben führenden Industrienationen und Russland treffen sich vom 6. bis 8. Juni in Heiligendamm, dem ältesten Badeort Deutschlands. Umfangreiche Sperr- und Sicherheitsmaßnahmen begleiten den Gipfel. Deutschland bleibt in Bewegung von einem klaren „Nein!“ bis zu konkreten politischen Forderungen: das Spektrum der Proteste ist so bunt wie die beteiligten Organisationen.
Im Auge des Protest-Orkans liegt das Tagungszentrum der G8-Staaten, inmitten des beschaulichen Ostseestädtchens. Drum herum ist es ungemütlicher: Polizeikontrollen, Versammlungsverbot am Sicherheitszaun und Vorbeugehaft für Störer. Die G8-Kritiker dürften sich freuen, denn Aufmärsche der Polizei und die Hysterie geben Rückenwind im Mobilisierungsprozess und locken Menschen zu den Demonstrationen. Im Auge des Protest-Orkans liegt das Tagungszentrum der G8-Staaten, inmitten des beschaulichen Ostseestädtchens. Drum herum ist es ungemütlicher: Polizeikontrollen, Versammlungsverbot am Sicherheitszaun und Vorbeugehaft für Störer.
Protest: bunt und kreativ
„Lasst die Welt nicht außer Acht“, fordern die Grünen. Ihre Kritik: Der Gipfel spiegele nicht die tatsächlichen Machtverhältnisse wider und repräsentiere nur ein Fünftel der Weltbevölkerung, fälle aber Entscheidungen, welche die ganze Welt betreffen. Die Grünen haben sich besonders die Stärkung der Vereinten Nationen auf die Fahne geschrieben. „Keine Macht für G8 – Menschen vor Profiten“, verlangt die Linkspartei. Sie möchte Druck von unten ausüben und hat im Rahmen ihrer Aktionen einen Katalog von „8 Gründen gegen G8“ aufgestellt, der die G8 als undemokratischen, Armut verbreitenden, Frieden verhindernden und die Umwelt zerstörenden Club deklariert.
Die Kampagne „Block G8“, zu der sich über 120 Gruppierungen verschiedener Protest- und Widerstandstraditionen zusammengeschlossen haben, plant massenhafte Blockaden der Zufahrten zum Tagungsort. Das Spektrum reicht von Umwelt- und kirchlichen Organisationen bis hin zu linken Parteien. Ihnen geht es nicht darum, die G8 „zu bitten, eine bessere Politik zu machen“; sie sehen die G8 als einen „illegitimen Club“ und wollen Heiligendamm mit einer Flut von Veranstaltungen zum Bersten bringen. Der G8-Alternativgipfel will mit zahlreichen Podiumsveranstaltungen und rund 140 Workshops wirkliche Lösungen erarbeiten.
Die Internationale Rostocker Großdemonstration am 2. Juni steht unter dem Motto „Eine andere Welt ist möglich“ und markiert neben anderen Aktionen den Höhepunkt der Proteste. Sie soll Alternativen zur Politik der G8 aufzeigen.Die Internationale Rostocker Großdemonstration am 2. Juni steht unter dem Motto Eine andere Welt ist möglich und markiert neben anderen Aktionen den Höhepunkt der Proteste. Sie soll Alternativen zur Politik der G8 aufzeigen.
Perspektiven
Um die Akzeptanz des G8-Gipfels zu erhöhen, veranstaltete die Bundesregierung ein Model G8 Youth Summit. Im April wollten die Teilnehmer ein eigenes Abschlussdokument zur G8-Agenda entwickeln. Die zähen Verhandlungen zeigten, dass Kompromisse halt immer Kompromisse bleiben. Ein konkreter und innovativer Input für den G8-Gipfel war geplant erreicht haben die Teilnehmer zumindest mehr Transparenz der G8-Prozesse.
Eines ist sicher: In ihrer heutigen Form können die G8 nicht mehr die gesamte Weltmacht oder ‑wirtschaft abbilden. Entwicklungsländer und aufstrebende Global-Player wie China, Brasilien, Südafrika oder Indien werden zu wenig an den Entscheidungen beteiligt. Dies wird beim nächsten Gipfel in Japan noch deutlicher zum Thema werden. Was bleibt, ist ein großes Fragezeichen: Wie soll die G8-Politik in Zukunft gestaltet und die Zusammenarbeit zwischen den Staaten gefördert werden?
Ein Zaun trennt in Heiligendamm die G8-Staaten und ihre Gegner. Jeder möchte sich vor denen auf der anderen Seite geschützt wissen. Ein Dialog auf Augenhöhe ist so nicht möglich.
Weitere Informationen:
G8-Gipfel-Info: www.g8-germany.info/deutsch/links.htm
Nora-Vanessa Wöhlert, Fabian May