Alles Elite?

Die FU ist nun Elite-Uni. Des einen Stern­chen ist dem ande­ren der Dorn im Auge.

„Von bun­des­weit glei­cher Qua­li­tät redet nie­mand mehr“, stellte die FAZ schon 2006 fest. Schaut man sich die Karte mit den Bil­dungs­leucht­tür­men an, wird man dem nicht wider­spre­chen. Baden-Würt­tem­berg ver­fügt nun schon über vier Elite-Unis, in ganz Ost-Deutsch­land befi ndet sich aller­dings keine ein­zige. Mit der Freien Uni­ver­si­tät hat es wenigs­tens eine Ber­li­ner Hoch­schule in den erlauch­ten Kreis der Elite geschafft und darf sich wie die ande­ren exzel­len­ten Hoch­schu­len über etwa 100 Mil­lio­nen Euro Extra-Zuschüsse freuen.

 

Der Wett­be­werb um den Titel Elite-Uni­ver­si­tät” ist Teil der deutsch­land­wei­ten Exzellenzini­tiative der Deut­schen For­schungs­ge­sell­schaft und des Wis­sen­schafts­rats. Die Exzel­lenz­in­itia­tive hat sich viele Ziele gesetzt: Spit­zen­for­schung för­dern, Qua­li­tät der Hoch­schul­bil­dung erhö­hen und in der Breite ver­bes­sern, den Wis­sen­schafts­stand­ort Deutsch­land nach­hal­tig stär­ken sowie die Spit­zen im Uni­ver­si­täts- und Wis­sen­schafts­be­reich sicht­bar machen. Dazu werden nun 39 Gra­du­ier­ten­schu­len, 37 Exzel­lenz­clus­ter und neun Zukunfts­kon­zepte (“Elite-Uni”) geför­dert. Wer Elite-Uni werden will, muss min­des­tens eine Gra­du­ier­ten­schule und ein Exzel­lenz­clus­ter vor­zei­gen können. Finan­ziert wird die Exzel­lenz­in­itia­tive haupt­säch­lich vom Bund, ein Vier­tel zahlen die Länder. Bis 2011 stehen ins­ge­samt 1,9 Mil­li­ar­den Euro zur Ver­fü­gung das meiste geht an die Elite-Unis.

Unis zwei­ter Klasse
 
Nicht nur Neider kri­ti­sie­ren die Ergeb­nisse in der Exzel­lenz­in­itia­tive: Beim FU-AStA wurde die Ent­schei­dung mit Bestür­zung auf­ge­nom­men”, durch die Ver­lei­hung des Titels Elite-Uni­ver­si­tät” werde eine frag­wür­dige Poli­tik des FU-Prä­si­di­ums” belohnt. Außer­dem geht der AStA davon aus, dass der Lan­des­an­teil für die För­de­rung aus dem Etat für Hoch­schu­len komme, dieser sei gekürzt worden.

Der stu­den­ti­sche Dach­ver­band fzs” rech­net vor, was mit dem Geld für die Exzel­lenz­i­nia­tive gemacht werden könne. Dieses reiche aus, um 100.000 Stu­die­ren­den ihr gesam­tes Stu­dium zu finan­zie­ren. Auch der Eli­ten­for­scher Michael Hart­mann beklagt, dass mit der Exzel­lenz­in­itia­tive eine hohe For­schungs­qua­li­tät in der Breite ver­lo­ren gehe. Wäh­rend die Elite-Unis viel Geld bekom­men, würden die übri­gen Uni­ver­si­tä­ten zwar förm­lich nicht zurück­ge­stuft, de facto aber in die untere Liga ein­ge­ord­net.” Stu­die­rende befürch­ten, dass für die Lehre nicht viel her­um­kommt bei der Exzel­lenz­in­itia­tive. In der Folge werden künf­tig For­schung und Lehre sogar räum­lich getrennt.” Der Sozio­loge Richard Münch befürch­tet eine wei­tere Abkehr vom Ideal der Ein­heit von For­schung und Lehre”.

Gemein­sam mit der Wirtschaft
 
Vie­ler­orts gibt es Kritik, dass die Exzel­lenz­in­itia­tive die Öko­no­mi­sie­rung der Hoch­schu­len vor­an­treibe, es werde nur noch erforscht, was wirt­schaft­lich ver­wert­bar ist die TU Mün­chen hat 2007 mit dem Zukunfts­kon­zept TUM. Die unter­neh­me­ri­sche Uni­ver­si­tät” gewon­nen. Auch auf dem Merk­blatt zu den Exzel­lenz­clus­tern heißt es, eine Koope­ra­tion mit der Indus­trie sei wün­schens­wert”, in dem Fall sei der gegen­sei­tige Nutzen von Wis­sen­schaft und Wirt­schaft deut­lich herauszustellen.”

Die FU macht dies schon seit gerau­mer Zeit. Sie stellt heraus, wie viel Geld sie aus der Wirt­schaft erhält, soge­nannte Dritt­mit­tel. Für Bil­dungs­mi­nis­te­rin Annette Scha­van (CDU) ist all das eine Erfolgs­ge­schichte: Die Exzel­lenz­in­itia­tive schreibt Wis­sen­schafts­ge­schichte.” Sie möchte eine Wei­ter­füh­rung des Wett­be­werbs über 2011 hinaus.